Von Ingolf Reinsch
Seeligstadt. Bis tief in die Nacht steppt am Sonnabend der Bär beim Seeligstädter Dorffest. Für Bäckermeister Holger Opitz heißt es am Sonntag trotzdem, früh aufzustehen. Er legt am Festwochenende, an dem das Dorf sein 790-jähriges Bestehen und die Freiwillige Feuerwehr ihr 90-jähriges Jubiläum feiert, eine Sonderschicht ein und bäckt Semmeln – Sonntagsbrötchen. Klar, dass die aus der ortsansässigen Bäckerei Philipp kommen, deren Backwaren weit über den Ort hinaus bekannt sind.
Seeligstadt muss nicht erst zusammenrücken. Seit Generationen gibt es im Ort einen festen Zusammenhalt. Am Sonntagmorgen beim ersten gemeinsamen Seeligstädter Frühstück könnte es aber eng werden an den Biertischgarnituren, sodass man doch zusammenrücken wird. Sponsoren, unter ihnen die Bäckerei, sorgen dafür, dass es Brötchen und Kaffee für alle Besucher gratis gibt. Ansonsten gilt: Jeder bringt etwas mit und lässt seine Tischnachbarn daran teilhaben. Ilko Keßler vom Festkomitee: „Wir stellen Tische zu großen Tafeln. Es ist so gedacht, dass jeder etwas Besonderes mitbringt. Zum Beispiel eine selbst gekochte Marmelade, einen selbst gemachten Joghurt oder einen Salat.“ Platz nehmen an der großen Frühstückstafel dürfen natürlich nicht nur Seeligstädter, sondern auch Gäste von außerhalb. Ab 8.45 Uhr bis kurz nach 10 Uhr darf in geselliger Runde gefrühstückt werden. 10.30 Uhr beginnt dann der Zeltgottesdienst.
Filmischer Rückblick
Alle Vereine des Dorfes, Kirchgemeinde und Feuerwehr organisieren gemeinsam das Fest. Seeligstadt ist festerfahren, sagt Ilko Keßler. Mehrere Vereine besitzen inzwischen Industriekaffeemaschinen, sodass es am Sonntag keinen Engpass geben wird. Kaffeebecher aus Porzellan stellt der Sportverein bereit. „Wir haben über 200 solcher Tassen“, sagt Ilko Keßler, der zugleich Chef des Sportvereines ist. Dutzende Helfer werden am Sonntagmorgen auf den Beinen sein, damit das Frühstück gelingt.
So wird gefeiert
Ilko Keßler kam vor 20 Jahren mit seiner Familie aus Dresden in den Großharthauer Ortsteil. Er schätzt besonders das gute Miteinander im Dorf. „Man kennt sich. Man hilft sich“, sagt er, der – wie viele andere Zugezogene – gut im Ort aufgenommen wurden. Zu Beginn des Festes steht am Donnerstagabend ein Filmrückblick auf die 775-Jahrfeier vor 15 Jahren. Den Abschluss bildet am Sonntag 24 Uhr das Anstoßen und ein Ausblick auf 800 Jahre Seeligstadt in zehn Jahren. Ilko Keßler ist um die Zukunft seines Dorfes nicht bange. Seine Vision für „Seeligstadt 2028“: Das Dorf ist dann noch attraktiver. Es wurde ein weiteres Wohngebiet erschlossen, in dem Familien, auch aus der Stadt Dresden, gebaut haben. „Die Nachfrage nach Bauplätzen für Eigenheime ist groß“, weiß der Seeligstädter. Dass sich der Ort im Dresdner Speckgürtel weiter als familienfreundliches Dorf profiliert, ist schon nicht mal mehr Vision. Gleich nach dem Dorffest auf dem Sportplatz beginnt an dessen Rand der Bau eines öffentlichen Kinderspielplatzes.