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Trockenheit lässt Weihnachtsbäume verdorren

Auf den Plantagen in Pretzschendorf und Gersdorf haben es viele Pflänzchen nicht geschafft. Das hat Auswirkungen.

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© Daniel Schäfer

Von Anja Ehrhartsmann

Bahretal. Hier standen mal 2 000 vitale Bäume drauf, sagt Ingo Mette und zeigt auf die Fläche hinter sich. Nun sind etwa 50 Prozent der 25 bis 30 Zentimeter hohen Weihnachtsbäumchen vertrocknet, die er im Frühjahr auf seiner Plantage bei Gersdorf, einem Ortsteil von Bahretal, gepflanzt hat. Ihre Nadeln haben sich rotbraun verfärbt. Bis.sie abfallen, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Wie die restlichen 50 Prozent den Trockenstress verdaut haben, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schwer sagen und wird sich erst noch zeigen. „Wenn es bald schneien würde, wäre das gut für die Bäume, als Schutzschicht vor den Frösten. Aber wir können es nicht beeinflussen“, sagt Ingo Mette.

Der Pretzschendorfer blickt auf schwierige zwölf Monate zurück: Erst macht das Sturmholz die Marktpreise kaputt, dann lassen Hitze und Trockenheit einen Großteil der Jungpflanzen verdorren. Nicht leicht wegzustecken für den Ein-Mann-Betrieb, der mit dem Verkauf von Bio-Weihnachtsbäumen und Brennholz glücklicherweise mehrere Standbeine hat. Auf insgesamt 5 000 Euro schätzt Ingo Mette den Schaden, der ihm alleine bei den Frühjahrsaufforstungen entstanden ist. Davon verbucht er 3 000 Euro in seinem Waldstück bei Liebstadt, das er für den Holzeinschlag nutzt, und 2000 Euro bei den Weihnachtsbäumen.

Unterm Strich haben etwa 1 250 kleine Fichten und Tannen den Sommer nicht überstanden, denn auch auf seiner Anbaufläche in Pretzschendorf liegt der Ausfall bei rund 50 Prozent. Mit dem Unterschied, dass dort nur 500 neue Weihnachtsbäume gepflanzt wurden und nicht 2 000 wie in Gersdorf.

Wasser aus dem 1 000-Liter-Tank

Auf der sieben Hektar großen Plantage, die der Pretzschendorfer in der Sächsischen Schweiz bewirtschaftet, baut er überwiegend Nordmanntannen und Blaufichten an. Die Flächen werden nach Jahrgängen bepflanzt. Erst wenn die Bäume zwischen acht und zehn Jahre alt sind, kommen sie in den Verkauf. Mit den Tannen und Fichten aus Gersdorf beliefert Ingo Mette verschiedene Händler und bestückt seine eigenen Verkaufsstände, die den Advent über in Dresden und Freiberg aufgebaut werden. Ein weiterer Teil der Bäume wird in der Vorweihnachtszeit auf dem Forsthof in Pretzschendorf verkauft.

Über Lieferengpässe und eine hinreichende Auswahl an Bäumen muss sich Ingo Mette für die anstehende Saison noch keine Gedanken machen, denn die ausgewachsenen Bäume haben den Wassermangel verkraftet. Anders sieht es dagegen in acht Jahren aus, wenn eigentlich die diesjährige Frühjahrskultur für die Ernte vorgesehen wäre. Um seinen Kunden auch dann genügend Bio-Weihnachtsbäume anbieten zu können, pflanzt Ingo Mette im Frühjahr 2 500 neue Bäume und hofft, so das Defizit auszugleichen – vorausgesetzt, es kommt nicht noch so ein Sommer.

Denn solch extreme Bedingungen wie dieses Jahr kennt Ingo Mette bisher nicht. In durchschnittlichen Jahren beträgt der Verlust bei den jungen Weihnachtsbäumen etwa fünf bis zehn Prozent. „Wenn nun mehrere Jahre kommen, in denen die Schäden so hoch sind wie jetzt, dann ist das existenzbedrohend“, macht der Pretzschendorfer deutlich. Dass es ihn so hart treffen wird, habe sich erst im Juni so richtig abgezeichnet. „Bis dahin hat es eigentlich noch ganz gut ausgesehen“, berichtet Ingo Mette. Doch als auch dann der Regen ausblieb, bestand dringender Handlungsbedarf: Da die Wurzeln noch nicht tief genug in den Boden reichen, um eine längere Trockenphase unbeschadet zu überstehen, habe er die Neupflanzungen mehrmals von Hand mit dem Wasserschlauch gegossen. Stundenlang fuhr Ingo Mette dazu mit dem 1 000-Liter-Tank über seine Anbaufläche. „Das war ein großer Aufwand, auf den wir gar nicht eingestellt waren“, erklärt der Förster. Doch damit nicht genug. Zu allem Übel verfärbten sich auch bei den dreijährigen Kulturen etliche Bäume. „Wenn es noch ein paar Wochen so weiter gegangen wäre, ich weiß nicht, was dann passiert wäre.“ Denn nehmen die zehnjährigen Kulturen erst einmal Schaden, geht der finanzielle Verlust schnell in die Zehntausende, sagt Ingo Mette.

Obwohl es nicht soweit gekommen ist und das Minus geringer ausfällt, will Ingo Mette nicht darauf sitzenzubleiben und hofft nun auf Ausgleichszahlungen der Politik. „Ich weiß, man kann das kontrovers diskutieren, aber wir sind auf die Unterstützung der Politik angewiesen.“ Andernfalls müsse er auf die Bereitschaft seiner Privatkunden hoffen, für ihren hochwertigen Bio-Weihnachtsbaum etwas tiefer in die Tasche zu greifen und das möglichst freiwillig, denn die Preise anheben möchte er eigentlich nicht. Fest steht jedenfalls, die Händler zahlen aufgrund der Trockenschäden nicht mehr für die Weihnachtsbäume, sagt Ingo Mette.

Die Verkaufsstände in Dresden und Freiberg sind ab 7. bis 22. Dezember geöffnet, der Hofverkauf in Pretzschendorf den ganzen Advent über, an den Wochenenden von 9 bis 16 Uhr.

Dort können Bäume selbst geschlagen werden.

www.der-forsthof.de