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Zwei von drei Glocken müssen raus

Das Kirchengeläut in Dorfhain soll 2018 erneuert werden. Das kostet fast 38 000 Euro.

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© K.-L. Oberthür

Von Verena Schulenburg

Dorfhain. Wer Gott nahe sein will, muss nicht unbedingt hoch hinaus. Der Weg zu den Kirchenglocken jedoch führt an einem Aufstieg nicht vorbei. In schwindelerregender Höhe, weit über den Dächern Dorfhains, verrichten sie ihre Arbeit. Täglich dringt ihr Klang aus dem engen Glockenstuhl des Kirchturmes nach draußen und hallt über den Ort. Ein Hilferuf? Vielleicht.

Das Dreiergespann ist höchst ungleich. Selbst dem Laien fällt auf: Eine der äußeren Glocken stiehlt den anderen beiden den Auftritt. Sie ist zwar kleiner, dafür aber wesentlich jünger. Die glänzende Oberfläche des neuen Bronzeexemplares hebt sich vom matten Erscheinungsbild der anderen Zeitgenossen aus Stahl ab. Auch die Reichweite ihres Klanges stellt den ihrer Partner in den Schatten. „Seit sie ertönt, höre ich es wieder bis zu mir nach Hause läuten“, erzählt Matthias Bräutigam.

Der 59-Jährige wohnt am anderen Ende von Dorfhain und ist im Vorstand der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Höckendorf, zu der auch die Gemeinde Dorfhain gehört. Gemeinsam mit anderen Enthusiasten hat er es sich zum Ziel gesetzt, das Glockengeläut im ältesten Gebäude des Ortes zu erneuern. Denn zwei von drei Kirchenglocken müssen dringend durch neue ersetzt werden.

Das Geläut im Dorfhainer Gotteshaus, das um 1350 erbaut wurde, ereilte zu Kriegszeiten dasselbe Schicksal wie vieler Kirchenglocken. Sowohl im Ersten als auch Zweiten Weltkrieg wurden sie für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Während nach der ersten Prozedur alsbald wieder neue Bronzeglocken im Kirchturm hingen, fehlte nach dem Zweiten Weltkrieg Geld, um das Geläut entsprechend zu erneuern. Damit nicht länger Schweigen im Glockenstuhl herrscht, wurden im Jahr 1949 drei Glocken aus Eisenhartguss eingebaut.

Für die kommenden Jahrhunderte

Das Geläut ist jedoch nicht von Dauer. „Glocken aus Stahl halten maximal 80 Jahre“, erklärt Matthias Bräutigam. Die gleichen Exemplare aus Bronze hingegen überdauern Jahrhunderte. Genauso lange soll künftig nicht nur die einzige zwischenzeitlich erneuerte Glocke im Dorfhainer Gotteshaus erklingen, sondern das gesamte Geläut.

Abgesehen von ihrer vergleichsweise bescheidenen Lebensdauer sind die stählernen Zeitgenossen, die 1949 in den Dorfhainer Kirchturm kamen, auch wesentlich größer und schwerer als Bronzeglocken. Das zusätzliche Gewicht wurde damals als notwendig erachtet, um einen möglichst tiefen Ton zu erzeugen, der den Glocken aus Bronze gleichkommt. Eine Kirche mit einem tiefen Glockenton, erklärt Matthias Bräutigam, war früher repräsentativ für einen wohlhabenden Ort. Doch das zusätzliche Gewicht, das mit den Stahlglocken in den Kirchturm kam, drückte derart auf den Glockenstuhl, dass das Mauerwerk Risse bekam. Um nicht die weitere Bausubstanz zu beeinträchtigen, wurde Dorfhain ein Läuteverbot erteilt. Erst 2008, als der Glockenstuhl komplett erneuert wurde und die erste Glocke aus Bronze sich neben ihre beiden Genossen aus Stahl gesellte, konnten die Glocken wieder ertönen.

Und nun? Für die beiden verbleibenden Stahlglocken ist die Zeit abgelaufen. Um diese ebenfalls durch neue Bronzeglocken zu ersetzten, muss die Kirchgemeinde Geld aufbringen, das es bis jetzt nicht gibt. „Das Gießen kostet 9 300 Euro für die große und 7 500 Euro für die kleine Glocke“, sagt Bräutigam. Hinzu kämen noch Demontage der alten Glocken, Montage der neuen Exemplare, deren Intonation sowie Inschrift und Zier, die aufgebracht werden müssen. Insgesamt sind knapp 38 000 Euro notwendig, erklärt der Dorfhainer. Ein Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Landeskirche ist bereits gestellt. Noch sei nichts genehmigt, aber die Aussichten stünden gut, erklärt Bräutigam.

Noch fehlen Spenden

Allerdings muss die Kirchgemeinde vor Ort auch ihren Teil beisteuern: rund 14 000 Euro. „Bisher haben wir etwa 7 500 Euro an Spenden eingenommen, um die Kirchenglocken erneuern zu können“, sagt Matthias Bräutigam. Dazu beigetragen haben unter anderem die Einnahmen aus dem Trödelmarkt, der zur diesjährigen 666-Jahrfeier Dorfhains durchgeführt wurde. Das Geld reicht aber noch lange nicht. Damit möglichst schon 2018 ein komplett neues Geläut im Glockenstuhl hängt, ist der Vorstand der Kirchgemeinde nun auf der Suche nach Spenden. Interessierte können eine Schieferschindel mit einem Emblem der Kirche für eine Spende erwerben, und im Sommer soll es – ähnlich wie erstmals vor zwei Jahren – ein Benefizkonzert für die neuen Kirchenglocken geben.

Gespendet werden kann an: Kassenverwaltung Pirna, Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE 1135 0601 9016 1720 9027, Zweck: „Dorfhain Glocken“