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Umbau à la carte

Das Altenberger Wohnungsunternehmen hat im Neubaugebiet Großes vor und stellt personell die Weichen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Mandy Schaks

Altenberg. Ein grau-brauner Wohnblock streckt sich unweit der Bundesstraße B 170 in Altenberg ins grüne Hinterland – mit Blick ins Tal Richtung Hirschsprung oder hoch hinauf in die Berge. In dem langgezogenen Gebäude auf der Walter-Richter-Straße 1-7 könnten mehrere Eigenheime verschwinden. Hier ist Platz für über 40 Familien, dazu gibt’s noch Gewerbeflächen. Doch es sieht recht trist aus. Der Chef ist darüber nicht besorgt. Im Gegenteil, Olaf Weisflog, Geschäftsführer der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Altenberg mbH, freut sich über den fast verwaisten Block.

„Das ist geplanter Leerstand“, erklärt er. „Wir arbeiten daran, das Gebäude umbauen zu können mit völlig anderen Wohnungsgrundrissen und -zuschnitten.“ Was der Großvermieter vorhat, geht weit über herkömmliche Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen hinaus. „Wir wollen etwas Neues machen, was sich abhebt von anderen.“ Am Ende – so sehen es die Pläne vor – wird vom Plattenbau Typ IW 74 aus den 1980-er-Jahren nur noch die Hülle stehen bleiben, innen wird der Beton zerschnitten und neu aufgebaut – nach heutigen Anforderungen an modernes Wohnen wie Barrierefreiheit und individuelle Ansprüche. So kann der künftige Mieter zum Beispiel mit entscheiden, ob er lieber eine offene oder geschlossene Küche haben möchte, im Bad eine Wanne oder Dusche oder doch lieber beides. Das sind große bauliche Eingriffe, die mit viel Lärm und Staub verbunden sind. Deshalb lässt sich das nur machen, wenn das Haus leer ist.

In den vergangenen Monaten wurde der Block deshalb systematisch freigelenkt, nachdem sich ohnehin schon einige Mieter verabschiedet hatten und ein Teil leer stand. Das war auch ein Grund, genau hier mit diesem Projekt anzufangen. Um nicht nur neue Mieter zu gewinnen, sondern auch treue Kunden zu halten, war die Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft beim Umzug behilflich. So wurden gemeinsam neue Wohnungen gesucht, saniert, selbst der Umzug gemanagt und weitestgehend damit alle verbundenen Kosten übernommen, sagt Olaf Weisflog. So konnten 25 Mietparteien innerhalb des Wohnungsbestandes des städtischen Unternehmens umziehen. Das habe sehr gut geklappt, wie auch eine Befragung ergab. Der letzte Wohnungsmieter wird noch im September ausziehen. Auch die beiden Arztpraxen werden das Gebäude verlassen. „Aber zum Glück trotzdem am Standort bleiben“, betont Weisflog. Die Zahnärztin habe sich selbst etwas Eigenes in der Nähe am Bahnhof gesucht. Und die Fachärztin der Schmerzpraxis bekomme direkt gegenüber in der Arthur-Thiermann-Straße 1 neue Räume und sogar mehr Platz.

Jetzt kann es bald richtig losgehen. Weite Teile des Blockes sind schon entkernt. Die Finanzierungsgespräche laufen. Es geht um eine Millionen-Investition. Dafür und für das laufende Tagesgeschäft hat sich die Gesellschaft auch personell besser aufgestellt. Nachdem Weisflog das Unternehmen im Auftrag der Stadt nach der Wende aufgebaut hat, bekam er vor wenigen Monaten Verstärkung. Sophia Mäschker wurde von der Gesellschafterversammlung zur weiteren Geschäftsführerin bestellt.

Sie ist keine Unbekannte im Unternehmen. Seit 2012 arbeitet sie an der Seite von Weisflog in der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft und hat in der Zeit noch ein berufsbegleitendes Studium zur geprüften Immobilienfachwirtin bei der Industrie- und Handelskammer abgeschlossen. Während sich Weisflog mehr um das operative Geschäft kümmert, arbeitet sie maßgeblich an der Unternehmensplanung und bringt dabei auch neue Ideen ein zum Beispiel im Einsatz von neuen Medien. Das neue Wohnprojekt, das jetzt im Altenberger Neubaugebiet bis 2019 umgesetzt werden soll, trägt stark ihre Handschrift. Ihre Berufung ist zugleich das Signal, dass die Gesellschaft aktiv die Unternehmensnachfolge regelt. „Wir bereiten den Übergang vor“, so Weisflog. Der aber vor seinem Ruhestand gern noch die Einweihung feiern würde.