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Singen gegen den Schulstress

Weniger Schulstunden? Manche würde es freuen. Doch das Heidenauer Gymnasium will den Musikunterricht nicht kürzen.

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© Markus Schütze

Von Heike Sabel

Heidenau. Max Röber hat den Musikunterricht zum Lieblingsfach etlicher Heidenauer Gymnasiasten gemacht und den Chor zu einem über die Schule und die Stadt gefragten Ensemble. Und er ist schuld, dass Nick Heidmann Musiklehrer werden will. „Der Wunsch ist durch ihn gewachsen“, sagt Nick. Röber habe ihm gezeigt, wie engagiert man als Lehrer Schüler begeistern kann. Die Abiturienten stehen vor den Prüfungen. Deshalb die Chorprobe ausfallen lassen? Nein.

Der ehemalige Kruzianer und Chefdirigent der Elbland Philharmonie, Prof. Ekkehard Klemm, probte mit den Heidenauern. Schnell war klar, er legt Wert auf genau gesungene Töne, Vokale und Aussprache müssen stimmen.
Der ehemalige Kruzianer und Chefdirigent der Elbland Philharmonie, Prof. Ekkehard Klemm, probte mit den Heidenauern. Schnell war klar, er legt Wert auf genau gesungene Töne, Vokale und Aussprache müssen stimmen. © Foto: Schule

Nun wird im Freistaat diskutiert, die Musikstunden zu reduzieren. Auch Sport und Kunst sind dafür im Gespräch. Die sächsische Regierungskoalition aus CDU und SPD will die Schüler entlasten. Sie haben mehr Wochenstunden als zum Beispiel in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Welche Fächer betroffen sein werden und wann eine Entscheidung fällt, steht noch nicht fest.

Dafür aber gibt es eine Petition, die im Internet Unterschriften gegen die Kürzung beim Musikunterricht sammelt. Die Aktion läuft bis 8. Mai, bisher stehen über 12 000 Sachsen dahinter. Der Bundesverband Musikunterricht-Verein plant eine Anhörung im Sächsischen Landtag, um für die Musik an der Schule zu werben.

Musiklehrer und Chorleiter Max Röber will nicht ein Fach gegen das andere ausspielen. Schließlich sei die Schule eine allgemeinbildende und die Mischung, wie sie ist, rund. Charlotte Lamprecht ist das beste Beispiel. Ihr habe die Musik-Theorie in Mathe geholfen. Und sie hatte sich gefreut, als es ab der elften Klasse wieder zwei Stunden Musik pro Woche gab, so wie in der fünften und achten Klasse. In den anderen ist es jeweils nur eine Stunde. Das soll künftig für alle reichen.

Entlastung an anderer Stelle

Röber stört am meisten, dass man ausgerechnet in Sachsen an Kunst und Musik sparen will. „Das wurde in Sachsen immer hochgehalten und hält uns am Leben.“ Im Musikunterricht wird Stress abgebaut, danach stimmt die Chemie im Körper wieder, sagen die Schüler. „Andere Fächer sind mehr Belastung, Musik ist Entlastung und man lernt trotzdem etwas.“ Mancher hat durch den Musikunterricht den Weg in den Chor gefunden. Weniger Musikunterricht bedeutet weniger Leben in der Schule.

Dabei hat das Gymnasium große musikalische Pläne, eine Bläserklasse zum Beispiel. Alle seien von der Idee begeistert, sagt Röber. Ist das doch etwas, was Heidenau von anderen Schulen unterscheiden würde. Es wäre ein weiterer Baustein hin zu einer musikalischen Schule. „Einer, der aber Zeit braucht.“ Dass es zum Ausgleich für die gestrichene Musikstunde zusätzliche Fördermittel für weitere musikalische Ganztagesangebote geben soll, wird in der Petition begrüßt. Aber: Die freiwilligen Angebote sind kein Ersatz für Musikstunden, die allen Schülern nützen.

Musiklehrer Max Röber will weiter mit seinen Schülern Musik leben, sie begeistern, Talente finden und fördern. Im Chor, aber nicht nur. Deshalb brauche es den Musikunterricht wie bisher, keine Stunde weniger. Auch Röber will seine Schüler entlasten – beim Schulweg bzw. dem Busfahren von und zur Schule. Dann nämlich bleibt ihnen mehr Zeit, sich zu entwickeln. Nicht nur musikalisch.