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Stört Schiffsfunk die Ampeln?

Dienstag früh sind die Anlagen auf der Dresdner Straße erneut ausgefallen. Die Stadt will der Ursache auf den Grund gehen.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Brockwitz. Kaum ist die Straßenbaustelle auf der Dresdner Straße in Brockwitz am vergangenen Freitag gestartet, gibt es das erste Chaos. Die Ampeln funktionieren nicht. Ordnungsamt und Verkehrstechniker kümmern sich um eine Lösung. Doch was hat die Ampeln so verwirrt?

Ein erster Verdacht: Der Schiffsfunk der Fahrzeuge auf der nahen Elbe. Die SZ fragt nach beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), Auftraggeber der Arbeiten auf der Dresdner Straße, und erhält die Auskunft: Bei der Verkehrssicherung in Brockwitz wurden funkgesteuerte Lichtsignalanlagen eingesetzt. Diese wurden durch den Schiffsverkehr auf der Elbe gestört, sodass es zu Ausfällen der Anlage kam. Durch den Auftragnehmer werden die Lichtsignalanlagen jetzt durch kabelgebundene Anlagen ersetzt.

Auf den Schiffsfunk als Verursacher tippt anfangs auch Ordnungsamtschef Olaf Lier. Gab es doch schon mal eine ähnliche Geschichte. Beim Bau an der B6 in Zehren im Sommer 2014 war die Schifffahrt ins Visier geraten. Nur: Der offizielle Schiffsfunk kann es nicht gewesen sein, sagt Olaf Lier am Dienstag. Am Morgen haben die Funkampeln wieder verrückt gespielt und ihren Dienst aufgegeben. Nicht nur an den zwei Baustellenabschnitten. Sondern auch die Fußgängerampel vor der Grundschule – derzeit auf Baubetrieb umgestellt. Und das zu der Zeit, als die Schüler ankommen und über die Straße müssen. Diese Ampel und die der betreffenden Baustellenstrecke sind jetzt sicherheitshalber verkabelt.

Bleibt das Problem: Wer steckt hinter der Störung? Was beeinflusst die Signale der Funkampeln so sehr? Olaf Lier weiß, weshalb der offizielle Schiffsfunk – auf Passagier- und Frachtschiffen – eigentlich nicht infrage kommt. Weil der auf einer anderen Frequenz läuft als die Kommunikation der funkgesteuerten Ampeln. Bliebe noch der Betriebsfunk. Den könne jeder beantragen, und eine der beiden Frequenzen der Ampeln sei auch für den Betriebsfunk zugelassen. Könnte der vielleicht auf den Schiffen benutzt worden sein? Oder geht die Störung von Land aus, von einem ganz anderen Betriebsfunknutzer?

Gemeinsam mit der für die Ampeln zuständigen Verkehrstechnik wollen die Coswiger den Grund ermitteln. Dabei kommt ihnen das Marinetraffic-System zugute. Auf Marinetraffic.com, ein kostenloser Dienst, sind alle Schiffe zu beobachten auf küstennahen Meeresgebieten und Flüssen. Mit Heimatland, technischen Daten, Route, Foto. Da kann man seit knapp zwei Jahren auch das Geschehen auf der sächsischen Elbe, samt Kötitzer Fähre, online verfolgen – eine Idee von Olaf Lier. Die WAB Coswig mbH sorgte mit Receiver und Antenne für die nötige Technik. Und damit für einen Beitrag zu mehr Sicherheit auf der Elbe, kann doch nun jeder Bootsfahrer mithilfe von Marinetraffic per Laptop oder Smartphone erkennen, ob und welcher Gegenverkehr zu erwarten ist, gerade in Kurven.

Der Coswiger Empfänger umfasst die Strecke Mühlberg bis Pirna. So kann Olaf Lier in seinem Büro sehen, dass sich von Riesa gerade ein Schubverband und ein Flusskreuzfahrer Brockwitz nähern. Kurzer Anruf bei der Verkehrssicherheitstechnik. Da wird gleich mal geschaut, ob sich was tut beim Vorbeifahren an der Ampel.

Dass der offizielle Schiffsfunk nicht der Ampel-Blockierer sein könne, hat die Sächsische Dampfschifffahrt schon nach den 2014er-Vorwürfen des Lasuv erklärt. Weil die Schiffe keinen CB-Funk, sondern ausschließlich UKW-Anlagen an Bord haben, hieß es da. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt teilte mit, dass das auch für tschechische Schiffe gelte. Dem Lasuv zufolge hatte sich damals die Ursache der Ampelstörung nicht mehr ermitteln lassen.

Zum aktuellen Straßenbau in Brockwitz informiert das Lasuv, dass voraussichtlich bis 4. April die Entwässerungsmöglichkeiten auf der Dresdner Straße verbessert werden. Das bedeutet 19 neue Straßenabläufe, 215 Meter Entwässerungsrinnen, neue Betonsteinrinne auf insgesamt 2080 Metern sowie 50 Meter neuer Gehweg. Dem folgten die neuen Asphaltdecken.

Olaf Lier hofft, dass das nicht weiter von solchen massiven Ampelproblemen begleitet wird und sich der Auslöser schnell ermitteln lässt.