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Tharandt setzt Denkmal ein Ende

Das Deutsche Haus wird für gut 74 000 Euro abgerissen. Zu retten ist nur das Gewölbe.

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Von Verena Weiß

Das Schicksal des Deutschen Hauses in Tharandt ist besiegelt. Die Stadtvertreter haben Anfang des Monats einstimmig die Firma Püschmann GmbH & Co. KG mit dem Abbruch beauftragt.

Um den Auftrag schnellstmöglich zu vergeben und damit den Abriss voran zu bringen, hatte die Rathausspitze extra zur Sondersitzung eingeladen – noch fristgerecht. Die notwendigen Unterlagen hierzu hatten die Stadträte jedoch erst einen Tag zuvor im Briefkasten. Bauamtschef Andreas Hübner bat zwar um Nachsicht, für eine „vernünftige Vorbereitung“ sei es dennoch „zu kurzfristig“, bemängelte Markus Gilak (Freie Wählervereinigung) und mahnte, künftig werde man so keine Entscheidung mehr treffen – nur noch dieses Mal.

Gesagt, getan: Für knapp 75 000 Euro wird das Unternehmen aus dem erzgebirgischen Lugau das ehemalige Gasthaus abreißen – ein günstiges Unterfangen, zumindest im Hinblick auf die weiteren Angebote. 15 Firmen hätten sich um den Abriss des Deutschen Hauses beworben, von neun Bietern gingen schließlich Angebote im Tharandter Rathaus ein. Das teuerste Angebot: 145 000 Euro, bilanziert Bauamtschef Andreas Hübner. Aber nicht nur deshalb habe man sich für den günstigsten Preis, also die Firma Püschmann entschieden. Das Unternehmen habe zudem bestätigt, dass beim Abriss des Objektes alle abfalltechnischen Vorgaben eingehalten werden. Schließlich handelt es sich hierbei um ein Denkmal, bei dessen Abriss und Entsorgung einiges zu beachten sei. Schon im September 2012 habe sich die Stadt mit der Denkmalschutzbehörde über einen Abriss des Hauses erkundigt, wie Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos) erklärt. Aber erst im Mai dieses Jahres konnte die Rathausspitze die bis dato in Privateigentum befindliche Ruine aus der Zwangsversteigerung kaufen. Seitdem wird in der Stadtverwaltung der Abriss des Hauses geplant, der Bestand dokumentiert und die endgültigen Genehmigungen seitens Denkmalschutz und der Naturschutzbehörde eingeholt.

Diese liegen nun vor, der Abriss kann losgehen – je nachdem, wann der Auftrag bei der Firma eingeht und die Abstimmungen zur Verkehrssicherung getroffen sind. „Am besten, so schnell wie möglich“, sagt Andreas Hübner. Er rechnet damit, dass Ende des Monats der Abrissbagger anrollt. Fest steht in jedem Fall: Bis Ende des Jahres soll jede Spur vom Deutschen Haus fehlen. Lediglich das historische und – im Gegensatz zum Haus selbst – gut erhaltene Kellergewölbe bleibt bestehen. Im Gebäude selbst gebe es „nichts mehr zu schützen“, wie der Bauamtschef sagt, abgesehen von ein paar Sandsteinen, die sich die Stadt sichern werde, und einer alten Vorhangstange aus dem einstigen Kinosaal, die auf Anfrage eines Interessenten zur Verfügung gestellt werden soll. „Die alten Kinositze sind längst raus“, beantwortet Hübner die Anfrage von Robert Neumann (FWG), ob sich diese noch verwerten ließen. Mit dem Abriss der Ruine wird das Grundstück zudem komplett beräumt. Einzige Unsicherheit bildet die Stützwand in Richtung Akademieweg. „Sollten wir beim Abbruch des Deutschen Hauses feststellen, dass der Hang instabil wird, dann wird er natürlich sofort gesichert“, erklärt der Bürgermeister. Andernfalls werde der Hang erst in einem zweiten Bauabschnitt gesichert, mit finanziellen Zuschüssen aus dem Stadtumbauprogramm, ähnlich wie nun beim Abriss des Objektes. Was künftig an die Stelle des Deutschen Hauses rückt, sei hingegen noch nicht entschieden. „Hier ist der Stadtrat frei in seiner Entscheidung“, sagt Bürgermeister Silvio Ziesemer. Zur heutigen Sitzung, solle die Zukunft des Areals diskutiert werden. Ob sich der Vorschlag eines Neubaus des mit der Machbarkeitsstudie betrauten Architekten O’Brien durchsetzt, ist fraglich. „Wir lehnen das Modell ab“, stellt Markus Gilak (FWG) für seine Fraktion klar.