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Wo Tauben Kapuzen tragen

Burkaus Rassegeflügelzüchter laden zur Silvesterschau ein. Nicht nur dieses Datum ist etwas Besonderes.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Burkau. Man könnte denken, die Taube hat sich einen wärmenden Schal um den Kopf geworfen. Von allzu weit hergeholt ist diese Vorstellung nicht. Das Tier, das Preisrichter Sebastian Schmidt am Donnerstagvormittag in seinen Händen hält, ist eine Taube der Rasse Holländische Kapuziner. Der Nieskyer Sebastian Schmidt, seit 2005 kritischer Beobachter auf Rassegeflügelausstellungen, begutachtet die Form des Tieres, seine Augen, den Schnabel und die Struktur des Federkleides. Bis zu 97 Punkte kann er vergeben. Züchter, die das erreichen, dürfen sich mit dem Prädikat „vorzüglich“ schmücken. Die Kapuzinertauben sollen ihren Namen übrigens einer Ähnlichkeit mit den Kapuziner-Mönchen verdanken. Die sind schließlich für ihre braunen Kutten und Kapuzen bekannt.

Prominenz am Eröffnungstag
450 Tiere von 50 Züchtern der Region werden ab diesem Freitag bis zu Silvester in der Burkauer Sporthalle gleich hinter der Grundschule gezeigt. Die Gemeinde stellt die Halle dem gastgebenden Rassegeflügelzuchtverein Burkau und Umgebung kostenlos zur Verfügung, freut sich dessen 1. Vorsitzender Michael Schwarz. Die Schau – die ultimativ letzte Rassegeflügelausstellung dieses Jahres in der Region Bischofswerda – fällt nicht nur wegen des außergewöhnlichen Datums aus dem Rahmen. Gleich am Eröffnungstag kommt Radioprominenz: MDR-Moderator Gert Zimmerman wird gegen 10 Uhr erwartet und von der Ausstellung ein Video drehen, das noch am Freitag online gestellt werden soll. Auch beim Motto schauen die Burkauer über den Rand des eigenen Vereins hinaus: Sie zeigen „Rassetiere aus aller Welt“. An einer großen Karte kann man sehen, auf welchen Erdteilen die Tiere ihren Ursprung haben. Das letzte Wochenende des Jahres nach einer für viele arbeitsfreien Woche könnte hinsichtlich der Besucherzahlen sogar von Vorteil sein: „Die Kinder haben Ferien. Familien wollen etwas unternehmen. Wir machen ihnen ein Angebot“, sagt Michael Schwarz. Für die kleinen und größeren Tierfreunde haben sie sich etwas Besonderes einfallen lassen: Besucher können an allen Ausstellungstagen an einem Brutkasten sehen, wie Küken schlüpfen.

Vereinsvorsitzender mit 21 Jahren
Burkaus Geflügelzüchter laden aller zwei Jahre ein. Die Schau war ursprünglich für den Beginn dieses Jahres geplant. Doch wegen der Stallpflicht infolge der Geflügelgrippe konnte sie nicht stattfinden. Schlecht für den Verein nicht nur wegen des finanziellen Ausfalls und der geplatzten Möglichkeit, sich und Zuchterfolge der Mitglieder zu präsentieren. „Ausstellungen sind der Höhepunkt im Vereinsleben. Sie tragen ganz stark zum Zusammenhalt der Mitglieder bei“, sagt der 2. Vorsitzende Lars Strobel. An diesem Wochenende sind alle mit an Bord: Vereinsmitglieder und ihre Frauen, die den Imbiss betreuen.

26 Rassegeflügelzüchter, unter anderem aus Burkau, Jiedlitz, Neschwitz, Schönbrunn, Bischofswerda und Rammenau, gehören dem Verein an. Das jüngste Mitglied ist acht Jahre alt, der Älteste ist in den 80-ern. Fast die Hälfte der Mitglieder ist jünger als 40 Jahre. Michael Schwarz ist 38. Er übernahm die Leitung des Vereins, als er 21 war. Lars Strobel, 35 Jahre alt, ist seit dem Jahr 2008 2. Vereinsvorsitzender. Beide stammen aus Familien, in denen die Geflügelzucht quasi als Erbe von den Generationen weitergegeben wird. „Die Mischung macht’s“, sagen beide zum Erfolgsrezept, wie es gelingt, auch jüngere für den Verein zu begeistern. Die Mischung von Jüngeren und Älteren, aber auch hinsichtlich der Berufe und unterschiedlichen Lebenserfahrungen. „Die menschliche Seite im Verein stimmt“, sagt Michael Schwarz.

Geöffnet ist die Ausstellung in Burkau, Schulstraße am 29. und 30. Dezember jeweils von 9 bis 17 Uhr und am 31. Dezember von 9 bis 14 Uhr. Eintritt: 1,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.