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Ärger um Schwanen-Abschuss

Bei Commerau wurden Schwäne geschossen. Das stößt auf Kritik - ist aber rechtens.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Commerau. Schwäne sind imposante, ja manchmal majestätisch wirkende Tiere. Viele Besucher im Heide- und Teichland erfreuen sich daran, wenn sie auf den Teichen schwimmen. Deshalb ist es zum Beispiel für Gerd Schieber aus Truppen nicht nachvollziehbar, wenn Schwäne geschossen werden. Noch zumal momentan Schonzeit ist und erst ab dem 1. November auch Schwäne geschossen werden dürfen. Schieber will dies am liebsten ganz verbieten, doch laut Gesetz sind Schwäne jagdbar.

In diesem Fall kreidet Gerd Schieber einem Jäger aus Commerau an, dass er die Tiere geschossen und dann noch auf seinem Grundstück zerlegt hat. Das ist für ihn einfach nicht nachvollziehbar, sagt Gerd Schieber. Doch in diesem Fall hat der Abschuss der Tiere einen wichtigen Grund. Dr. Gert Füllner, Leiter des Referats Fischerei im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist nicht nur für die Fischereischule in Königswartha, sondern auch für die Lehr- und Versuchsteichwirtschaft in Entenschenke. Dort werden derzeit Untersuchungen zum Thema Futter gemacht. Christian Paulick aus Commerau arbeitet dort und hat genau, wie sein Chef beobachtet, dass jeden Tag zwischen 60 und 100 Höckerschwäne auf die Versuchsteiche kommen, wenn gefüttert wird. „Wir fahren immer mit dem Multicar an die Teiche, um die Futtermengen zu verteilen“, sagt Christian Paulick. Das sei für die ringsum angesiedelten Schwäne das Zeichen, dass es nun etwas Gutes gibt. „Wir haben deshalb überlegt, wie wir die Schwäne davon abhalten können“, sagt Paulick. „Die in der Versuchsteichanlage angelegten Exaktversuche werden vom extrem hohen Bestand an Höckerschwänen erheblich gestört“, sagt Dr. Füllner. Die Schwäne fressen den Fischen Futter weg, dessen Menge niemand einschätzen kann. Außerdem stören die Schwäne die dort fressenden Fische, wenn sie nach dem Futter gründeln. Und nicht zuletzt kann niemand einschätzen, wie viel Nährstoffe durch Kot und Federn der Höckerschwäne in die Teiche kommt. Diese Faktoren veranlassten die Verantwortlichen, bei der Unteren Jagdbehörde einen Antrag auf vorzeitigen Abschuss von Tieren zu stellen. Allerdings nur bis zu einer Zahl, bei der erreicht wird, dass die Versuche wieder störungsfrei weitergeführt werden können. Der zuständige Jagdpächter ist Christian Paulick. Genehmigt wurden 30 Tiere. Bedingung war allerdings, dass keine Elterntiere geschossen werden, um „soziale Strukturen nicht zu zerstören“, so Anne Matthies-Umhau, Referentin Öffentlichkeitsarbeit im LfULG.

Population verringert

Mittlerweile ist wieder Ruhe an den Versuchsteichen eingekehrt. Christian Paulick hat versucht, durch einen Trick die Schwäne zu vertreiben. War der Multicar zunächst das Zeichen, dass es gleich Futter gibt, sollte er nun die Tiere erschrecken. Wenn der Multicar losfuhr, wurde geknallt und geschossen. „Die Schwäne haben gesehen, dass einige eben auch umfielen, wenn wir sie geschossen haben“, sagt Paulick. Nachdem 24 Tiere geschossen waren, hat sich die Population der Tiere in der Anlage verringert. „Wir konnten so das Problem in den Griff bekommen“, sagt Dr. Füllner. – Diese Maßnahme war noch vor Ende der Schonzeit notwendig, weil ja im November die Teiche bereits alle abgefischt sind.

Für den Königswarthaer Bürgermeister Swen Nowotny (CDU) ist es dennoch nur bedingt logisch. Denn Gerd Schieber hat sich auch an ihn gewandt. „Wenn die Fischwirte es aus wirtschaftlicher Sicht heraus gefordert hätten, hätte ich es verstanden. Aber steht für eine Versuchsanlage die Forschung über dem Naturschutz“, fragt Nowotny. Allerdings sagt er auch, dass er es aus wissenschaftlicher Sicht natürlich nicht beurteilen kann. Auch für ihn sind Schwäne schützenswerte Tiere. Und er fragt sich natürlich, warum in jedem Winter die Feuerwehr angefrorene Schwäne von den Teichen rettet, wenn sie auch abgeschossen werden können.

Einen Vorwurf nimmt sich Christian Paulick an: „Ich hätte die Tiere in der Halle zerlegen sollen, damit es niemand sehen muss“, sagt er. Verteidigt aber, dass er das Fleisch, Brust und Keulen, verwertet und nicht wegwirft. Und es ärgert ihn, dass die Bürger, die sich daran stören, nicht mit ihm sprechen. „Dann könnte man vielleicht Verständnis wecken“, so Paulick.