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Wackerianer ganz privat

Beim Tag der offenen Tür kommen Tausende Besucher. Sie entdecken unter anderem die Hobbys der Mitarbeiter.

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© Matthais Seifert

Von Kevin Schwarzbach

Nünchritz. Die chemische Industrie öffnet in ganz Deutschland ihre Tore und auch die Wacker Chemie AG ist dabei. Fast 5 000 Besucher schlendern am vergangenen Sonnabend über das Festgelände. Mittendrin über 250 Mitarbeiter, die zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Manche von ihnen nutzen gar die seltene Möglichkeit, sich den Besuchern von ihrer ganz persönlichen Seite zu präsentieren.

So zum Beispiel Freia Hecht. Viele Mitarbeiter und Besucher kennen sie nur als die persönliche Assistentin von Werkleiter Gerd Kunkel. Doch am Tag der offenen Tür zeigt sie sich auch als Liebhaberin alter Autos, die gern selbst zum Schraubenzieher greift. „Mein Mann und ich pflegen dieses Hobby schon seit über einem Jahrzehnt. Es ist einfach eine tolle Abwechslung zur Arbeit im Büro“, sagt Freia Hecht. „Vor allem die Momente, in denen wir mit unserem alten Trabant im Sommer eine kleine, aber schöne Ausfahrt machen, sind alle Mühen wert.“ Und davon haben Freia Hecht und ihr Mann Joachim viele. Allein in ihrem Trabi von 1964 steckt jahrelange Arbeit. „Das kann man heute weder mit Geld noch Zeit bemessen“, sagt Joachim Hecht.

Immer wieder betont er, wie froh er ist, sein Hobby mit seiner Frau teilen zu können. „Ansonsten würde das mit all dem Aufwand nicht funktionieren“, sagt er. Für Freia Hecht dagegen ist es gar keine Frage, bei der Restauration der Autos mit Hand anzulegen. „Bei diesen alten Autos kann man noch einiges selber machen und da schraube ich auch gern mal mit. Anders funktioniert das bei drei Oldtimern auch nicht.“

Nur wenige Meter weiter geht es ein wenig sportlicher zu. Ralf Schlenkrich stellt den Besuchern seinen Ninjutsu-Verein vor. „Dabei handelt es sich im Grunde um eine Verbindung vieler Strömungen. Wir haben das Treten aus dem Karate, die Würfe aus dem Judo und vieles mehr“, sagt Schlenkrich, der seit den 90er-Jahren bei der Werkfeuerwehr von Wacker arbeitet. „Außerdem lehren wir Selbstverteidigung mit ganz simplen Hilfsmitteln wie einem Schlüsselbund oder Kugelschreiber.“ Ralf Schlenkrich hat sich früher viel für Karate interessiert, dann aber schnell gemerkt, dass er noch etwas anderes entdecken wollte. „Dann habe ich mich ein bisschen informiert und einen Verein im Bereich Ninjutsu in Strehla entdeckt.“

Doch nach den ersten Anfängen stockte der Unterricht, der Trainer hatte nur selten Zeit. „Irgendwann haben wir Schüler uns selber ein bisschen fortgebildet und später einen eigenen Verein gegründet“, erzählt Schlenkrich. Trainiert wird je nach Altersklasse entweder mit scharfen Waffen, Stöcken oder nur dem eigenen Körper. „Wir lehren Jahrtausende alte Kampftechniken. Hierbei gilt absolute Disziplin und Konzentration. Da hilft mir mein Job natürlich.“ Mittlerweile hat Ralf Schlenkrich auch einen Kollegen bei der Werkfeuerwehr mit seinem Ninjutsu-Fieber angesteckt. „Er interessiert sich sehr dafür und wir trainieren ab und an miteinander. So lassen sich Beruf und Freizeit noch besser miteinander verbinden.“ Deutlich gediegener ist es am Stand von Kristina Jonack. Ihr Ausgleich zur Arbeit ist das sogenannte Patchwork. Was für manche erst einmal nach einer modernen Familienform klingt, hat eigentlich mit Handarbeit zu tun. „Bei dieser Nähtechnik werden die Reste verschiedener Materialien verwendet“, sagt Jonack. „Diese Herangehensweise wurde schon im alten Ägypten praktiziert und hat sich über die Jahre bewährt, da Stoffe früher viel aufwendiger herzustellen und deshalb teurer waren als heute.“ Für Kristina Jonack ist das Arbeiten mit dem Stoff eine Art des Abschalten. Sie ist bei Wacker als Anlagenfahrerin tätig und hat einen einstudierten Alltag. „Da hilft es mir, mich nach der Arbeit an meine Stoffe zu setzen und meine bunte Seite auszuleben“, sagt sie. „Im Job bin ich auch für die Probenentnahme, Rundgänge und Reparaturen zuständig und muss eine Reihe an Vorgaben beachten. An meiner Nähmaschine kann ich mich dann völlig ausleben.“ Wie alle anderen Mitarbeiter freut sich Jonack, ihr Hobby einmal der breiten Masse präsentieren zu können. „Das hilft sowohl den Besuchern als auch den anderen Mitarbeitern“, sagte sie. „Die Mitarbeiter sehen, mit welchen Menschen sie bei Wacker zusammenarbeiten und bekommen vielleicht auch Lust auf das ein oder andere Hobby“, so Jonack. „Und die Besucher lernen uns mal ganz privat kennen und bekommen einen neuen Eindruck von Wacker.“