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Wie das Wetter die Pflanzen beeinflusst

Der Deutsche Wetterdienst führt lange Beobachtungsreihen. Dabei setzt er auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern.

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© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Mittelsachsen. Die Natur atmet auf. Der Regen vom Dienstag bringt zumindest etwas Erleichterung, auch wenn damit die lange Trockenheit der vergangenen Wochen noch lange nicht ausgeglichen ist. Die warmen Temperaturen haben auch dazu geführt, dass die Natur in diesem Jahr im Vergleich zum langjährigen Mittel um etwa zehn Tage voraus ist. Das lässt sich in der nebenstehenden Grafik des Deutschen Wetterdienstes ablesen, die den Einfluss des Wetters auf die Vegetation in Sachsen darstellt.

© Grafik/SZ

Möglich sind diese Veröffentlichungen, weil der Deutsche Wetterdienst auf die Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Wetterbeobachter zurückgreifen kann. Sie erfassen die Wetterdaten als Klima-, Niederschlags- und phänologische Beobachter. Zu den Letzteren gehört Werner Weise. Er wird demnächst mit der „Plakette des Deutschen Wetterdienstes“ für 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit geehrt.

„Die Phänologie im Deutschen Wetterdienst befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen“, heißt es auf der Internetseite des DWD. „Es werden die Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien (Phasen) beobachtet und festgehalten. Sie stehen in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima und eignen sich daher für die verschiedensten Anwendungsgebiete und für vielseitige wissenschaftliche Untersuchungen.“

Unterschieden wird im Bereich der phänologischen Beobachtungen in Sofort- und Jahresmelder. Die Daten der Sofortmelder können zur Vorhersage von landwirtschaftlich bedeutsamen Ereignissen oder dem Polleninformationsdienst genutzt werden. Zu den Jahresmeldern gehört dagegen Werner Weise. „Ich trage die Ergebnisse, die ich über das gesamte Jahr gesammelt habe, in ein Formblatt ein und schicke dieses am Ende des Jahres an den DWD“, so Weise. Die Daten, die Werner Weise und die anderen Wetterbeobachter sammeln, dienen der Klimaüberwachung. Dabei kommt es vor allem auf Kontinuität an. „Wenn ich in den Urlaub fahre, kann ich halt nicht beobachten. Einen Vertreter zu benennen, bringt nichts, weil der derjenige wieder anders an die Aufgabe herangeht“, so der 81-Jährige.

Das Ziel des DWD ist, lange Beobachtungsreihen fortzuführen, denn gerade die sind sehr aussagekräftig für die Wissenschaft. „Deshalb sind wir immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern“, sagt Anja Engels von der Abteilung für phänologische Beobachtungen beim DWD.

Werner Weise hat die Aufgabe von seinem Vater übernommen. Der hatte das bis zum Alter von 91 Jahren 50 Jahre lang in Hartha gemacht. Als phänologischer Beobachter könnte er auf ein Thermometer verzichten. Er nutzt es aber trotzdem, um für sich längere Kälteperioden zu dokumentieren. So hat er zum Beispiel im vergangenen Jahr die Blüte der Schneeglöckchen erst Ende Februar festgestellt. In diesem Jahr blühten die Schneeglöckchen dagegen schon im Januar. Mit den Vorfrühlingsblumen ist auch eine besondere Erinnerung verbunden. Am 18. Februar 1961 hat Werner Weise seine Frau Rita geheiratet. „An diesem Tag haben die Schneeglöckchen geblüht, es war relativ warm“, so Weise.