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Überraschung im Lößnitzbad

Der Natursee lockt Gäste aus der ganzen Umgebung an. Ab Sonntag gibt es einen Grund mehr zum Badbesuch.

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© Arvid Müller

Von Ulrike Keller

Radebeul. Das Experiment hat sich gelohnt. In der Hitze des Sonnabendnachmittags weiß Familie Krüger aus Dresden-Friedrichstadt ihr schattiges Plätzchen im Lößnitzbad sehr zu schätzen. Im Wasser waren alle Familienmitglieder schon. Nun vertreiben sich Mutti Nancy, Papa Raul, Sohnemann Marian und Tochter Hanka die Zeit mit einer Runde Strandball auf der Decke. „Es ist schön hier“, sagt Nancy Krüger. „Einfach Natur, und durch die Bäume hat man einen Wechsel von Sonne und Schatten.“

Ihr Mann lacht. „Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt“, gesteht Raul Krüger. Bei der Recherche nach einem Freibad in der Umgebung entdeckte er zufällig das Lößnitzbad wieder. Der letzte Besuch hier lag schon sechs Jahre zurück. Was ihn jetzt allerdings skeptisch machte, war die Angabe „Eintritt frei“. Raul Krüger: „Ich dachte, das klingt doch, als ob die Stadt kein Geld mehr hätte, und die Anlage nicht mehr bewacht und bewirtschaftet wird.“

Tatsächlich wurde das Bad im Frühjahr 2017 in eine offene Badestelle umgewandelt, die nicht mehr bewacht wird. Dieser Schritt war in der Bevölkerung auf Kritik gestoßen. Langjährige Stammgäste befürchteten, die Anlage werde sich selbst und damit der Verwahrlosung überlassen. Dass dem nicht so ist, wurde schon im Laufe der vergangenen Saison deutlich.

Auch Krügers sind vor Ort positiv überrascht und froh, das Experiment gewagt zu haben. Nancy Krüger empfindet es ohne Bademeister sogar als angenehmer. „Die haben strikt auf das Einhalten der Regeln geachtet und häufig mit den Badegästen gemeckert“, erinnert sie sich. „Ich weiß, sie haben ihren Job getan, aber die ständige Unruhe hat mich damals gestört.“

Das gesamte Bad macht auf die Familie einen recht guten Eindruck. „Alles ist nicht mehr neu, aber ordentlich in Schuss“, sagt Raul Krüger. Es gibt Mülleimer, und zwar so reichlich an der Zahl, dass sie trotz der vielen Besucher am frühen Abend noch nicht überquollen. Die Toiletten sind sauber und auch mit Toilettenpapier und Bürste ausgestattet. Um das Naturgewässer herum ist der Rasen gemäht. Die befestigten Grillplätze werden fleißig zum Braten genutzt – und nicht nur diese, was so manchen Badegast auf der Wiese unfreiwillig einnebelt. An den Tischtennisplatten herrscht Spielbetrieb. Und richtig witzig findet Raul Krüger, dass das frühere Kinderplanschbecken zum Buddelkasten umfunktioniert wurde.

Wie steht’s mit dem Wasser? Nicht zu kalt, zwar trüb, aber sauber, schätzt die Krüger-Family ein. Sie hatte sich auf mehr Algen eingestellt. Diese sorgen allerdings auf den unteren Stufen für tückische Glätte. „Unsere Tochter ist ausgerutscht auf der glitschigen Schicht“, erzählt Nancy Krüger. Dauerbadegäste im Lößnitzbad kennen die Gefahr. „Dass man besonders auf den letzten Stufen aufpassen muss, war schon in den vergangenen Jahren so. Auch, als das Bad noch bewacht war“, berichten sie.

Raul Krüger zieht eine Flasche Radler aus der Tasche, mitgebracht. Der weitere Proviant umfasst Wasser und Äpfel. Was bei dem neunjährigen Marian nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst. Auf den benachbarten Decken verpflegen sich die Sonnenanbeter unter anderem mit Heidelbeeren, Keksen und Steaks. Mutti Nancy räumt ein: „Wenn es hier Eis gäbe oder Pommes, das wäre schon schön.“

Dieser Wunsch vieler Badgäste geht schon sehr bald in Erfüllung. Am Sonntag, dem 3. Juni, eröffnet die benachbarte Gaststätte wieder. Den orangefarbenen Flachbau an der Fabrikstraße, gleich neben dem Eingang ins Lößnitzbad, hat der Radebeuler Koch und Gastronom Michael Wilk für fünf Jahre gepachtet. Vielen ist der 48-Jährige bestens bekannt als Inhaber und Küchenchef von „Michas Leibspeiserei“ in Radebeul-Ost. „Die Leute aus Radebeul-West sagen schon lange: Wir müssen immer so weit fahren“, erzählt er. Nun können sie auf kurzem Wege in die neue „Kuchenbude“ kommen, wie das Lokal heißen soll.

Ab dem 4. Juni ist von montags bis freitags Mittagstisch mit verschiedenen Gerichten geplant. Anders als in der „Leibspeiserei“ soll es hier – dem Namen „Kuchenbude“ gemäß – immer frisch gebackenen Kuchen geben. Auch Eis wird ständig im Angebot sein. Dabei hat sich das Team für die Kreationen der preisgekrönten Firma Nepple Eis aus Dresden entschieden.

Wenn sich viele Gäste im Bad tummeln, soll zusätzlich – auch am Wochenende – über die Mittagszeit hinaus der Imbiss geöffnet sein. Dieser folgt ebenfalls einem etwas anderen Konzept. „Pommes und Currywurst wollen wir gerade nicht machen“, verrät Michael Wilk. „Stattdessen zum Beispiel Kartoffelecken mit einem leichten Dip und Salate.“

Die Verbindungstür zwischen Gaststättenterrasse und Lößnitzbad muss leider geschlossen bleiben, weil eine offene Badestelle keinen Imbiss vorhalten darf. Familie Krüger aus Dresden freut sich trotzdem über die Neuigkeit. „Dann geht man eben die paar Meter außen rum“, sagt Nancy Krüger. Und Kartoffelecken findet sie mindestens genauso lecker wie Pommes.