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Spaziergang mit Jana

Die Ebersbacher Bestatterin informiert in neuer Art und Weise darüber, was im Todesfall zu tun ist. Und sie hilft, Trauer zu bewältigen.

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© Bernd Gärtner

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach-Neugersdorf. Jana Ulbrich geht gerne über Friedhöfe. Die Bestatterin aus Ebersbach will künftig trauerende Angehörige von Verstorbenen an so einem Spaziergang teilhaben lassen. Deshalb lädt sie am 1. September zum ersten Mal zu einem „Spaziergang mit Jana“ über den Ebersbacher Friedhof ein.

Sie und Jörg Lehmann, mit dem sie das Bestattungsinstitut in der Ebersbacher Bahnhofstraße 4 gemeinsam betreibt, haben bislang jedes Jahr einmal einen Tag der offenen Tür gemacht. „Da kamen regelmäßig etliche Interessenten, die vieles wissen wollten für den Trauerfall, wenn er einmal eintreten sollte“, erzählt die 35-Jährige und betont, dass sie einfach nur Jana genannt werden möchte. „So kennen mich die Leute“, sagt die gebürtige Neugersdorferin, die jetzt in Neusalza-Spremberg wohnt.

Die Idee mit dem Spaziergang über den Friedhof kam ihr, weil sie selbst oft auf Begräbnisstätten unterwegs ist, nicht nur aus beruflichen Gründen. Oft ist sie privat mit der Familie auf dem Seifhennersdorfer Friedhof, um die Gräber von Verwandten zu besuchen. „Der Friedhof ist ein Ort der Erinnerung, des Gedenkens und des Innehaltens“, sagt sie. Bei so einem Gang fallen Lasten und Stress ab. Und man findet zu den wichtigen Dingen im Leben zurück. Am Grab eines Verstorbenen treffen sich Angehörige, um zusammen die Zeit der Trauer zu überstehen. „Für Hinterbliebene ist ein Ort der Trauer sehr wichtig“, sagt Jana. Deswegen ist es ihr ein Bedürfnis, auf solche Orte aufmerksam zu machen.

Ein Spaziergang mit Trauernden oder auch Interessierten über den Friedhof erscheint ihr dabei als eine gute Möglichkeit. Die ausgebildete Bestatterin ist fest davon überzeugt, dass eine gute Friedhofskultur zur Trauerbewältigung gehört. Die Ruhestätte wird meist für 20 oder 25 Jahre gemietet. „In dieser Zeit hat es der Verstorbene verdient, eine schöne Grabstätte zu erhalten“, sagt Jana. Die Pflege der Grabstätte sieht Jana nicht als Belastung, sondern als Teil der Trauerbewältigung. Auch mit wenig Aufwand sei es möglich, ein Grab schön zu gestalten. Friedhofsgärtner geben dabei Unterstützung. Das ist nicht kostenlos, weiß auch die Bestatterin. Für Hinterbliebene, die sich nicht oft um die Grabpflege kümmern können, weil sie zu weit weg wohnen, ist die Beauftragung eines Fachunternehmens eine Alternative.

Auf dem Friedhof entsteht Neues

Es komme nicht so selten vor, dass sich bei der Grabpflege Hinterbliebene treffen und in der Trauer zueinander finden. „Wenn man das Alte loslassen kann, entsteht auf dem Friedhof immer wieder auch Neues“, sagt die 35-Jährige. Vor allem die Gespräche mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen, seien hilfreich bei der Trauerbewältigung. Manchmal, wenn sie über den Friedhof geht, und jemand allein am Grab trauern sieht, stellt sie sich einfach dazu. Fragt, wie es dem Hinterbliebenen geht. Das will sie wirklich wissen. „Das ist keine Floskel, sondern echtes Interesse“, betont die junge Frau.

Eigentlich ist für Jana die Arbeit nach der Beerdigung beendet. Aber sie bleibt trotzdem mit den Leuten im Gespräch, gibt gerne etwas Persönliches mit auf den Weg. So sei es kein Wunder, dass immer wieder Hinterbliebene auch Jahre nach einem Trauerfall zu ihr ins Büro kommen. „Einfach nur zum Reden“, erzählt sie.

Das Bedürfnis zum Reden und sich Ausdrücken hat die junge Frau schon lange. In ihrer Freizeit schreibt sie Gedichte, einen ersten Gedichtband hat sie bereits herausgegeben. Sie bietet an, bei den Trauerfeiern, die ihr Institut ausrichtet, die Trauerrede zu halten. Mittlerweile macht sie das sehr oft. „Bei kirchlichen Beerdigungen spricht natürlich der Pfarrer die Abschiedsworte“, erläutert sie.

Auf den Spaziergang am 1. September ist Jana schon sehr gespannt. Sie weiß nicht, ob das Angebot überhaupt angenommen wird. Ist das der Fall, wird sie eine Wiederholung anbieten. Auf alle möglichen Fragen der Spaziergänger bereitet sie sich vor. Ob sie trotzdem noch einen Tag der offenen Tür in diesem Jahr anbieten wird, steht noch nicht fest.

Spaziergang mit Jana am 1. September auf dem Friedhof Ebersbach, Treff ist 13 Uhr an der Trauerhalle.