Merken

Ungeliebte Ruinen

Glashütte möchte sich von zwei leer stehenden Gebäuden trennen. Doch der Denkmalschutz hat etwas dagegen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Im Johnsbacher Handwerkerheim werden schon lange keine Gäste mehr empfangen. Das einstige Ferienheim der Dresdner Handwerkskammer ist in den letzten Jahren zu einer Ruine verkommen. Und die wollen die Johnsbacher loswerden. Doch alle Versuche, einen Nutzer oder einen Sanierer zu finden, sind gescheitert. Auch der Ortschaftsrat blieb erfolglos. Deshalb war die Freude groß, als Glashüttes Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) Ende des letzten Jahres vorschlug, das Haus abzureißen. Doch das ist schwerer als gedacht, erklärte der Rathauschef vor Kurzem im Stadtrat. Zwar habe die Verwaltung bereits Geld dafür bereitgestellt und den Abriss geplant. Doch das Vorhaben lässt sich gegenwärtig aus zwei Gründen nicht realisieren. So sperrt sich der Denkmalschutz dagegen. Die Behörde fordert laut Stadt den Erhalt des historischen, unter Denkmalschutz stehenden Haupthauses. Dieses wurde um 1800 errichtet. Erst später wurde das Haupthaus um Saal und Nebengebäude erweitert. Die Anbauten im hinteren Bereich könnten nach Meinung des Denkmalschutzes abgerissen werden.

Auch den Abriss des früheren, über 200 Jahre alten Bauernhauses auf der Luchauer Straße in Glashütte hat die Stadt nicht genehmigt bekommen. Auch diese Ruine steht unter Denkmalschutz.
Auch den Abriss des früheren, über 200 Jahre alten Bauernhauses auf der Luchauer Straße in Glashütte hat die Stadt nicht genehmigt bekommen. Auch diese Ruine steht unter Denkmalschutz. © Egbert Kamprath

„Wir haben uns das Gebäude noch einmal mit einem Planer und einem Experten für Vermarktung angeschaut“, sagte Dreßler auf Nachfrage. Zusammen werde man nun Argumente sammeln, um die Denkmalschützer zu überzeugen. Diese sollen dem kompletten Abriss zustimmen.

„Ich hoffe, dass die Unterlagen bis zum Ende des Jahres vorliegen“, so Dreßler. Sollte der Denkmalschutz kein grünes Licht geben, müsste man überlegen, ob der Teilabriss Sinn mache. Doch nicht nur der Denkmalschutz bereitet der Stadt Sorgen, sondern auch die Finanzierung. Das Rathaus geht von Abrisskosten in Höhe von 600 000 Euro aus. Das ist viel Geld. Deshalb möchte Glashütte Fördermittel einsetzen. 90 Prozent der Kosten könnte man gefördert bekommen, so Dreßler. Doch das betreffende Programm ist fast ausgeschöpft, sodass man sich mit großer Wahrscheinlichkeit 2019 erneut um eine Förderung bemühen werde. Andere Dinge hingegen konnte die Stadt bereits regeln. So hat sich die Verwaltung das Gebäude bereits gesichert. Die Stadt hat die Ruine für einen Euro gekauft. Der Kaufvertrag enthält aber eine Klausel, sagt Dreßler. Demnach kann die Stadt vom Kaufvertrag zurücktreten, wenn bis zum Ende des nächsten Jahres keine Fördermittel gewährt werden.

Keine Abriss-Genehmigung

Probleme gibt es nicht nur in Johnsbach. Auch in der Kernstadt kommt die Stadt mit einem Abriss-Kandidaten nicht weiter. Hier sollte im kommenden Jahr das leer stehende Wohnhaus auf der Luchauer Straße 11 weichen. Auch hier hat der Denkmalschutz Bedenken angemeldet. „Hier liegt bereits ein ablehnender Bescheid vor“, sagt Dreßler. Gegen den habe die Stadtverwaltung fristgerecht Widerspruch eingelegt. Zusammen mit dem Planungsbüro werde man diesen noch begründen. Dreßler hofft auf ein Einlenken. Denn das Haus, das gegenüber der Vogelwiese steht, ist schwer zu nutzen. Es ist nicht nur klein, sondern besitzt nur ein sehr kleines Grundstück. Deshalb fiel es der Ostsächsischen Sparkasse schwer, einen Käufer zu finden. Fünfmal war das 1792 errichtete Bauernhaus in der Versteigerung des Kreditinstitutes. Viermal hat sich keiner dafür interessiert. Erst beim fünften Mal erbarmte sich die Stadt Glashütte. Schließlich verkam das Haus immer mehr zur Ruine, vom kaputten Dach gingen Gefahren für die Fußgänger und die Autofahrer aus. Die Stadt bot 4 600 Euro für den Kauf dieses Bauernhauses. Die Sparkasse willigte ein. Seit Anfang 2017 gehört es der Stadt Glashütte. Die hatte es bereits mit dem Vorsatz gekauft, es abzureißen.