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Titans stehen verunglücktem Ex-Spieler bei

Fast 90 000 Euro kommen für den 20-jährigen Noah Berge zusammen. Offenbar spendet sogar eine Tatort-Kommissarin.

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© kairospress

Von Alexander Hiller

Die Welt ist ein verrückter Ort – und berührende Schicksale bringen die Menschen wieder näher zueinander. Diesen Eindruck vermittelt die Spendenaktion um den verunglückten jungen Basketballer Noah Berge. Der 20-jährige, der in der Saison 2017/2018 auch für das Drittliga-Team der Dresden Titans spielte, war am 4. Oktober in Jena verunglückt. Eine Notoperation rettete ihm das Leben. Offenbar bleibt Berge für immer vom Hals abwärts gelähmt.

Noah Berge begann seine Karriere bei den Uniriesen in Leipzig, ging dann nach Chemnitz und später nach Dresden.
Noah Berge begann seine Karriere bei den Uniriesen in Leipzig, ging dann nach Chemnitz und später nach Dresden. © Philipp Cherubim

Die Familie des Basketballers hat kurz darauf eine virtuelle Spendenseite erstellt, weil jetzt viele Dinge notwendig sein werden, die Geld kosten: Umbaumaßnahmen, Betreuungen, Therapien. Im Internet multiplizierte sich der Aufruf durch das Teilen des Postings unheimlich schnell. Jetzt hat die Kampagne bereits fast 90 000 Euro eingebracht. Der Titans-Fanklub „Forza Blue“ sammelte im Rahmen des Heimsiegs über Oldenburg am Sonntag weitere 1 000 Euro ein. „Die werden wir direkt auf das Konto der Familie überweisen“, sagte Titans-Geschäftsführer Jörn Müller.

„Ein Update von uns, obwohl wir eigentlich sprachlos sind …! Sprachlos über eure/Ihre unfassbar große Anteilnahme an Noahs Schicksal, sprachlos über die unglaubliche Summe, die in kürzester Zeit zusammengekommen ist, sprachlos über soviel Menschlichkeit und Rückhalt“, schreibt Kampagnen-Erstellerin Sandra Pistol im Namen der Familie auf der Homepage. „Wir danken wirklich jedem Einzelnen aus tiefstem Herzen!!! Uns als Familie gibt das soooo viel Kraft und vor allem etwas Sicherheit für all das, was auf uns zukommen wird. So ganz langsam dringt es auch zu uns durch, und wir wissen, dass es wirklich jeden Cent brauchen wird. … Wir hätten nie gedacht, überhaupt 10 000 Euro zu erreichen … und sind wirklich weiterhin für jede Spende dankbar“, heißt es weiter.

Auch der Bundestrainer zahlt ein

Die Spendenspanne reicht von fünf bis 1 500 Euro. Bis zum Montag beteiligten sich 1 581 Personen, Firmen oder Vereine an der Sammlung, darunter Prominente aus der Szene wie Bundestrainer Henrik Rödl oder Marko Pesic, Geschäftsführer der Basketballabteilung des FC Bayern München, und fast das ganze Titans-Team.

Auch außerhalb des Basketball-Kosmos ist die Hilfsbereitschaft groß. Bob-Olympiasieger Thorsten Margis, Volleyballprofi Rica Maase vom DSC, MDR-Vokalsolistin Kerstin Klein-Koyuncu, die Filmpool Entertainment GmbH aus Hürth oder Reiner Roghmann, Standort-Geschäftsführer in Miami der in Schkopau ansässigen Dow Olefinverbund GmbH sind unter den Spendern. Und eine vermeintliche ehemalige Tatort-Kommissarin. Zumindest hat eine Andrea Sawatzki ebenfalls eine Spende hinterlassen. Ob sich tatsächlich die beliebte Schauspielerin und Autorin dahinter verbirgt, ist nicht bekannt. Die Spenden sind natürlich auch anonym oder unter Angabe eines anderen Namens möglich. Für die Sache ist es irrelevant, ob sich bekannte oder weniger bekannte Personen daran beteiligen.

„Dass ein solcher Zusammenhalt möglich ist, in einer Zeit, in der die Menschen scheinbar immer mehr aneinander vorbeileben, ist beinahe unwirklich“, sagt Müller. Der Verein hält über seinen Geschäftsstellenleiter Rico Gottwald engen Kontakt zur Familie von Noah Berge. Gottwald betreute ihn bereits als Trainer in Chemnitz.

„Noah liegt nicht mehr im Koma. Sein Kreislauf ist stabil. Notwendige Operationen sind ganz gut verlaufen“, berichtet Gottwald. Aufgrund seiner schweren Verletzungen musste Berge in ein künstliches Koma versetzt werden. „Derzeit kann er seine Arme und Beine nicht bewegen. Ob das so bleiben wird, vermag ich nicht zu sagen.“ Momentan wird darüber beraten, das Unfallopfer von Jena in eine Spezialklinik bei Halle-Neustadt zu verlegen. Damit wäre er auch näher bei seiner alleinerziehenden Mutter, die in Leipzig wohnt. „Seine Mutti ist überwältigt von der großen Anteilnahme“, berichtet Rico Gottwald.

Unfallursache bleibt unklar

Unklar ist nach wie vor, wie es genau zu dem tragischen Unfall am Abend des 4. Oktober gegen 22 Uhr in der Nähe einer Haltestelle am Ernst-Abbe-Sportfeld kam. Wie die Polizei mitteilte, war „der junge Mann“ in Höhe des Stadions auf den Gleisen gelaufen. Der 34-jährige Straßenbahnfahrer habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Warum sich Berge auf den Gleisen aufhielt, ist nicht bekannt – heißt es im Polizeibericht.

Noah Berge wollte in Jena ab Oktober Sport und Gesellschaftskunde studieren und in der vierten Mannschaft des Erstligisten Sciencity Jena seinem Lieblingssport auf Hobbybasis nachgehen. Jetzt muss der 20-Jährige ganz andere Herausforderungen meistern.