Merken

Wie das Hugenottenhaus saniert wird

Das älteste Umgebindehaus in der Oberlausitz steht in Ebersbach. Jetzt wird es gesichert.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach. Arnd Matthes‘ Augen leuchten, wenn er vom Hugenottenhaus in der Oststraße in Ebersbach erzählt. Noch vor wenigen Monaten hatte der Geschäftsführer der Stiftung Umgebindehaus nicht gedacht, dass es im Spätherbst 2017 überhaupt noch losgeht mit der Erhaltung dieses ältesten Umgebindehauses in der Oberlausitz. Bereits 1602 ist es erbaut worden. Zwar gebe es in der Oberlausitz noch Reste eines Gebäudes, das etwa 50 Jahre früher erbaut worden ist, aber das seien eben nur Reste, sagt der Denkmalschützer Matthes und berichtet über die Sanierung.

Eine Besonderheit beim Hugenottenhaus sind die Kreuzstreben.
Eine Besonderheit beim Hugenottenhaus sind die Kreuzstreben. © Bernd Gärtner
Ein Rauchhut ziert das Gebäude. Diese Art des Schornsteinabschlusses war früher üblich.
Ein Rauchhut ziert das Gebäude. Diese Art des Schornsteinabschlusses war früher üblich. © Bernd Gärtner
Fenster und Türen fehlen noch im Hugenottenhaus. Dafür hat der Bauherr auch bei der Bauteilebörse angefragt.
Fenster und Türen fehlen noch im Hugenottenhaus. Dafür hat der Bauherr auch bei der Bauteilebörse angefragt. © Bernd Gärtner

Alles rund ums Hugenottenhaus

Wer saniert das Hugenottenhaus und was hat der Bauherr damit vor?


Ein Mann aus dem Raum Kamenz, der sich privat vehement für den Denkmalschutz engagiert, hat das Haus erworben. Er möchte jedoch anonym bleiben, betont der Geschäftsführer der Umgebindehaus-Stiftung. Zwei Besitzer hatte das Denkmal seit der Wende vor ihm. In den 1990-er Jahren hatte der Zimmermann Bernd Friedrich aus Dresden das Hugenottenhaus repariert und damit verhindert, dass es einstürzt und sogar abgerissen werden muss. Ein zweiter Besitzer hat rein gar nichts an dem Haus gemacht, so dass sich sein Zustand nicht gerade verbessert hat. Erst im vergangenen Herbst haben umfangreiche Arbeiten begonnen. Was der neue Eigentümer vorhat, weiß Arnd Matthes nicht so genau. Auf alle Fälle will der Mann aus dem Kamenzer Raum das Gebäude künftig öffentlich zugänglich machen.

Was wird an dem Gebäude in der Oststraße gemacht?

In dieser ersten Ausbauphase geht es laut Matthes darum, die Statik des Gebäudes wiederherzustellen. Es stand lange leer, das hat viele Holzbalken geschädigt. Als Nächstes sollen Fenster und Türen folgen. Ein neues Dach ist bereits eingedeckt. Nicht wie vorher mit Holzschindeln, sondern mit Reet. Das hat eine Firma erledigt, die nicht aus der Region stammt. Für alles andere verpflichtet der Bauherr ortsansässige Unternehmen oder welche aus der Region. Arnd Matthes berichtet, dass in früheren Jahrhunderten Strohdächer in der ganzen Oberlausitz üblich waren. Dafür wurde Langstroh benötigt. So ein Dach hat bei guter Pflege etwa 80 Jahre gehalten. Nach 1860 ging die Tradition der Strohdächer in der Region allerdings verloren, und es gab stattdessen Holzschindeln. Bis etwa 1950 gab es in Ebersbach noch Strohdächer, weswegen extra ein Feld mit Langstroh bestellt worden ist.

Was ist das Besondere an dem Hugenottenhaus?


Das Besondere liegt darin, dass dieses Gebäude im Übergang zwischen zwei Bauweisen entstand. Es hat noch Kreuzstreben, die zwei Geschosse verbinden. Anfang des 17.Jahrhunderts wurde Bauholz knapp, lange Balken fehlten, so dass die zweite Etage später auf das Umgebinde aufgesetzt wurde. Dafür konnte kürzeres Holz genutzt werden. Das Hugenottenhaus ist viergeteilt: Es hat einen Wohnbereich, einen Flur, einen Tierbereich und einen Wirtschaftsbereich, eine sogenannte Remise, in die mit einem Wagen hineingefahren werden konnte, um im Trockenen abzuladen.

Welche Auswirkungen hat die Sanierung auf den Tourismus?


Das Hugenottenhaus ist neben den Faktorenhöfen in Eibau und Ebersbach (Alte Mangel) und dem Stammhaus in Neugersdorf ein außergewöhnlich schönes Beispiel für die Umgebindehaus-Bauweise, die es so und in der Vielfalt nur in der Oberlausitz gibt. Das lockt natürlich denkmalbegeisterte Touristen an.

Welche Effekte ergeben sich jetzt für die Region?


Das reetgedeckte Dach hat Folgen – zwei weitere Bauherren in der Oberlausitz werden ihre Sanierung eines Denkmals mit Reetdächern krönen. Außerdem ist der Stiftungsleiter froh, dass mit der Sanierung Handwerksfirmen beauftragt werden, die dadurch auch ein Zeugnis ihrer traditionellen handwerklichen Fertigkeiten und Fähigkeiten ablegen können.

1 / 5