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Wie die Gautschgrotte zu ihrem Namen kam

Eine erneuerte Gedenktafel verweist auf den Namensgeber Karl Gautsch. Warum sie gerade dort hängt, bleibt rätselhaft.

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© Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Hohnstein. Die Gautschgrotte gehört zu den bekanntesten Wanderzielen rings um Hohnstein. Keine 15 Gehminuten vom Hohnsteiner Markt entfernt, ist die am Halbenweg oberhalb des Polenztals gelegene Grotte besonders in frostigen Wintern eine Attraktion. Das Wasser, das von den bis zu 20 Metern hohen überhängenden Felswänden rinnt, formt dann eine imposanten Eissäule. Touristen, die zu der Grotte wanderten, suchten in den vergangenen Jahren vor Ort allerdings vergebens nach einem Hinweis zum Namen der Felsformation.

Eine sandsteinerne Gedenktafel, die hier an den Heimatforscher und Rechtsanwalt Karl Gautsch erinnerte, war im Laufe der Jahrzehnte buchstäblich zerbröselt. Schon 1971 fehlte die untere rechte Ecke, wie ein Foto von damals zeigt. Im Jahre 2000 war bereits die halbe Tafel abgefallen, die fortschreitende Verwitterung sorget dafür, dass schon bald darauf gar nichts mehr zu lesen war. Die hiesigen Mitglieder des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, der sich unter anderem dem Naturschutz und der Denkmalpflege widmet, hatten das Problem schon länger auf dem Schirm.

Nachdem der erste Anlauf vor einigen Jahren an der Finanzierung scheiterte, hat es nun geklappt. Seit der vergangenen Woche hängt eine neue Gedenktafel in der Grotte, die in Aussehen und Inschrift dem historischen Original entspricht. Angefertigt und installiert wurde sie im Auftrag des Arbeitskreises Sächsische Schweiz im Landesverein Sächsischer Heimatzschutz. Das war gar nicht so einfach, wie Konrad Creutz, Pfarrer im Ruhestand und Vorsitzender des Arbeitskreises berichtet. Denn obwohl die alte Tafel bis zur Unkenntlichkeit verwittert war, war sie noch immer fest im Fels verankert. Von einem eigens gestellten Gerüst aus wurde die 126 Kilogramm schwere Tafel aus der überhängenden Wand gelöst und das neue Exemplar eingesetzt. Die Steinmetzarbeiten hat Diplom-Bildhauer Mathias Kajer aus Berggießhübel übernommen. Für die neue Gedenktafel hat er Postaer Sandstein verwendet, der ist härter als das Material der alten Tafel und sollte somit länger halten.

Die alte Gedenktafel wurde im Juni 1881 in der Grotte angebracht. Der „Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz“, der maßgeblich für die touristische Erschließung des Elbsandsteingebirges verantwortliche war und unter anderem den Weg durch die Schwedenlöcher von der Bastei in den Amselgrund anlegte, ehrte damit eines seiner verdienten Mitglieder: Karl Gautsch. Es war das erste Denkmal, das der Gebirgsverein je errichtete.

Karl Gautsch wurde 1810 in der Nähe von Döbeln geboren. Er arbeitete als Gerichtsdirektor und Rechtsanwalt, befasste sich aber auch schon früh mit heimatkundlichen Forschungen. 1848/49 beteiligte er sich an den revolutionären Aufständen, was ihm eine zwanzigjährige Zuchthausstrafe in Waldheim einbrachte, von der er dank Begnadigung und Amnestie nur knapp sieben Jahre absitzen musste. Später siedelte er nach Dresden über. Ein Jahr nach seinem Tod wurde 1880 sein Werk „Älteste Geschichte der Sächsischen Schweiz nebst den frühesten topographischen Nachrichten“ veröffentlicht, das auch auf der Gedenktafel erwähnt ist. Warum der Gebirgsverein ausgerechnet die Grotte am Halbenweg ausgewählt hat, um Gautsch zu ehren, ist bis heute nicht klar. Der einzige bekannte Bezug ist ein von Gautsch verfasster Artikel in der Vereinszeitschrift, in dem er begeistert von einer Exkursion zu ebendieser Grotte bei Hohnstein berichtet.