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Wolf auf Beutezug in der Siedlung

Das Raubtier hat jetzt in Cosel auch Tiere eines Hobbyhalters angegriffen. Der wird zwar entschädigt, ist zugleich aber voller Frust.

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© privat

Von Frank Oehl

Schwepnitz.SZ-Leser Michael Schulz aus Schwepnitz ist ein Freund der Natur. Deshalb lebt er ja auch am Rande des Ortteils Cosel. Mit Frau und drei kleine Kindern zwischen zwei und sieben Jahren. Und mit einigen Tieren, zum Beispiel Kamerunschafen und einer Ziege. Sie gehören gewissermaßen mit zur Familie. Umso mehr schmerzte jetzt, dass Schafe und Ziege dem Wolf zum Opfer gefallen sind. In der Nacht zu Freitag hatte man wohl mal die Hunde bellen gehört, konnte sich aber nicht vorstellen, was man am nächsten Tag zu Gesicht bekam: Die Tiere waren weg, eines lag komplett ausgeweidet da. „Das war ein Anblick, den ich meinen Kindern nicht zumuten kann“, sagte der Hobbyhalter.

Die Familie hat ihr Grundstück am Ortsrand mit einem Forstkulturzaun gesichert, der offenbar keinen ausreichenden Schutz vor dem Wolf bietet. „Auch das Holztor zu den Schafen wurde aufgebrochen.“ Es sei schon irgendwie erschreckend, wenn man bedenke, wie nah das Raubtier inzwischen den Siedlungen komme. „Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, eine Festung zu bauen“, so der Leser. Und man wolle auch nicht die Kinder vom Grundstück zurück ins Haus holen, bloß weil es draußen dämmert. „Wir leben gern in der Natur, aber langsam macht es keinen richtigen Spaß mehr.“

Am Sonnabend war dann der Artenschutzbeauftragte des Landkreises Bautzen vor Ort. Hagen Rothmann ist in diesen Tagen viel unterwegs. „Ich habe den Wolfangriff bestätigt. Die Tiere sind über den Zaun gekommen.“ Selbstverständlich werde der Hobbyhalter entschädigt, weil die Mindestanforderungen an den Schutz der Tiere erfüllt gewesen seien. Dass die Wölfe bis auf 50 Meter an die Häuser herangekommen sind, sei allerdings nicht ungewöhnlich. „Sie gehen dorthin, wo es was zu fressen geben könnte.“ Der Wolf lerne extrem schnell, wenn es darum gehe, Nutztiere auf bequemere Art zu bekommen, als sich zum Beispiel mit wehrhaften Wildschweinen herumzuschlagen. Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass der Wolf dennoch eher Siedlungen meide. „Er jagt nachts, vor allem dann, wenn Ruhe herrscht.“ Schon oft habe man nicht ausgeweidete Tiere aufgefunden, weil der Wolf offenbar während des Angriffs gestört worden ist und dann das Weite gesucht habe. Es gehöre also durchaus zum artgerechten Verhalten eines Wolfes von abgelegenen Grundstücken zu kommen, wenn man dort Beutetiere vermute. Die Tiere hätten sich leider an den gedeckten Tisch gewöhnt. Das beruhigt Michael Schulz, der übrigens auch Jäger ist, nicht gerade: „Wir, die Betroffenen, leben in unmittelbarer Nähe mit einem gefährlichen Raubtier.“ Das dies mit Sorgen verbunden ist, könnten „Stadtpflanzen“ wohlmöglich nicht begreifen.