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Zweiter Anlauf ohne Sperenzchen

Ein 33-Jähriger soll junge Frauen begrapscht haben. Zum Prozessauftakt ließ er sich in den Saal tragen.

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© dpa

Von Alexander Schneider

Nun sind zwei Sitzungstage vorbei und in dem Prozess gegen Rami A., einen Asylbewerber aus Syrien, wurde nicht einmal die Anklage verlesen. Dem 33-Jährigen werden zehn sexuelle Übergriffe auf Frauen in der Neustadt vorgeworfen. Zwischen Februar und Juni 2018 soll er seine Opfer nachts und am frühen Morgen belästigt haben. Die Polizei nahm den Verdächtigen am Rande der Bunten Republik Neustadt fest, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Zum Prozessauftakt am Dienstag hatte der Angeklagte plötzlich zu zittern begonnen, als die Wachtmeister ihn in den Sitzungssaal des Landgerichts Dresden bringen sollten. Das ging so weit, dass ein Notarzt wegen eines vermeintlichen Krampfanfalls alarmiert wurde. Da der Mediziner keine Beeinträchtigungen feststellte, sich A. jedoch weigerte zu laufen, mussten drei Wachtmeister ihn in den Saal tragen.

Weil der Mann auch dort nur stumm und mit geschlossenen Augen dasaß, vertagte der Vorsitzende Richter Norbert Wenderoth den Prozess. Am Donnerstag war A. kooperativ und lief selbst. Ein eigens bestellter psychiatrischer Gutachter berichtete, dass A. bereits in der Haft im Dresdner Gefängnis auffällig gewesen sei. Er habe versucht, sich das Leben zu nehmen. Mehrfach haben Ärzte ihn behandeln müssen, A. sei auch in einer Klinik gewesen.

Dem Gutachter habe A. nun gesagt, er könne sich an die Taten nicht erinnern, habe Alkohol und Drogen genommen. Das ist eine neue Situation. Das Gericht will bis nächste Woche einen psychiatrischen Sachverständigen finden, der Zeit hat, A. zu begutachten. Da das wenig wahrscheinlich ist, wird den Prozess wohl ausgesetzt und neu terminiert werden müssen.