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Was Eltern über den Kita-Streik sagen

Seit dem Morgen werden in Dresden die kommunalen Kindertagesstätten und Horte bestreikt. Dutzende Kitas konnten nicht öffnen. Was sagen die Eltern?

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© Christian Juppe

Dresden. Seit dem Morgen werden die kommunalen Kindertagesstätten und Horte bestreikt. Dutzende Kitas konnten am Freitag nicht öffnen, andere Einrichtungen nahmen mangels Personal nur ein paar Kinder auf oder schränkten die Öffnungszeiten ein.

Viele Eltern haben dennoch Verständnis für den Ausstand der Erzieherinnen und Erzieher, andere beklagten die Umstände, die sie nun wegen des Streiks haben. Wir haben drei Eltern befragt:

Marni L.: „Ich habe Verständnis für diesen Streik. Ich bin selbst Erzieherin in einer freien Kita. Es geht nicht nur um das Gehalt. Ich bemerke auch den Erziehermangel. In der Grippezeit, aber auch im Sommer ist nicht immer ausreichend Personal da. Klar, leicht ist es auch für mich nicht. Der Papa ist aus beruflichen Gründen nicht da, die Oma ist auch nicht in der Stadt. Meine Tochter muss betreut werden. Bis zuletzt war nicht klar, ob die Kita überhaupt öffnet. Das habe ich erst heute Morgen über das Internet erfahren. Da nur verkürzt geöffnet ist, muss ich auf Arbeit Minusstunden machen.“

Stefan L.: „Natürlich darf jeder streiken. Als Vater bin ich auch nicht das erste Mal davon betroffen. Allerdings würde ich es für angebracht halten, dass neben dem finanziellen Aspekt auch wegen eines besseren Betreuungsschlüssels auf die Straße gegangen wird. Und für uns ist jeder Streik auch ein großer Aufwand. Normalerweise hätte ich meine Kinder heute später in der Kita abgegeben. Da wahrscheinlich weniger Erzieher da sind und damit weniger Kinder betreut werden können, mussten wir jedoch früh los, um noch einen Platz zu bekommen.“

Luise M.: „Dieser Streik ist nervig. Mein Sohn ist in der Grundschule und besucht nach dem Unterricht eigentlich den Hort. Von dort wird er normalerweise abgeholt und zur Ergotherapie gebracht. Das klappt heute nicht. Jetzt muss ich irgendwie eine Alternative organisieren oder meinen Arbeitstermin absagen. Für uns Eltern ist es schwierig, so spontan zu reagieren. Wir müssen Freunde oder Nachbarn fragen. Noch komplizierter ist es für die Familien, die zusätzlich auf den Frühhort angewiesen sind.“

Die Stadt hatte ab 6 Uhr ein Info-Telefon für Eltern eingerichtet. Gut 110 Familien informierten sich über den Status ihrer Kita oder wo es Ausweichplätze gab. „An der Hotline haben sich keine Dramen abgespielt“, sagte Kita-Eigenbetriebsleiterin Sabine Bibas. Die Eltern hätten sich überwiegend verständnisvoll über die schwierige Situation geäußert. „Mit weiteren Streiks wird das Verständnis abnehmen“, meint sie. Bereits am Montag hatten die Gewerkschaften Verdi sowie Erziehung und Wissenschaft (GEW) angedeutet, für Freitag einen Streik zu planen. Am Mittwoch erhielten Eltern konkretere Informationen. So konnten sie sich vorbereiten, so Bibas.

Am Freitagmittag zogen dann nach Polizeiangaben über 1500 Menschen vom Gewerkschaftshaus am Schützenplatz zum Rathaus. Nicht nur Erzieher waren dabei, sondern auch Mitarbeiter des städtischen Klinikums. Den Beschäftigten im öffentlichen Dienst geht es um höhere Löhne. Die Gewerkschaften fordern sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro zusätzlich im Monat. Derzeit verdienen Berufseinsteiger in städtischen Kitas knapp 2600 Euro brutto.

„Ich verspreche mir, dass den Arbeitgebern mit den Warnstreiks heute deutlich wird, wie entschlossen die Kollegen sind“, sagte die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe vor der Kundgebung in Dresden. Sollte es bei den Verhandlungen am Sonntag und Montag keine Einigung geben, würden weitere Streiks folgen.

Genau davor warnt Sabine Bibas: „Die Eltern benötigen Sicherheit bei der Betreuung ihrer Kinder. Ich hoffe deshalb sehr, dass sich die Tarifparteien auf eine Lösung verständigen können.“ Zwar werden die kommunalen Kitas bestreikt. Tarifpartei ist aber nicht die Stadt, sondern der Kommunale Arbeitgeberverband. Somit hat Dresden keinen direkten Einfluss auf die Verhandlungen. Zwar erhalten Eltern dieses Jahr erstmals anteilig Geld zurück, wenn gestreikt wird. Doch Bibas macht kein Geheimnis daraus, dass die Elternbeiträge steigen werden, wenn die Gewerkschaften höhere Löhne aushandeln. „Jegliche Tarifsteigerungen wirken sich nahezu direkt auf die Höhe der Elternbeiträge aus“, sagte sie. Im Jahr 2020 werden Eltern das Ergebnis dieses Arbeitskampfes auf der Rechnung haben. (SZ/sr/mja/jr/dpa)