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US-Armee wieder auf der Durchreise

Auf Sachsens Straßen und Schienen rollen amerikanische Truppen gen Osten. Grund ist ein Manöver Anfang Juni.

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© F. Bernhardt

Von Alexander Buchmann, Peter Gärtner und Stephan Lorenz

Mehrere Tausend Fahrzeuge und Soldaten der US-Armee machen sich seit Dienstag auf den Weg nach Osteuropa. Ziel sind Übungsplätze in Estland, Lettland, Litauen und Polen, wo vom 3. bis 15. Juni das Großmanöver „Saber Strike 18“ stattfindet.

An der bereits achten Übung dieser Art nehmen rund 18 000 Soldaten aus 19 Ländern teil – darunter auch Soldaten der Bundeswehr. Zu dem Manöver machen sich nun über 2 000 Fahrzeuge und 7 000 Soldaten der US-Armee auf den Weg von Süddeutschland nach Osteuropa. Weil nahezu parallel auch die Truppen der Operation „Atlantic Resolve“ ausgetauscht werden, die dem Schutz der osteuropäischen Flanke der Nato dienen soll, kommen noch weitere Transporte hinzu.

Am Mittwoch sind die ersten Fahrzeuge in der Wettiner-Kaserne in Frankenberg bei Chemnitz angekommen. Diese wird von den amerikanischen Soldaten als Rast- und Auftankstation auf dem Weg nach Polen genutzt. Der dortige Presseoffizier Sebastian Grünberg erklärt: „Die Wettiner-Kaserne ist vor allem zuständig für den technischen Dienst: Fahrzeuglampen, Reifendruck und Ölstände überprüfen.“ Zudem müssten auch bei Militärtransporten Rastpausen eingehalten werden. „Das sind in der Regel Ruhezeiten zum Erfrischen und Ausspannen.“ Wichtig sei die Kaserne jedoch vor allem für das Auftanken der Geländewagen, Transporter und zum Beispiel der Stryker-Radschützenpanzer. „Das entlastet die öffentlichen Autobahn-Raststätten, die wir möglichst von Militärtransportern freihalten wollen“, sagt Grünberg.

Frankenberg ist für die Soldaten eine willkommene Station. US-Kolonnenführerin Maddy Fillaton sagt, die Tour sei bislang ohne Probleme verlaufen. „Wir freuen uns jetzt aber über die Pause und das Auftanken.“ Frankenberg sei für die meisten der Soldaten hier in den vergangenen Jahren bereits öfter Rastplatz gewesen.

Den 126 Fahrzeugen und 680 Soldaten, die am Mittwoch angekommen sind, werden weitere Truppen folgen. Laut Michael Huth, Pressesprecher der U.S. Army Europe, sind 42 Konvois mit insgesamt über 3 000 Soldaten geplant. Sie fahren über Rheinland-Pfalz, Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt nach Sachsen und von hier aus weiter nach Polen. Jeder dieser Konvois bestehe aus maximal 20 Fahrzeugen, die auf ihrem Weg auch auf der A4 unterwegs seien. 13 weitere Kolonnen mit insgesamt 800 Soldaten fahren über Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg nach Osteuropa. Schweres Gerät wird auf Zügen transportiert.

Nach Angaben von Oberstleutnant Ludger Terbrüggen von der Streitkräftebasis Bonn fand die letzte vergleichbare Nato-Übung mit langen Konvois auf deutschen Autobahnen 1993 statt. Michael Huth betont aber, dass die US-Armee im Straßenverkehr die gleichen Regeln befolgen müsse wie alle anderen auch. Außerdem werde vom Logistikkommando der Bundeswehr genau vorgegeben, wann die Truppen auf welcher Strecke unterwegs sein dürften.

Alle neun Monate werden die US-Brigaden für die Operation „Atlantic Resolve“ ausgetauscht, das sind mehr als 3 000 Soldaten samt Ausrüstung. Damit soll zum einen das schnelle Verlegen größeren Truppenverbände geübt werden. Zum anderen wird so die Nato-Russland-Grundakte von 1997 eingehalten, in der das Nordatlantik-Bündnis zusagte, es werde keine „zusätzlichen substanziellen Kampftruppen dauerhaft stationieren“.

Die Rotationen gingen in Deutschland zuletzt vergleichsweise geräuschlos über die Bühne. Anders war das im Januar 2017, als das gesamte militärische Gerät über Bremerhaven eingeführt wurde. Seit Oktober vorigen Jahres nutzen die US-Streitkräfte auch den Hafen von Danzig.

Während in Polen regelmäßig Willkommensfeiern stattfinden, sind die Manöver in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung umstritten. So monierten Kritiker aus Sachsen das Fehlen von Hoheitszeichen an Fahrzeugen. Bei der Bundeswehr heißt es dazu lapidar: Der Stern in verschiedenen Varianten der US-Streitkräfte sei in Ostdeutschland eben noch gewöhnungsbedürftig. (mit fp)