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Von Radebeul bis ins Erzgebirge

Die Rallye HSR Classic begeistert Hunderte Zuschauer an der Strecke. Die SZ war im Selbstversuch dabei.

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© Matthias Schumann

Von Peter Redlich

Radebeul. So was zündet: Ein Morgan Cabrio, Oldtimer von VW von vor 50 Jahren, noch ältere 500er-Trabis, ein röhrender Lada, Buick Cabrio, ein aufpolierter Framo, Chevrolet von 1951, historische Daimlers ohne Ende und mittendrin eine SZ-Besatzung mit einem gut 40 Jahre alten Fiat X.

Oldtimer rollen durch Radebeul

Die SZ-Besatzung mit Sylvia und Peter Redlich im silbernen Fiat X auf ihrer ersten Rallye - die Rallye HSR Classic.
Die SZ-Besatzung mit Sylvia und Peter Redlich im silbernen Fiat X auf ihrer ersten Rallye - die Rallye HSR Classic.
Auf dem Marktplatz von Wilsdruff – Birgit und Olaf Zach aus Radebeul mit ihrem 500er-Trabi.
Auf dem Marktplatz von Wilsdruff – Birgit und Olaf Zach aus Radebeul mit ihrem 500er-Trabi.
Begeisterte Zuschauer an der Strecke. Es gab viel zu fotografieren. Mancher notierte sogar die Platzierungen.
Begeisterte Zuschauer an der Strecke. Es gab viel zu fotografieren. Mancher notierte sogar die Platzierungen.

Am Samstag rollte die HSR (Hotel Stadt Radebeul) Classic Rallye erst durch Radebeul und die Elbdörfer und dann durch halb Sachsen.

Das Einzige, was am Startmorgen nicht zündet, sind die Kerzen vom Fiat. Während die anderen 70 Besatzungen im Lindenauer Friesenhof satt an der Reithalle frühstücken, geht das SZ-Team als Assistenten mit Kfz-Meister Jens Ackermann auf Fehlersuche. Nach fast zwei Stunden röhrt der Gute. Zehn Minuten vorm Start.

Wertungsprüfung neben dem Friesenhof. Kontrollpunkt an der Lößnitztalschänke, offizieller Start mit OB Bert Wendsche als Schirmherr am Hotel, Kontrollpunkt an der Weinstube Naundorf, Zeit fahren auf dem Betriebshof von Flack & Schwier in Naundorf, durch die linkselbischen Dörfer mit versteckten Kontrollpunkten. Und zwischendurch immer wieder schon zum frühen Sonnabend begeistert winkende und fotografierende Zuschauer. Es geht Schlag auf Schlag für die über 70 Besatzungen aus ganz Deutschland.

Der silberne Fiat stottert mal, aber er läuft. In Sora haben wir einfach nicht den Kontrollpunkt gefunden und Zeit verloren. Alles andere passt. Wir hoffen, dass unsere Stoppzeiten einigermaßen passen, hatten extra die Stoppuhr vom Handy dabei.

Ideengeber und Organisator des historischen Autofahrspektakels ist Jens Seidel, Wirt der Lößnitztalschänke und Betreiber des Hotel Stadt Radebeul. Seine Rallye-Begeisterung ist ganz offensichtlich so ansteckend, dass er nicht nur weit über 50 Helfer in Radebeul und Dresden zusammentrommelt und vieles mit ihnen ein Jahr lang vorbereitet. Auch weit hinauf ins Sächsische, bis nach Freiberg, stehen Freunde und Geschäftskollegen hinter seiner Idee von der HSR Classic.

In Omsewitz gibt es im Autohaus Bruhns Getränke und Bratwürste für die rollenden Mannschaften, in Freiberg freilich ein Freiberger und in Wilsdruff hat Bäcker Hartmann die Eierschecke samt Kaffee parat, um die Sinne der Roadbook lesenden Beifahrer wieder zu schärfen.

Das ist auch nötig, denn bei Nieselregen gab es vor den Freiberger und Wilsdruffer Anlaufstellen noch etwas besonders Aufregendes – unmittelbar nach dem Mittagessen ein Zeitfahren auf Tempo durch die engen Kurven der Kartbahn vom Erzgebirgsring in Lichtenberg. Der Fiat X mit Hinterradantrieb hatte zwar einen leichten Rutscher, ist aber sauber durch die zwei Runden gezogen.

„Schönste Markt- und Dorfplätze“ war das Motto auf der fast 200 Kilometer langen inzwischen vierten HSR Classic. Ute und Matthias Müller aus Dresden in ihrem knallroten Morgan Cabrio von 1989 waren begeistert: „Jens Seidel hat uns bei der Rallye Sachsen Classic erst vor wenigen Tagen getroffen und uns überzeugt, gleich noch einmal auf Wertung mitzufahren. Wir haben es nicht bereut.“

Kurz nach 16.30 Uhr trafen die ersten Besatzungen wieder in Radebeul am Hotel im Ziel ein. Nicht ohne die letzte Dorfplatz-Parade in Altkötzschenbroda vor staunenden Touristen abzuhalten. Das SZ-Team ist gut durchgekommen, es war unsere erste Rallye. Kfz-Meister Ackermann hat sauber gearbeitet, der Fiat war an diesem Tag allerdings nicht sein schwerster Fall. Es kam noch eine kaputte Lichtmaschine und Rutscher in den Straßengraben dazu.

Jens Seidel und Mannschaft hatte am Abend mit René Dolze im Lindenauer Friesenhof nicht nur reichlich Stärkung für die hungrigen Rallye-Piloten aufgefahren, sondern auch allen gedankt, die an der Strecke für die Rallye-Fahrer da waren. Beste Durchfahrtskontrolle waren übrigens die Anwohner in Altserkowitz. Dank auch an Udo Schindler und Wolfgang Kießling, die sich monatelang die Strecke ausgedacht und alles passend gestaltet haben.

Und gewonnen haben die Rallye gleich in mehreren Kategorien Birgit und Olaf Zach aus Radebeul. Birgit Zach: „Wir hatten den Pokal schon mal und wollten ihn im vorigen Jahr wieder haben – da waren wir zu verbissen.“ In diesem Jahr gab es als Getränkehändler wegen der Hitzetage schon sehr viel zu tun und keine Zeit fürs Training, so die Beifahrerin. „Also waren wir entspannter. Das hat geholfen.“