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Warum will die Stadt Löbau die Kottmarbaude zurück?

Eigentümer Uwe Berndt wundert sich über das Interesse an dem Objekt. Bisher habe man im Rathaus davon nichts wissen wollen.

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© Matthias Weber

Von Romy Altmann-Kühr

Kottmar/Löbau. Uwe Bernd würde gern einen Schlussstrich ziehen unter das Kapitel Kottmarbaude. Vor neun Jahren kaufte der Eibauer die Baude auf dem Hausberg, gemeinsam mit drei weiteren Männern aus dem Ort, sie gründeten die Kottmarbergbaude GmbH. Inzwischen ist Uwe Berndt alleiniger Eigentümer, die anderen drei haben sich aus der GmbH zurückgezogen. Die Pläne von einem Gasthaus auf dem Berg haben sich zerschlagen. Nun will auch Uwe Berndt das Vorhaben nicht mehr allein weiterführen. Abgeben könnte er die Kottmarbaude – und zwar an den Vorbesitzer, die Stadt Löbau. Und die Stadt will die Baude auch haben. Sie macht jetzt von ihrem Rückkaufsrecht Gebrauch.

Dennoch kommen beide Parteien nicht so recht zusammen. Dem Rückkauf stehen unterschiedliche Preisvorstellungen noch im Wege. Derzeit läuft ein Gerichtsprozess dazu. Zuletzt hatte das Landgericht Görlitz, wo der Fall verhandelt wird, einen Gutachter bestellt, der nun den Wert des Gebäudes feststellen soll. Der jetzt beauftragte Sachverständige ist nicht der Erste, der sich mit dieser Sache beschäftigt. Bisher gibt es schon vier Gutachten. Zwei davon aus dem Jahr 2017 und weitere aus den Jahren 2008 und 2009. Sobald das gerichtlich bestellte Gutachten vorliegt, wird das Verfahren fortgesetzt. Dass die Wiederkaufsklausel unwirksam sei, hatte das Gericht in einem vorangegangenen Verhandlungstag bereits zurückgewiesen.

Demnächst steht nun der Termin mit dem neuen Gutachter an, berichtet Uwe Berndt. Er wird sich das Gebäude und das Areal auf dem Kottmar anschauen. Uwe Berndt geht davon aus, dass das Gelände an Wert gewonnen hat und damit der damalige Verkaufspreis – das waren insgesamt 8 700 Euro – gestiegen ist. Der Funkturm neben dem Aussichtsturm wurde demontiert, das dazugehörige Trafohäuschen abgerissen. „Damit hat die Fläche definitiv eine Verschönerung erfahren, der Wert ist gestiegen“, sagt Eigentümer Berndt. Hinzu kommen Investitionen in den Erhalt des Gebäudes, die die Kottmarbergbaude GmbH über die Jahre finanziert hat, führt er an. Auch in die Sicherheit wurde investiert, im Erdgeschoss des Bettenhauses beispielsweise die Fenster vergittert. Die Vorsichtsmaßnahmen sind berechtigt, schildert Uwe Berndt. Erst unlängst wurde zum wiederholten Mal eingebrochen. Diesmal hebelten die Täter am Bettenhaus ein Fenster auf – trotz Vergitterung. Drinnen wurde vieles kurz und klein geschlagen. Der Eigentümer hat nun die Arbeit damit, das Zerstörte wegzuräumen, das Gebäude wieder zu sichern. Auch wegen solcher Vorfälle möchte er die Baude abgeben. Ihn wundert, dass die Stadt ausgerechnet jetzt vom Rückkaufsrecht Gebrauch macht. „Bisher wollte man im Rathaus davon nichts wissen“, sagt Berndt. Er selbst habe den OB darauf angesprochen, zuletzt erst voriges Jahr, erzählt er. Unterdessen, sagt Uwe Berndt, habe er nämlich selbst schon einen Interessenten, der die Baude kaufen würde und ein Konzept vorlegen kann. Dieser Interessent kenne sich in der Gastronomie-Branche aus und auch in der Region, können die potenziellen Gästezahlen einschätzen, erzählt Uwe Berndt. Deshalb ist er guter Dinge, dass das was werden könnte. Verkaufen kann er es an den Interessenten aber nicht, denn die Stadt hat eben das Vorkaufsrecht. Er habe dem Interessenten deshalb geraten, mit seinem Konzept bei der Stadt vorstellig zu werden. Dieser habe sich daraufhin auch nach Löbau gewendet und bekam die Antwort: Kein Interesse, wir haben schon einen Investor. Löbaus OB Dietmar Buchholz (parteilos) will sich nicht öffentlich zu den Vorgängen äußern.

Das lässt aber viele Fragen offen: Was will die Stadt mit der Baude? Hat sie tatsächlich einen Investor und was plant er? Warum lehnt die Stadt einen potenziellen Interessenten ab? Solange das Gerichtsverfahren läuft, will die Stadt Löbau dazu keine Stellungnahme abgeben. Nur soviel: „Wir wollen den Berg wieder beleben“, sagt OB Buchholz. Nichts anderes wünscht sich auch Uwe Berndt. „Unabhängig von allen Differenzen, sollte eine Wiederbelebung im Vordergrund stehen.“ (mit jrs)