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Abgehängt

Wegen eines Sturmschadens ist das Telefon im Berggasthof auf dem Czorneboh tot – seit fünfeinhalb Wochen. Der Wirt ist sauer.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Cunewalde. Still ist es im Berggasthof auf dem Czorneboh. Mitten in der Woche zieht es nicht unbedingt Wanderer auf den Berg, erst recht, wenn es so trüb ist wie dieser Tage. „Aber am Wochenende haben wir fast immer volles Haus“, sagt Wirt Elmar Ladusch. Vor allem Sonntagmittag bleibe meist kein Tisch frei. „Deshalb empfehlen wir den Leuten, vorher anzurufen.“ Doch seit fünfeinhalb Wochen klingelt kein Telefon. Nicht etwa, weil niemand Plätze reservieren möchte. Nein, der Anschluss ist tot – wieder einmal.

Auslöser war diesmal Sturm „Herwart“ am letzten Oktober-Sonntag. „Es war wirklich schlimm an diesem Tag, wir mussten deshalb auch eher schließen“, denkt Elmar Ladusch zurück. Er habe noch Gäste angerufen, die bestellt hatten, und ihnen geraten, nicht auf den Berg zu kommen. Aus Sicherheitsgründen. Denn viele Bäume hielten dem Sturm nicht stand, knickten um. Was „Herwart“ im Wald am Czorneboh angerichtet hat, ist auch fünfeinhalb Wochen später noch deutlich zu sehen. Elmar Ladusch wird aber auch ohne den Anblick umgeknickter Bäume jeden Tag an den Sturm erinnert. Denn seitdem klingelt in der Baude kein Telefon mehr.

Besonders ärgerlich: Wer die Nummer wählt, höre ein Freizeichen und wundere sich, warum keiner rangeht. Dabei sei bis auf den Ruhetag am Dienstag regulär geöffnet. Nur montags wird übern Winter, wenn nicht so viel los ist, schon 15 Uhr zugemacht. „Manche Leute haben uns schon gefragt, ob wir es nicht mehr nötig haben“, erzählt Ladusch. Er könne sich über Zuspruch nicht beklagen, seit er im April 2016 zusammen mit seiner Lebensgefährtin in der zuvor von der Stadt Bautzen sanierten Baude startete. So sei das Team mittlerweile auf sechs Festangestellte und vier geringfügig Beschäftigte angewachsen. An den vergangenen Wochenenden habe es sich aber bemerkbar gemacht, dass sie nicht erreichbar seien. „Wir hatten nur etwa halb so viele Gäste wie sonst.“

Unternehmer fühlt sich nicht ernst genommen

Natürlich habe er den Schaden sofort bei der Telekom gemeldet. Doch geändert hat sich bis heute nichts. Was den Unternehmer besonders ärgert: Er fühlt sich einfach nicht ernst genommen. Bei telefonischer Schadensmeldung lande man ja zunächst bei einer Computerstimme. Nach einiger Zeit in der Warteschleife habe er auch mal einen echten Gesprächspartner am anderen Ende gehabt – um auf die besondere Dringlichkeit hinzuweisen, weil er mit seiner Gaststätte eben wirklich aufs Telefon angewiesen sei. Nicht nur damit Kunden reservieren können, er möchte ja auch mal einen Lieferanten anrufen, um etwas zu bestellen. Dazu könnte er aufs Handy ausweichen. „Aber wir haben hier oben so gut wie keinen Empfang. Wenn wir Glück haben, finden wir irgendwo eine Stelle, wo man telefonieren kann.“ Daher macht ihm noch etwas Sorge: „Was ist, wenn hier mal etwas passiert? Wir können weder Feuerwehr noch Rettungsdienst rufen.“

Da auch nach mehrmaligen Anrufen bei der Hotline nichts passierte, ging Elmar Ladusch Anfang der Woche in den Telekom-Laden im Bautzener Kornmarkt-Center – in der Hoffnung auf einen persönlichen Ansprechpartner. Doch dort habe er zu hören bekommen, dass man nur für Verkauf und Vertrieb zuständig sei, nicht aber für Störungen. Mittlerweile sind bereits zwei Termine verstrichen, zu denen sein Telefon wieder funktionieren sollte. Der 27. November und der 6. Dezember seien ihm per SMS mitgeteilt worden. Als die SZ bei der Telekom nachhakt, heißt es am Dienstag: Der Anschluss müsste jetzt wieder funktionieren, die Arbeiten an der zerstörten Freileitung seien beendet. Allerdings sei nun ein anderes Problem aufgetaucht. Der Kunde könne zwar telefonieren, sei aber immer noch nicht erreichbar. Woran das liege, „muss sich ein Techniker vor Ort anschauen“, sagt Michaela Weidenbrück von der Telekom in Bonn. Elmar Ladusch ist über diese Auskunft sehr verwundert. Denn telefonieren kann er nach wie vor nicht. Laut Auskunft, die er am selben Tag bekommen hat, gibt es immer noch ein Problem mit der Leitung.

Das ist auch kein Einzelfall. Seit er die Baude betreibt, war sein Telefonanschluss schon mehrfach tot. Weil die Freileitung mitten durch den Wald führt, kommt es immer mal wieder vor, dass ein Ast drauffällt. „Das ist eigentlich kein Zustand. Ich bezahle eine Leistung, die ich nicht ständig nutzen kann.“ Bisher sei der Schaden meist nach ein, zwei Wochen behoben gewesen. So lange wie jetzt habe es noch nie gedauert. Nun setzen Elmar Ladusch und Angelika Borrmann auf den 11. Dezember. Dann soll ihr Telefon endlich wieder klingeln. Und sie hoffen, dass schon zwei Tage vorher reges Treiben in und an der Baude herrscht. Denn für Sonnabend ab 14 Uhr laden sie zum weihnachtlichen Turmblasen ein – mit Weihnachtsmann, Basteln und Plätzchenbacken für die Kinder.