Von Jana Mundus
Klick, klack, klick, klack. Wenn Fanny Mißbach drinnen im Bürogebäude auf der Leipziger Straße zur Tür eilt, ist sie draußen schon zu hören. Die 10,5 Zentimeter hohen Absätze ihrer Schuhe liefern den Rhythmus, geben den Takt vor. Fußprobleme? Kennt sie nicht. Sie liebt ihre Highheels, ist ständig in ihnen unterwegs. „Ich bin nur knapp 1,60 Meter groß“, sagt sie lächelnd. Das würde vielen wegen der Schuhe aber gar nicht auffallen. Ihr Büro – ein Traum für Frauen. Überall Schuhe. Dazwischen Skizzen für neue Entwürfe, Materialproben und Prototypen. Seit drei Jahren verkauft sie unter ihrer eigenen Marke „Missy Rockz“ ganz besondere Hochhackige. Die Idee dazu entstand in einer Notlage.
Fanny Mißbach lebt auf kleinem Fuß. In Schuhgröße 35 etwas Passendes zu finden, war schon immer ein Problem. „Da kriegt man oft nur Kinderschuhe“, erzählt die 30-Jährige. Modisch mag sie es, sportlich und elegant zugleich. Flache Sportschuhe dazu an den Füßen? Für sie keine Option. Absatz muss sein. Je höher, desto besser. Schon vor ein paar Jahren stieß sie auf Hersteller, die Sportschuhe und Absatz kombinierten. „Aber das Design gefiel mir meist nicht und sie waren kein bisschen bequem.“ Das kann sie besser, dachte sie sich.
Selber machen, das liegt in ihrer Natur. Nach dem Abitur beginnt sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Weil sie in ihrem Ausbildungsunternehmen allerdings unzufrieden ist, gründet sie mit einer befreundeten Tänzerin eine Künstlervermittlung. Oft vermittelt sie sich auch einfach gleich selbst. Schließlich tanzt sie schon seit vielen Jahren. „Parallel dazu habe ich mit meinem damaligen Freund ein Cateringunternehmen aufgebaut“, erzählt sie weiter. Den Lieferservice „Die Frühstückszwerge“ gibt es heute als Franchisemodell deutschlandweit. Doch als das Paar sich trennt, ist auch die gemeinsame Geschäftsbeziehung am Ende. „Aber ich habe in all den Jahren viel gelernt, das mir heute wieder nützt.“
Nach dem Aus kommt der Neuanfang. Die Idee einer eigenen Schuhkollektion wächst langsam. „Ich habe ja nicht Modedesign studiert, konnte meine Ideen nur skizzieren.“ Mit einer Grafikerin entstehen die ersten Entwürfe. Anfang 2014 hat sie ihre ersten Prototypen in der Hand – schicke Sport-Highheels, die nicht drücken und kneifen. Um die Produktion zu starten, braucht sie 35 000 Euro. „Ich habe in dieser Zeit nur gearbeitet, bin als Tänzerin aufgetreten und habe am Wochenende Bastelangebote auf Stadtfesten betreut.“ Dann steht die Finanzierung.
Später muss ein geeigneter Produzent gefunden werden. In China wird Fanny Mißbach damals fündig. Ein paar erste dort produzierte Schuhe überzeugen sie. Sie ordert die ersten 300 Paar Schuhe – und wird innerlich unruhig. „Ich bin doch noch nach China geflogen, um die Produktion der Kollektion zu prüfen“, erinnert sie sich. Zum Glück. „Es lief alles schief, die Qualität stimmte absolut nicht. Die ersten Paar Schuhe mussten geschrottet werden.“ Sie setzt sich mit den Produzenten zusammen, überwacht alles. Im Juli 2015 geht der Onlineshop ans Netz.
Heute versendet „Missy Rockz“ Schuhe in die ganze Welt. Auch nach Australien oder Katar. 10 000 Paar wurden bereits verkauft. Zweimal im Jahr lässt Fanny Mißbach ihre Schuhe in Fernost produzieren. Ständig wird die Kollektion um neue Modelle erweitert – mit Streifen oder Glitzer, in Jeans-, Leder- oder Kork-Optik, mit Spitzeneinsatz oder extra angefertigtem Print-Design. 22 verschiedene Modelle gibt es derzeit, die zwischen 80 und 120 Euro kosten. Per Online-Voting lässt die Chefin ihre Kunden regelmäßig abstimmen, welche Prototypen in Produktion gehen. Am 28. Juli sollen die neuesten Sport-Highheels bei der Feier zum dritten Firmenjubiläum im benachbarten Puro Beach zu sehen sein.
„Missy Rockz“, den Namen hat Fanny Mißbach nicht umsonst gewählt. Missy, ein Spitzname aus ihrem Nachnamen. Und Rockz? „Ich habe es eben gerockt, mich nicht unterkriegen lassen.“ Ob es die letzte Geschäftsidee ist, die sie wahr werden lässt? „Derzeit erfüllt es mich total. Aber alles ist möglich.“