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Sozialamt lehnt Straßenschule ab

Nach der Rettung 2017 sieht es für das Projekt in diesem Jahr schlecht aus. Eine kleine Hoffnung gibt es aber noch.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Bunte Kostüme und schrille Hüte schneidern. Für ein Theaterstück. Davon träumt Jana schon ganz lange. Doch vorher will und muss sie erst einmal ihren Realschulabschluss schaffen. Diesen holt sie gerade in der Straßenschule der Treberhilfe nach. Denn Jana lebte jahrelang auf der Straße. Keine Wohnung, keine Perspektive. Sie schlug sich durch, schlief mal im Park und mal bei Freunden. Regelmäßig übernachtete sie im Übergangswohnheim am Hubertusplatz. Aktuell läuft gerade die Schulfremdenprüfung. Wenn sie alle Prüfungen schafft, rückt sie einem normalen Alltag und einem Neustart ein Stück näher.

Das Projekt Straßenschule, das Jana und schon Dutzenden jungen Menschen geholfen hat, steht jedoch vor dem Aus. Wieder einmal. Bereits im vergangenen Jahr rettete erst ein Last-Minute-Antrag von SPD, Grünen und Linken das Projekt und das Sozialamt förderte es noch mal mit 100 000 Euro für das Schuljahr.

Jetzt droht endgültig das Aus. Denn das Sozialamt hat den Förderantrag von Treberhilfe-Chef Dieter Wolfer abgelehnt. „Für das Schuljahr 2018/2019 scheidet eine erneute alleinige Förderung durch das Sozialamt aus. Denn es mangelt an einer originären Zuständigkeit für dieses Bildungsprojekt“, so das Sozialamt. Das Sozialamt habe der Treberhilfe nach eigenen Angaben schon im September 2017 mitgeteilt, dass für das Schuljahr 2018/2019 ein Antrag beim Jugendamt gestellt werden muss. Außerdem sei dem Verein mehrfach Hilfe bei dem Schreiben des Konzeptes angeboten worden.

Das Sozialamt argumentiert, dass es das Projekt nicht fördern könne, da der Hauptfokus der Straßenschule auf dem Schulabschluss liege. Das wiederum sei nicht Sache des Sozialamtes. „Unser Fokus ist nicht nur der Abschluss, sondern auch die Wiedereingliederung der jungen Menschen in einen normalen Tagesablauf mit Strukturen“, sagt dagegen Dieter Wolfer. Er und seine Sozialpädagogen helfen den Schülern auch bei der Suche nach einer Wohnung, und wenn es sein muss auch beim Drogenentzug.

Dieter Wolfers Hoffnungen ruhen jetzt auf dem zweiten Förderantrag, den er ans Jugendamt geschickt hat. Von dort gibt es noch keine Entscheidung. „Wir wünschen uns sehr, dass es klappt, denn wir haben schon eine sehr lange Warteliste für das nächste Schuljahr“, sagt er. Eine Entscheidung muss also bald fallen.