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Wesenitz-Brücke an der Dietzmühle bleibt vorerst unsaniert

Pirna stoppt das Vorhaben, weil neue Auflagen die Baukosten ins Uferlose trieben. Die Stadt sucht nun nach einem anderen Weg.

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© Norbert Millauer

Von Thomas Möckel

Pirna. Das Hochwasser 2013 hatte der kleinen Brücke an der Dietzmühle im Pirnaer Ortsteil Jessen, die vom Tannenweg über die Wesenitz zur Wesenitzleite führt, arg zugesetzt. Die Flut verschob und verdrehte die Widerlager, verformte Mauern, spülte Fugen aus. Durch die Asphalt-Fahrbahn zogen sich Risse, in der Uferwand fehlten Steine. Sachsen erkannte im Wiederaufbauplan nach der Flut zunächst eine Schadenssumme von 150 000 Euro an.

Pirna begann daraufhin, die Sanierung der Brücke zu planen. Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss im Januar 2015, das in Fließrichtung gesehen linke Widerlager sowie den Überbau zu erneuern. Das rechte Widerlager hingegen sollte erhalten und nur zusätzlich gesichert werden. Doch schon damals zeichnete sich ab, dass die 150 000 Euro für diese Reparatur nicht ausreichen. Der Sanierungs-Entwurf des Rathauses schlug mit Baukosten von reichlich 372 000 Euro zu Buche, mit einem Bescheid vom Mai 2018 erkannte Sachsen aber auch diese Summe als förderfähig an. Inzwischen steht nun aber fest: Aus der Reparatur wird vorläufig gar nichts.

Pirna hat das Bauvorhaben gestoppt, die Kostenlast ist mittlerweile zu erdrückend. Der Stadtrat beschloss am Dienstag, die Planung für das Projekt einzustellen und die Brücke nun nicht mehr mithilfe von Zuschüssen aus dem Fluthilfetopf zu sanieren. Es ist einfach zu teuer.

Neue Auflagen, vor allem aus den Bereichen Gewässer- und Naturschutz, trieben die Baukosten ins Uferlose, sie summieren sich nunmehr auf über 500 000 Euro – für eine kleine, schmale Brücke, die zu einigen wenigen Häusern führt. Im Hinblick darauf sei nach Aussage der Stadt ein solcher finanzieller Aufwand nicht vertretbar.

Hauptsächlich stiegen die Kosten, weil sich die hydrologischen Kennwerte gegenüber dem Hochwasserschutzkonzept von 2004 für die Wesenitz Mitte 2017 erhöhten. Danach müssen nun bei einem statistischen 100-jährigen Hochwasser 108 Kubikmeter Wasser je Sekunde ungehindert durch die Brücke strömen, die städtische Entwurfsplanung für die Brückensanierung ging noch von einem Wert von 71 Kubikmeter aus. Nach der Berechnung mit den neuen Werten ergab sich: Die Brücke wird sowohl im gegenwärtigen als auch im zunächst geplanten Zustand eingestaut und im Flutfall überspült – und entpuppt sich so als Abflusshindernis.

Aufgrund dessen stimmte die Landestalsperrenverwaltung (LTV) der Reparatur-Planung nicht zu. Sie forderte vielmehr, die neue Durchflussmenge zu gewährleisten, damit nicht Treibgut die Brücke verschließt und so das Wasser oberhalb des Hindernisses übermäßig ansteigen lässt.

Laut der Stadt hätte dafür allerdings die Brücke insgesamt angehoben werden müssen, was allerdings nicht ohne größeren Aufwand möglich gewesen wäre. Auch das Niveau der angrenzenden Straßen hätte erhöht werden müssen – was wiederum nicht ohne zusätzliche Bauwerke funktioniert hätte, die die Straße gegenüber den tieferliegenden Grundstücken abstützen. Um überhaupt in ausreichender Breite bauen zu können, hätte die Stadt möglicherweise Teilflächen jener Grundstücke kaufen müssen.

Zudem stellte sich heraus, dass deswegen auch das linke Widerlager hätte komplett erneuert werden müssen, für beide Widerlager wäre überdies eine aufwendige Gründung notwendig gewesen, was wiederum Großraumtechnik erforderte. Um jene zur Baustelle zu bringen, wäre eine Baustraße nötig gewesen – die erhebliche Schäden und Eingriffe an den bebauten anliegenden Grundstücken mit sich gebracht hätte. Das Fazit der Stadt: Die Sanierung war passé, weil aus der Reparatur längst ein kompletter Ersatzneubau geworden war – unbezahlbar, da das Land die gestiegenen Kosten höchstwahrscheinlich nicht in voller Höhe gefördert hätte. So muss die alte Brücke weiter durchhalten.

Eine Gefahr, dass das bisherige Bauwerk in Kürze seine Lasten nicht mehr trägt, besteht nach Aussage der Stadt nicht. Die Brücke sei weiterhin befahrbar, es bestehe keine Einsturzgefahr. Zur Sicherheit lässt das Rathaus nochmals prüfen, wie lange sich die Brücke nutzen lässt.

Unterdessen sucht die Stadt nach einer Variante, die Brücke möglichst preiswerter als bisher neu zu bauen. Danach will Pirna versuchen, für das Projekt Zuschüsse aus einem gesonderten Förderprogramm für Brückenbauwerke zu bekommen – aus dem Bauvorhaben in der Regel zu 90 Prozent gefördert werden.