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Dramatisches Baumsterben an Sachsens Straßen

Tausende Bäume werden weiterhin jedes Jahr gefällt. Die Zahl der Nachpflanzungen hat dagegen ein Rekordtief erreicht.

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© dpa

Von Gunnar Saft

Dresden. Das Baumsterben an den sächsischen Staats- und Bundesstraßen hat eine bedrohliche Dimension erreicht. So wurden dort allein im vergangenen Jahr insgesamt 7 414 Bäume gefällt und gleichzeitig lediglich 896 neue Bäume angepflanzt. Das geht aus der Antwort von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage des Landtagsabgeordneten Wolfram Günther (Grüne) hervor.

Die Zahl der neugepflanzten Straßenbäume ist damit in dem Zeitraum von 2010 bis 2017 auf einen absoluten Minusrekord gesunken, während der Umfang der durchgeführten Baumfällungen konstant bleibt. So verschwinden durch Abholzung jährlich zwischen 6 500 bis 8 200 Bäume. Hält diese Entwicklung an, wird es spätestens in rund 35 Jahren keinen einzigen Baum mehr an einer Staats- oder Bundesstraße im Freistaat geben.

Günther drängt nun zum Handeln. „Ich fordere die Staatsregierung auf, bei Fällungen ausreichend nachzupflanzen. Der von uns geforderte Ausgleich für die Verluste durch Fällungen wurde nicht annähernd erreicht. Selbst von der Minimalforderung zumindest die Anzahl der Straßenbäume gleichbleibend zu halten, ist man in Sachsen weit entfernt.“ So seien im Vorjahr nur noch zwölf Prozent aller gefällten Straßenbäume ersetzt worden. Der Politiker verweist darauf, dass Straßenbäume nicht nur von hoher ökologischer Bedeutung sind, sondern als Baumalleen auch landschaftsprägend. Leider hätten sie aber bei der Staatsregierung keine Lobby. „Die Säge ist schnell angesetzt, um Bäume als Hindernis für Baumaßnahmen oder aus Gründen der Verkehrssicherung zu beseitigen.“ Zusätzlich würden viele Bäume durch maschinelles Mähen, landwirtschaftliche Arbeiten bis direkt an den Baumstamm heran oder durch massiven Streusalzeinsatz verletzt und sterben dann ab.

Im Jahr 2010 lag die Gesamtzahl der Straßenbäume im Freistaat noch bei mehr als 257 000. Seitdem wurden landesweit etwa 60 000 Bäume abgeholzt und es kam zu ungefähr 22 000 Neuanpflanzungen. Damit wurden nur etwa 37 Prozent des Bestandes ersetzt – mit stark sinkender Tendenz. So wurde in einzelnen Regionen zuletzt überhaupt nicht mehr nachgepflanzt. Zurzeit gibt es in Sachsen noch knapp 222 000 Straßenbäume, darunter 41 000 Alleebäume.

Als Gründe für das massive Abholzen gibt die Staatsregierung vor allem die nötige Sicherheit für den Straßenverkehr an. Zudem würden Bäume ersatzlos gefällt, wenn sie vor Ort zu dicht gesetzt wurden. Dazu gebe es Fälle von Überalterung oder Erkrankung. Bei den notwendigen Fällungen würden oft Ausgleichsmaßnahmen abseits der Straßen erfolgen – unter anderem durch das Anlegen von Streuobstwiesen.