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Wie schick muss eine Schutzhütte sein?

Erst wollte die Stadt Sebnitz zwei Hütten abreißen. Jetzt will sie die teuer sanieren. Das ist unnötig, sagen Bürger, die sie pflegen.

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© Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Auf den ersten Blick ist kein Schaden auszumachen. Die Bänke und Tische sind äußerlich intakt. Nicht mehr nagelneu und nicht piekfein, aber das erwartet sicher auch kein Wanderer, der hier zur Rast seine Brote auspackt. Umso größer war bei einigen Hertigswaldern die Verwunderung, als die Stadt Sebnitz Ende November bekanntgab, die beiden Schutzhütten an der Hohen Straße abreißen zu wollen. Der Grund: Vandalismus.

Die beiden Holzunterstände an dem Wanderweg zwischen Ottendorf und Hertigswalde seien massiv beschädigt worden, hieß es – zum wiederholten Mal. Diesmal kippten Unbekannte eine ölige Flüssigkeit über die Tische und Bänke. Diese müssten nun abgeschliffen oder ganz erneuert werden, erklärte das Rathaus. Das koste 2 500 Euro. Es sei nicht zumutbar, dies aus Steuergeldern zu finanzieren. Zuvor waren 2017 bereits 4 000 Euro für Reparaturen in die Hütten geflossen.

Die Nachricht vom geplanten Abbau der Schutzhütten stieß jedoch auf Widerspruch. Gleich mehrere Einwohner riefen im Rathaus an, weil sie die Reaktion für übertrieben hielten. Sie wollten die Hütten wieder aufmöbeln. Die Stadt startete daraufhin eine Spendenaktion zum Neujahrsempfang. Insgesamt stehen jetzt rund 2 500 Euro aus Spenden für die Hütten zur Verfügung, erklärt die Verwaltung.

Aber ist der ganze Aufwand tatsächlich nötig? Landwirt Wilhelm Baues, der außerdem für die CDU im Stadtrat sitzt, sagt: nein. Der Hertigswalder hat zusammen mit einigen anderen Anwohnern seit Jahren ein Auge auf die Hütten und beräumt dort zurückgelassenen Müll, wenn er vorbeikommt. Die Ehrenamtlerin Inge Tannert putzt sie regelmäßig. „Die Aktion ist total überzogen“, sagt Baues. Er hat die Flüssigkeit einfach weggewischt. Die Schutzhütten seien in passablem Zustand. Erst am Silvesterabend habe eine Gruppe von Ausflüglern dort gesessen, beschwert hat sich keiner. Die Hölzer aufwendig abzuschleifen, hält er für unnötig. Das gesammelte Geld solle lieber aufgehoben werden, bis mal eine ernste Reparatur fällig ist.

Die Stadt sieht das anders. Am 3. Januar gab es eine Ortsbegehung mit der Tischlerei Sonnenmühle aus Sebnitz. „Die Fachfirma hat bestätigt, dass die Verunreinigung durch Dieselkraftstoff entstanden ist“, erklärt Stadtsprecherin Kerstin Nicklisch. Diesel verflüchtige sich nicht und bleibe lange im Holz. Das bloße Reinigen der Flächen sei nicht ausreichend, da ein Film des Diesels verbleibt. Verschmutzte Kleidung von Wanderern wäre abzusehen. Abgesehen davon, sei die Geruchsbelästigung permanent vorhanden. Das Fazit: Die Schutzhütten seien damit unbrauchbar und müssten bis zum Frühjahr gesperrt bleiben. Die verunreinigten Sitzbänke sollen jetzt neu hergestellt, die Tischhölzer abgeschliffen und mit frischen Lasur versehen werden. Im Frühling ist ein Arbeitseinsatz an den Hütten geplant.