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„Versuchen Sie, mehr für das Handwerk zu tun“

Bei seiner Landkreis-Tour besuchte der Ministerpräsident auch ein Unternehmen in Pirna. Die Chefs hatten Wünsche.

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© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Pirna. Als Sachsens neuer Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) die Glaswerkstätten Frank Ahne in Pirna verließ, zeigte er sich begeistert. Begeistert von dem, was er gesehen hatte und was die Firma leistet. „Ich hätte vielleicht auch gern Glasbauer gelernt“, sagte der Regierungschef nach seiner Stippvisite. Den ganzen Tag weilte der 42-Jährige am 7. März im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Es war quasi sein Antrittsbesuch. Am Vormittag hatte er sich mit Landrat Michael Geisler (CDU) und Rathaus-Chefs getroffen. Danach legte er in der Pirnaer SZ-Redaktion und bei Glas Ahne im Gewerbegebiet „An der Kunstseide“ Zwischenstopps ein. Glasbau hat Zukunft, stellte Kretschmer fest. Wie man an diesem Betrieb sehen könne, biete der Beruf viele Perspektiven. Man könne in die Forschung gehen, könne studieren, Architektur zum Beispiel.

Und doch ist Glaser kein gefragter Beruf, stellte Geschäftsführer René Herbst klar. Der 47-Jährige sucht händeringend Lehrlinge. „Wir haben schon einiges versucht. Aber wir finden keinen Auszubildenden.“ Allgemein falle es dem Handwerk schwer, Auszubildende oder Fachkräfte zu finden. Dabei ist die Arbeit in den Glaswerkstätten spannend. Und das, was die Firma produziert, kann sich sehen lassen. Zum Beispiel ist die Dachkonstruktion über dem Innenhof des historischen Reichstagspräsidentenpalais im Berliner Regierungsviertel ein Werk von Glas Ahne. „Laut Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es das einzige Glasdach im Gebäudeensemble, wo es nicht reintropft“, verkündete Herbst stolz. „Das ist wirklich so. Im Bundestag stehen überall Eimer“, pflichtete ihm Kretschmer bei. Den beruflichen Nachwuchs habe er im Fokus, sagte der Ministerpräsident. Das Kultusministerium wolle eine Ausbildungsoffensive starten und auch das Wirtschaftsministerium wolle sich einklinken. Im Fall von Glas Ahne will das Landratsamt nun direkt helfen. Landrat Michael Geisler: „Meine Kollegen melden sich bei Ihnen.“

Bei seinem Besuch wurde Michael Kretschmer mit vielen Wünschen konfrontiert. Geschäftsführer René Herbst sprach für viele Unternehmer. Ein Wunsch: Schüler müssten schon in der Schule neugierig auf Handwerksberufe gemacht werden. „Es ist wichtig, dass es weiterhin Möglichkeiten gibt, kleine und mittlere Firmen zu unterstützen. Machen Sie sich stark und versuchen Sie, mehr für das Handwerk zu tun. Es darf nicht aussterben.“

Gemeinsam mit seinem Team hat Herbst es geschafft, aus seinem Handwerksbetrieb die Vorstufe eines Industriebetriebs zu machen. Davon kündet ein neuer Anbau für die erweiterte Produktion. Das gelingt nicht jedem. „Es gibt sehr viele Handwerksbetriebe, die sicherlich auch investieren würden, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Herbst. Jedoch würde es daran scheitern, dass Maschinen beispielsweise nur für die Großindustrie gebaut würden und die derart kostenintensive Anschaffung aus eigener Kraft den finanziellen Rahmen sprengen würde. Die Handwerker haben dann wenig Möglichkeiten, am Markt mitzuhalten.

Carola Herbst, für Buchhaltung und Auftragsmanagement in der Firma zuständig, sprach schließlich noch ein Thema an, das Kretschmer auch am Abend beim „Sachsengespräch“ in der Neustadthalle zu hören bekommen sollte. „Ich möchte mehr Sicherheit im Land“, fordert die 40-Jährige. Straftaten müssten ordentlich bestraft werden, Tugenden wieder eine viel größere Rolle spielen. „Das ist uns in der Vergangenheit sehr verloren gegangen“, stellte Carola Herbst fest.