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Wie können Holzschindeldächer länger halten?

Klimaveränderungen setzen typischen Erzgebirgshäusern zu. Nun will sich die Bergstadt Forscher zu Hilfe holen.

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© Archiv: Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Osterzgebirge. Altenberg ist heilfroh. Die Stadt kann sich endlich um ihren Welterbe-Kandidaten für die Montanregion Erzgebirge richtig kümmern und hat das Geld zusammen, um das Bergbaumuseum von oben dicht machen zu können. Seit Jahren gibt es Probleme mit dem Dach. Schwachstellen wurden schon vor Jahren gesichtet und – so gut es ging – immer wieder ausgebessert. Da so eine spezielle, für das Erzgebirge typische Eindeckung mit Holzschindeln eine kostspielige Angelegenheit ist, fing Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) schon 2013 an, dafür Geld einzuwerben. Zu seinem 60. Geburtstag, standesgemäß begangen im Bergbaumuseum, bat er die Gäste, statt Blumen zu schenken doch lieber Geld für das Dach der historischen Naumannmühle zu spenden. Das Gebäude, auch bekannt als Zinnwäsche, existierte nachweislich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hier wurde das Zinnerz aufbereitet, bis die Anlage 1952 stillgelegt wurde. Weil die alte Technik in Europa einzigartig ist, wurde daraus in den 50er-Jahren ein Museum. Allerdings konnte zu DDR-Zeiten der Verfall nicht aufgehalten werden, sodass in den 80er-Jahren die Schauanlage schließen musste. Erst durch die Wende war es möglich, die historische Zinnwäsche zu retten und zu sanieren. 1994 konnte das Museum wieder öffnen.

Allerdings ist das Dach nun schon wieder hinüber. „Es hat nicht viel getaugt“, musste Bürgermeister Kirsten jüngst in der Stadtratssitzung einschätzen. Er kann sich auch nicht genau erklären, woran das liegt. Wahrscheinlich, so vermutet er, könnte es doch ein Unterschied sein, ob die Schindeln mit dem Beil geschlagen oder gefräst wurden. Auch dürften sich Klimaveränderungen bemerkbar machen wie Starkniederschläge und Hitzeperioden. Das soll nun mit Wissenschaftlern herausgefunden werden, damit das nächste Holzschindeldach länger hält und sich so auch die Kosten für Pflege und Reparatur reduzieren. Denn das Dach am Altenberger Bergbaumuseum ist auch nicht das Einzige, was mit Holzschindeln gedeckt ist. Da gibt es noch weitere Bergbauzeugen in der Region. Und die Ergebnisse dürften sicher auch traditionsbewusste Erzgebirgler interessieren, die zum Teil auch noch ihre Fassaden mit Holzschindeln gestalten. Der Stadtrat verlangte schon jetzt bei der Ausschreibung vom Planungsbüro, für die Dachdeckung eine konstruktive Lösung zu finden, die lange hält. Die Museumsleitung hat deshalb mit dem IDK-Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie dem Landesamt für Denkmalpflege zusammengearbeitet und das Projekt, das noch weitere Sanierungen umfasst, vorbereitet. Die Stadt will nun, dass die Wissenschaftler das Bergbaumuseum darüber hinaus begleiten und das Holzschindeldach im Auge behalten.

Die Stadt bewirbt sich mit der Idee „Untersuchungen zu den Folgen des Klimawandels an Holzschindeldächern“ für den Wettbewerb zur Klimaanpassung in sächsischen Kommunen im Rahmen eines EU-Projektes. Bis zu fünf Modellprojekte werden vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie unter Einbeziehung weiterer Experten ausgewählt. Wenn Altenberg die Jury überzeugt, kann die Stadt um die 30 000 Euro erhalten für eine Studie. Da das Projekt die Stadt nichts kostet, ihr aber für die Zukunft etwas bringen kann, stimmten die Stadträte zu.