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Tschechin leitet Bergbaumuseum

Jitka Steßl wuchs in einer Bergmannsfamilie auf und studierte Geschichte. In Dipps verbindet sie jetzt beides.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Jitka Steßl leitet seit diesem Monat das neu eröffnete „Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge“ in Dippoldiswalde, kurz Miberz genannt. Sie ist eigenständige Museumsleiterin, so wie ihr Kollege Thomas Klein im Lohgerbermuseum. Zugleich ist sie eine ausgewiesene Fachfrau für Bergbaugeschichte und mittelalterliche Geschichte.

Jitka Steßl stammt aus Havirov im Osten der tschechischen Republik. Die Gegend gilt als das schlesisch-mährische Industriegebiet und ist ein traditionelles Kohlerevier. Großvater und Vater der 35-Jährigen haben dort als Bergleute gearbeitet.

Sie hat dann eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen. Zum Mittelalter fand Jitka Steßl in Brno (Brünn), wo sie Geschichte studierte. Mit Begeisterung erzählt sie von dem Austauschjahr, das sie im Rahmen des Erasmus-Programms an der Universität Konstanz am Bodensee absolviert hat. Damals hat sie an einem Begegnungskurs teilgenommen, wo sich deutsche und tschechische Studierende getroffen haben, um gegenseitig die Sprache zu üben. Dort hat sie ihren heutigen Mann kennengelernt. Er war Mathematikstudent und hat sich auf ein Auslandsjahr in Prag vorbereitet. Es hat dann gut gepasst, dass er nach Prag gegangen ist und sie zurück nach Brno, um ihr Studium abzuschließen. Ihre Abschlussarbeit dreht sich um ein mittelalterliches Thema.

Danach hat sich Jitka Steßl entschieden, in Deutschland zu arbeiten. Sie machte verschiedene Praktika, bis sie eine Stelle am Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen im Rheinland bekam, eine Einrichtung der Stiftung der Vertriebenen.

Steßl hatte dort die Aufgabe, die Ausstellung „Von Leistung, Leid und Leidenschaft. Bergbaugeschichten“ zu betreuen.

Dort gehörte die Öffentlichkeitsarbeit für die Ausstellung zu ihren Aufgaben. „Es war kein großes Museum, wo es Spezialisten für solche Aufgaben gibt“, sagt Steßl. Seinerzeit hat sie auch von dem Archaeomontan-Projekt erfahren. Dieses EU-Forschungsprojekt hatte Christiane Hemker vom Landesamt für Archäologie ins Leben gerufen, um die außergewöhnlichen Funde in Dippoldiswalde, Niederpöbel und anderswo im Erzgebirge angemessen aufarbeiten zu können. Jitka Steßl hat sich beworben und ist vor fünf Jahren mit ihrem Mann nach Dresden gezogen. Er hat hier zu Ende studiert und arbeitet jetzt bei einer Bank.

Sie war dann bei Archaeomontan für die Pressearbeit verantwortlich. Alle Veröffentlichungen gingen über ihren Schreibtisch, ebenso alle Medien, welche das Archaeomontan-Projekt bekannt machten. So kennt sie inzwischen den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge mindestens so gut wie den in ihrer Heimat. Ihre Sprachkenntnisse mit Tschechisch als Muttersprache und einem Deutsch, bei dem nur ein leichter Akzent verrät, dass sie es erst später erlernt hat, kamen ihr dabei zugute.

So bringt sie gute Voraussetzungen mit, um das neue Miberz bekannt zu machen und auf den Weg zu bringen. Noch ist Steßl beim Landesamt für Archäologie angestellt und wird drei Tage die Woche an die Stadt Dippoldiswalde abgeordnet. Das läuft bis Juni nächsten Jahres so, informierte der Dippser Oberbürgermeister Jens Peter (parteilos). Danach soll eine reguläre Ausschreibung der Stelle erfolgen. Im August, nicht lange vor der Eröffnung, ist die Entscheidung gefallen, dass die Ausstellung jemanden braucht, der sie betreut und der sich in der Öffentlichkeit dafür einsetzt. Peter erwartet auch eine gute Zusammenarbeit der beiden Museen in Dippoldiswalde.

In ihrer verbleibenden Arbeitszeit beim Landesamt für Archäologie schließt Jitka Steßl das Archaeomontan-Projekt ab, rechnet Fördergelder ab und betreut noch Arbeiten, die jetzt zu Ende gehen.

Der Schwerpunkt ihrer Arbeitswoche wird aber dem Miberz-Museum gewidmet sein. Jitka Steßl will jetzt ein museumspädagogisches Angebot auf die Beine stellen. „Das soll sich aber nicht nur an Kinder richten, sondern auch Erwachsene einbeziehen“, sagt sie. Weiter kann sie sich vorstellen, eine Vortragsreihe zu den Themen des Museums ins Leben zu rufen, und sie will das Museum überregional bekannt machen. Dabei kann sie auf ihre Erfahrungen beim Archaeomontan-Projekt aufbauen.