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Verrückter mit Herzblut

Wilfried Adolph hat den Vorsitz beim Roßweiner Sportverein abgegeben. Seine Meinung will er aber weiterhin sagen.

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© DA-Archiv/Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Roßwein. Vor ein paar Wochen erst hat Wilfried Adolph seinen 75. Geburtstag gefeiert. Für ihn der richtige Zeitpunkt, seine Funktion als Präsident des Roßweiner Sportvereins abzugeben. „Ich werde nicht jünger“, sagt Adolph, und, dass er die freie Zeit seiner Familie widmen werde. Seinem Nachfolger Jürgen Krondorf und den anderen Vorstandsmitgliedern wünscht er, dass sie gut zusammenhalten und den Verein weiter voranbringen.

Die Verdienste von Wilfried Adolph wurden mit der „Ehrenplakette des Landessportbundes“ gewürdigt. Sein Name war nicht erst seit 2003, seitdem er an der Spitze des Roßweiner SV stand, mit der Entwicklung des Sports in der Stadt verbunden. Denn dem Verein gehört er schon 66 Jahre an, schon seit dem Alter von 25 Jahren arbeitete er im Vorstand mit. Er kennt die Glanzzeiten der damaligen BSG Motor ebenso wie den schweren Neubeginn nach der Wende.

Schon als Kind, er ist 1945 mit zwei Jahren aus Schlesien nach Roßwein gekommen, war Adolph sportbegeistert. Los ging es mit Schwimmen und Handball, dann Tischtennis. Die Liebe zum Fußball ist erst später hinzugekommen. Er war auch einige Jahre Leiter der Abteilung Fußball. Der gelernte Schuhbodenfacharbeiter hat viele Jahre in der damaligen Terra-Schuhfabrik gearbeitet, hat sich bis zum Ingenieur qualifiziert und war auch als Produktionsleiter im VEB Jugendmode tätig. Hier hat er zuletzt den Döbelner Betriebsteil geleitet. In all den Jahren spielte der Sport eine wichtige Rolle. Erst als er als Verkaufsleiter in der Weinbranche elf Jahre außerhalb der Stadt unterwegs war, musste der Sport in Roßwein hintenanstehen. Er habe aber zugesagt, sobald er wieder mehr in der Stadt sei, voll beim RSV einzusteigen. Das habe er im Alter von 60 Jahren getan, so Adolph.

Eine seiner wichtigsten Entscheidungen sei es gewesen, für den Erhalt des Sportlerheims zu kämpfen. Es sollte schon abgerissen werden. Da machte sich Wilfried Adolph stark für das Objekt, ging auf Sponsorensuche. So konnte das Gebäude Stück für Stück saniert werden. „Der Einsatz, den viele Firmen mit Sach- und Geldspenden geleistet haben, kann nicht hoch genug gewürdigt werden“, blickt Wilfried Adolph zurück. Über 30 000 Euro Sponsorenleistungen seien damals zusammengekommen. Aber das habe er nicht allein bewältigt, sondern sei vom Vorstand und vielen Mitgliedern unterstützt worden.

„Es waren anstrengende, aber auch schöne Jahre. Ich möchte die Zeit nicht missen“, blickt Wilfried Adolph zurück. An etwas Übles könne er sich nicht erinnern, so Adolph, fragt aber doch noch einmal bei seiner Frau Helga nach, mit der er seit 56 Jahren verheiratet ist. Sie bestätigt seine Auffassung. Gern denkt er an die Wochenendfahrten der Vorstandsmitglieder mit den jeweiligen Partnern oder auch die Besuche in den Partnerstädten zurück. Sicher sei seine direkte Art nicht bei allen angekommen. Dennoch habe er sich stets auf seine Mitstreiter verlassen können. Tun, Positiv, Erfolg, das seien seine drei Schlagwörter. „Wenn man etwas tut und dabei positiv denkt, nur dann kann sich auch der Erfolg einstellen“, fügt Adolph erklärend hinzu.

Als Wilfried Adolph im Januar beim Roßweiner Neujahrsempfang für 66 Jahre Mitgliedschaft im RSV geehrt wurde, bezeichnete ihn Laudator Peter Krause als „Verrückten mit Herzblut“, der sich für den Sport engagiert, und in anderen gesellschaftlichen Bereichen – Adolph war jahrelang Vorsitzender der Gartengruppe Wunderburg – einbringt.

Eine Sache liegt Wilfried Adolph aber immer noch am Herzen, und das tut er auch bei jeder Gelegenheit kund. Erst recht bei seiner letzten Rede als RSV-Präsident. „Wir können stolz auf unsere Sportstätten sein. Doch es muss in die Werterhaltung investiert werden“, so Adolph. Und das könne nicht nur über Ehrenamtler oder über eine Firma geschehen. Früher hätten für diese wichtigen Arbeiten Vollzeitjobs zur Verfügung gestanden. „Für zahlreiche unnütze Dinge wird Geld ausgegeben. Mein Wunsch ist es, dass sich die Politik ernsthafte Gedanken über dieses Thema macht“, sagt Adolph.