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Klebeeffekt für neue Lehrer

Die Mehrheit der Lehramtsstudenten an Sachsens Hochschulen will auch hier arbeiten. Es könnten noch mehr werden.

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© dpa

Von Andrea Schawe

Weiblich, mit einem anstrengenden Fach, aber zufrieden, und mit einer beruflichen Zukunft in Sachsen: Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Befragung zum Lehramtsstudium in Sachsen. Fast 1 300 Studenten der fünf Lehrämter an der TU Dresden, der Universität Leipzig und der TU Chemnitz haben an der Studie teilgenommen.

Mehr Studienplätze wegen Lehrermangels

Seit 2012 haben die sächsischen Hochschulen die Zahl der Studienplätze enorm aufgestockt. Im Wintersemester 2017/18 wurden an den Universitäten in Dresden, Leipzig und Chemnitz etwa 2 400 Studenten für ein Lehramt immatrikuliert. 2009 waren es nur knapp 1 000. „Damit sind die Hochschulen an der Kapazitätsgrenze“, sagt Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD). Noch voraussichtlich bis 2024 wird der Freistaat in dieser Größenordnung Lehrer ausbilden.

Mehr als die Hälfte der Studenten kommt aus Sachsen

57 Prozent der Lehramtsstudenten haben ihr Abitur in Sachsen gemacht – mehr als in allen anderen Studiengängen an den Unis. Zukünftige Grund- und Oberschullehrer sind besonders heimatverbunden. Bei der Wahl der Hochschule sind ihnen die Nähe zum Heimatort oder zu Freunden, Partnern oder Familie deutlich wichtiger als anderen Studenten. Ein Drittel der Lehramtsstudenten kommt aus anderen ostdeutschen Bundesländern, 13 Prozent aus dem Westen. Für sie zählen an erster Stelle die Lebensqualität und das kulturelle Angebot am Studienort, an zweiter Stelle folgen die geringen Lebenshaltungskosten.

Lehramtsstudenten sind mit der Qualität des Studiums zufrieden

Gerade, weil sich die Zahl der Studenten deutlich erhöht hat, sei es wichtig, die Qualität des Studiums zu überprüfen, sagt Ministerin Stange. 54 Prozent gaben in der Befragung an, mit der aktuellen Studiensituation zufrieden zu sein. Besonders gut schneidet das Studium der Sonderpädagogik ab, das nur an der Uni Leipzig angeboten wird. Probleme haben dagegen vor allem Studenten, die in naturwissenschaftlichen Fächern Lehrer werden wollen. „Die Klagen vor allem im Fach Mathematik sind uns seit Längerem bekannt“, so Stange. Die Hochschulen würden an Verbesserungen im Studienablauf arbeiten. An der TU Dresden gibt es mittlerweile gesonderte Mathe-Seminare für Lehramtsstudenten.

Studium und Familie lassen sich schlecht vereinbaren

Im Wintersemester 2017/18 waren 68 Prozent der Studenten mit Ziel Lehramtsabschluss Frauen. Besonders hoch ist ihr Anteil mit 92 Prozent im Grundschullehramt, auch 89 Prozent der Studenten der Sonderpädagogik sind weiblich. Das bringt Probleme mit sich: Jeder Vierte gab an, sich um Kinder kümmern oder ältere Familienmitglieder pflegen zu müssen. Vor allen bei angehenden Grundschul- und Berufsschullehrern ist der Anteil hoch. „Wir brauchen mehr Flexibilität im Studienablauf und mehr Möglichkeiten des Teilzeitstudiums“, schlägt Karl Lenz vor, der Leiter des Kompetenzzentrums für Bildungs- und Hochschulforschung an der TU Dresden.

Lehramtsstudenten fühlen sich mehr gefordert als andere

Die Leistungsaspekte im Studium schätzen 73 Prozent der Studenten als belastend ein. Das sind mehr als bei allen anderen Befragten. Lehrer zu werden sei eine Herausforderung, so die Wissenschaftsministerin. Die Studenten müssten zwei Fächer und zusätzlich Bildungswissenschaften in der verfügbaren Zeit lernen. 34 Prozent erleben ihre finanzielle Lage als belastend. Dem Einstieg ins Berufsleben sehen Lehramtsstudenten gelassen entgegen. Während fast jeder vierte Universitätsstudent die unsicheren Berufschancen als starke Belastung nennt, sind es bei den Lehramtlern nur neun Prozent.

Berufseinstieg in Sachsen für Mehrheit eine Option

Mehr als die Hälfte der Befragten möchte an einer Schule in Sachsen das Referendariat machen und in den Beruf starten. Weitere 24 Prozent schließen einen Berufseinstieg im Freistaat nicht aus, möchte sich aber auch deutschlandweit oder im Ausland bewerben. Von den Studenten, die aus Sachsen kommen, wollen sogar 73 Prozent ausschließlich hier in den Lehrerberuf starten. Für 31 Prozent spricht eine zu geringe Bezahlung gegen den Vorbereitungsdienst in Sachsen. Weitere 27 Prozent geben die fehlende Verbeamtung als Grund an. Erst nach der Befragung hat die Regierung beschlossen, Lehrer und Referendare zu verbeamten und besser zu bezahlen. Damit habe sie „die Voraussetzungen geschaffen, damit die bei uns ausgebildeten jungen Lehrer künftig auch mehrheitlich bei uns bleiben“, sagt Ministerin Eva-Maria Stange.