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Rätselhafter Tod der Elchkuh

Die genaue Ursache bleibt unklar. Aber im Wildgehege Moritzburg hat man einen Verdacht und will nun vorsorglich handeln, um die beiden Jungtiere zu schützen.

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© Sven Görner

Von Sven Görner

Moritzburg. Die Freude war groß, als es im vergangenen Juni im Wildgehege Moritzburg wieder Elchnachwuchs gab. Und auch die Hoffnung dass es die beiden kleinen Kälber diesmal schaffen würden.

Denn die 2016 geborenen Zwillinge der Elchkuh waren nicht einmal über den Sommer gekommen. Und auch in den Jahren zuvor hatte es beim Wappentier der zum Forstbezirk Dresden gehörenden Einrichtung immer wieder Todesfälle gegeben. Nicht nur beim Nachwuchs. Die letzte erfolgreiche Aufzucht der großen, aber auch sehr anspruchsvollen Tiere lag immerhin schon sieben Jahre zurück. Da wünschten sich die Verantwortlichen diesmal ein Happy End. Was die beiden jungen Kälbchen angeht, gibt es das bisher auch. Beide haben sich prächtig entwickelt und präsentieren sich den Besuchern auch jetzt sehr vital, wie Markus Biernath, der Leiter des Forstbezirks, sagt.

Umso trauriger war der Verlust, der das Wildgehege Mitte Dezember traf. Die erst 2015 nach Moritzburg geholte junge Elchkuh erkrankte und verendete trotz sofortiger Behandlung durch den Tierarzt nach wenigen Tagen (die SZ berichtete). Glück im Unglück. Ihre Zwillinge waren da schon groß genug und nicht mehr auf sie angewiesen.

Nach dem Tod der beiden Mini-Elche im Jahr 2016, von denen aber nur einer untersucht werden konnte, weil der andere schon zu stark verwest war, stellte sich mit dem neuen Fall natürlich vor allem auch die Frage, ob die drei Gemeinsamkeiten aufweisen und was der Auslöser für das Verenden der Tiere gewesen sein könnte. Und schließlich nicht zuletzt, ob sich aus den Erkenntnissen Maßnahmen ableiten lassen, um die beiden Jungtiere und ihren Vater, den schon in die Jahre gekommen Bullen, vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.

Doch ganz so klare und eindeutige Ergebnisse, wie es sich die Forstleute erhofft hatten, liefert der Befund der Landesuntersuchungsanstalt nun aber offenbar nicht, wie die SZ auf Nachfrage beim Forstbezirk Dresden erfuhr. „Bei der Elchkuh wurden Leptospirose-Erreger festgestellt, die auch schon bei einem der toten Elchbabys nachgewiesen worden waren“, sagt der Forstbezirksleiter. „Aber nicht in solch einem Umfang, dass sie zum Tod geführt hätten.“

Bedacht werden muss dabei allerdings auch, dass die Elchkuh zuvor noch mit hoch dosierten Antibiotika behandelt worden war. Durch diese könnte die Anzahl der Erreger möglicherweise reduziert worden sein. Die Leptospirose-Bakterien können sowohl die Leber schädigen als auch zu inneren Blutungen führen. Die sowohl bei der Elchkuh als auch bei dem Kälbchen im Vorjahr diagnostizierte Gelbsucht ist ein Symptom dafür.

Festgestellt worden sei bei der Untersuchung zudem ein Ungleichgewicht im Mineralienhaushalt der Elchkuh, so Markus Biernath weiter. Die Ursache für ihren Tod sei aber auch das nicht gewesen. Clostridien wie sie ebenfalls beim kleinen Elch festgestellt worden war, wurden diesmal indes nicht nachgewiesen.

Übertragen werden können die Leptospirose-Erreger unter anderem durch den Urin von Nagetieren. „Eine Eintragsquelle dafür könnte der kleine Wasserlauf sein, der neben der Futterstelle in die Elchanlage kommt“, sagt Markus Biernath. Das Wasser kommt direkt aus dem Nutriagehege. Zwar gebe es kein Beleg dafür, dass Erreger von dort kommen, „aber wir wollen trotzdem kurzfristig Maßnahmen ergreifen, damit das Wasser nicht mehr zu den Elchen fließt“, sagt der Forstbezirksleiter. Kurzfristig heiße, sobald es das Wetter zulässt, spätestens bis zum Frühjahr.

Ob damit das Risiko für die drei Elche verringert wird, lässt sich indes schwer sagen. „Elche sind sehr anspruchsvolle und auch anfällige Tiere.“