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Teure Hochzeit?

Löbauer beklagen, das hiesige Standesamt verlange unverschämte Gebühren. Ein Vergleich zeigt, dass das nicht stimmt.

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© Rafael Sampedro

Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. Das Löbauer Standesamt als Ort für eine romantische Trauung kommt bei etlichen Löbauern nicht gut weg. Vor Kurzem berichtete SZ darüber, dass die Stadt einen neuen Standesbeamten eingestellt hat und man damit jetzt flexibler werden möchte, was die Zeiten der Trauung anbelangt. So seien auch Eheschließungen außerhalb der regulären Rathaus-Öffnungszeiten künftig besser planbar. Gerade der Sonnabend ist bei Brautpaaren gefragt. Auch eine Löbauerin berichtet auf Facebook, dass sie dieses Jahr an einem Sonnabend in ihrer Heimatstadt heiraten möchte. Weil die Trauung an einem Sonnabend stattfinden soll, werden 70 Euro zusätzlich fällig. Die Zusatzgebühr sei eine Unverschämtheit, so die junge Frau. Und auch andere beklagen, dass Heiraten in Löbau teuer sei und allerhand Gebühren verlangt werden.

Der Vergleich mit anderen Orten in der Umgebung zeigt aber, dass das Löbauer gar nicht teurer ist als andere Standesämter. Bei manchen Gebühren haben die Städte und Gemeinden auch gar keinen Spielraum. Was die Trauung außerhalb der regulären Dienstzeiten kostet, ist beispielsweise sachsenweit geregelt: nämlich 70 Euro. Das hat das Sächsische Innenministerium in einer Vorschrift festgelegt.

Eine Facebook-Nutzerin merkt zum Thema an, dass der Trend auch weg vom Rathaus gehe und Paare sich lieber außergewöhnlichere Orte für die Trauung suchen. Löbau bietet diese Möglichkeit mit dem Kulturzentrum Johanniskirche an. Während die Nutzung des Standesamtes im Rathaus in der Regel in den Gemeinden nichts zusätzlich kostet, sind für solche außergewöhnlichen Orte zusätzliche Gebühren fällig. Und auch das ist sachsenweit festgelegt, wie Standesbeamtin Silvia Witschas in Ebersbach-Neugersdorf erläutert. Die Verordnung sieht demnach vor, dass für Eheschließungen außerhalb der Diensträume Auslagen zu erheben sind. In Ebersbach-Neugersdorf betrifft das zwei Trauzimmer in Seifhennersdorf sowie den Saal der Alten Mangel in Ebersbach, der für Hochzeiten beliebt ist. Für Trauungen in den Außenstellen verlangt die Stadt 30 Euro. Hinzu kommen auch hier Nutzungsgebühren für die Räume: für den großen Saal in Seifhennersdorf 65 Euro – das kleine Trauzimmer in Seifhennersdorf ist gebührenfrei – für die Alte Mangel 45 Euro. Dieses Geld bekommt der Kultur- und Landschaftspflegeverein als Hausherr für die Vorbereitung des Raumes.

Die Nutzung der Johanniskirche in Löbau wird in einem Nutzungsvertrag geregelt. Die Miete hat der Löbauer Stadtrat in einem Beschluss festgelegt. Sie beträgt 75 Euro. Ein Rechenbeispiel: Wer also an einem Sonnabend in der Johanniskirche getraut werden möchte, zahlt 70 Euro für die Trauung außerhalb der Dienstzeit sowie 75 Euro Raummiete, macht 145 Euro. Eine Eheschließung zu den Öffnungszeiten und im Trauzimmer des Rathauses wäre gebührenfrei. Lediglich geringe Kosten für die erforderlichen Unterlagen, wie zum Beispiel die Eheurkunde, würden anfallen.

Wer den besonderen Ort für die Hochzeit sucht, muss auch in Zittau tiefer in die Tasche greifen. Wie Pressesprecher Kai Grebasch von der Zittauer Stadtverwaltung informiert, gibt es dort außer im Standesamt auch die Möglichkeit, sich im Bürgersaal trauen zu lassen oder sogar in einem Königlich-sächsischen Eisenbahnwaggon der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (Soeg) auf dem Bertsdorfer Bahnhof. Das kostet allerdings stattliche zusätzliche Gebühren. Für die Trauung im Bürgersaal werden 150 Euro fällig. Möglich ist beides nur an bestimmten Tagen, Brautpaare können sich den Termin nicht individuell aussuchen. Das wäre aus organisatorischen Gründen nicht möglich, so Grebasch. Bürgersaal-Hochzeiten finden etwa zwei Mal jährlich statt. Für die Trauung im Eisenbahnwaggon legt die Stadt in Absprache mit der Soeg einen Sonnabend Anfang September fest. Die Eheschließung mit Eisenbahn-Atmosphäre kostet 250 Euro zusätzlich: 100 Euro davon erhält das Standesamt für die Auswärts-Trauung, 150 Euro die Soeg, die den Waggon bereitstellt.

Der Vergleich in den Städten zeigt: Trauungen im normalen Standesamt zu den Dienstzeiten kosten in der Regel nichts extra, wer das Besondere sucht, muss tiefer in die Tasche greifen – nicht nur in Löbau.

Das kostet die Trauung:

Gebühr für Standesamtsnutzung und Trauung außerhalb der Dienstzeiten, zum Beispiel sonnabends: 70 Euro

Nutzung eines Trauzimmers außerhalb des Rathauses: sehr unterschiedlich, je nach Trauungsort bis zu mehrere Hundert Euro

Gebühren für Auszug aus dem Geburtenregister: zehn Euro pro Person

Kosten für Eheurkunde: zehn Euro