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Treffsicheres Duo

Maria Höhne und Jörg Schade haben beim Peritzer Dorffest den Vogel abgeschossen. Die beiden verbindet aber mehr als das.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Peritz/Gröditz. Ein lebendiges Schwein als Siegprämie, das gibt’s nicht alle Tage. Maria Höhne hat es auf dem Peritzer Dorffest beim Schützenwettbewerb gewonnen. Dort schoss die junge Frau mit der Armbrust nicht nur den sprichwörtlichen, sondern einen tatsächlichen Vogel aus Holz ab. Die Peritzerin setzte sich damit gegen 23 weitere ausschließlich männliche Teilnehmer durch und gewann so das Backschwein.

Beim Vogelschießen nehmen die Schützen einen aus Holzteilen konstruierten Vogel ins Visier – in Peritz mit einer Armbrust. Bis alle Teile abgeschossen sind, können etliche Stunden vergehen.
Beim Vogelschießen nehmen die Schützen einen aus Holzteilen konstruierten Vogel ins Visier – in Peritz mit einer Armbrust. Bis alle Teile abgeschossen sind, können etliche Stunden vergehen. © Maria Höhne

Ihr Zuhause hat sich deshalb nicht in einen Schweinestall verwandelt, erzählt die erste Peritzer Schützenkönigin lachend. Mit heimgenommen habe sie das Tier nicht. Es sei nach wie vor in der Mastanlage in Wülknitz. Dort soll es auch vorerst bleiben, bis es irgendwann zum Fleischer geht.

Zu ihrer eher außergewöhnlichen Siegesprämie ist die junge Frau unverhofft gekommen. Denn eigentlich hatte sie gar nicht vor, beim Peritzer Vogelschießen mitzumachen. Ihr Freund Jörg Schade war es, der sie unauffällig für den Wettbewerb angemeldet hatte. Der Gröditzer weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, in Peritz beim Vogelschießen zu triumphieren: Voriges Jahr hatte er den entscheidenden Treffer auf das hölzerne Federvieh markiert und war Schützenkönig geworden.

Dass er seinen Titel nicht verteidigen konnte, wurmt den Instandhaltungsmechaniker aus den Gröditzer Schmiedewerken nicht allzu sehr. „Na klar hat man den Ehrgeiz zu gewinnen. Aber so bleibt es in der Familie“, sagt er und lacht.

Sechs Stunden im Schießstress

Lachen können Jörg Schade und Maria Höhne gut anderthalb Wochen nach dem Wettbewerb auch über dessen Länge. Die war nämlich fast schon ein wenig ausgeartet: Fast sechs Stunden hatten die zwei Dutzend Teilnehmer nacheinander immer wieder zwei Pfeile auf den Holzvogel geschossen, bis Maria Höhne schließlich das finale Stück vom Pfahl holte. „Es sind dann auch alle erleichtert gewesen, dass es vorbei war“, erinnert sich Jörg Schade. Bei seinem Vorjahreserfolg habe der Wettbewerb gerade mal halb so lange gedauert.

Das Schwierige beim Schießen mit der nach mittelalterlichem Vorbild gebauten Armbrust sei, dass eine Zielhilfe fehlt, findet Jörg Schade. „Anders als beim Gewehr hat man nicht Kimme und Korn“. Hinzu kämen die mit wenigen Zentimetern vergleichsweise kleinen Stücke des Holzvogels, die auch noch abfallen müssen, damit der Treffer zählt. Was heruntergeschossen ist, bringt aber auch Gewinne. So kommt es, dass Maria Höhne und Jörg Schade dank guter Treffer gerade zu Beginn des mehrstündigen Wettstreits auch noch einen Stabmixer und LED-Leuchten einheimsen konnten. „Es gab aber auch Teilnehmer, die leer ausgegangen sind“, erzählt das Paar, das in seiner Freizeit ansonsten viel eher mal im Fitnessstudio vorbeischaut, als Schießsport zu machen.

Wann ihr Hauptgewinn auf den Tisch kommen soll, da hat Maria Höhne noch keine rechte Idee. Anders war das bei Jörg Schade, der für sein im Vorjahr gewonnenes Backschwein gleich die passende Verwendung hatte: Es kam zum 30. Geburtstag auf den Tisch. Einen halbrunden Geburtstag hat die 25-jährige Maria Höhne derweil erst hinter sich. Bis zum Ende ihrer Lehre als Werkstoffprüferin bei den Schmiedewerken sind es noch drei Jahre. Und das Thema Hochzeit für sie und ihren Freund steht auch vorerst nicht an. „Ich denke, wir werden eine Gartenfete feiern“, meint die Peritzerin. Zu der können viele Gäste kommen: Die Erfahrung zeige, dass um die 20 Leute vom geschlachteten Schwein satt werden können.

Auch wenn das Schicksal des Schweins noch nicht endgültig besiegelt ist – eins steht für die beiden Schützenkönige fest: Beim Dorffest in Peritz 2019 wollen sie wieder den Vogel abschießen.