Merken

Schüler leben ihre Träume

Flashdance, das neue Musical am Pirnaer Herdergymnasium, kommt im März auf die Bühne. Es ist jetzt schon ausverkauft.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Herderhalle, Donnerstagmorgen. Verena Schröder schnappt sich das Mikrofon. „Bitte aufstellen, wir proben die Szene 1,8. Erstbesetzung“, sagt die Lehrerin an. Sofort nehmen die Schüler ihre Positionen ein. Harry, der Barbesitzer, wischt überzeugend die Tische ab. Dann betritt der schmierige C.C., ein übler Mafioso, die Bühne. Er will Harrys Tanzmädchen abwerben, doch darauf lässt sich Harry nicht ein und macht resolut klar, was er von C.C. im Allgemeinen und dessen Vorschlag im Besonderen hält.

Die Schüler des Herdergymnasiums proben intensiv für das Musical Flashdance. Es ist nicht mehr viel Zeit bis zu den Aufführungen im März. Werbung brauchen die Gymnasiasten nicht, denn alle acht Vorstellungen sind bereits ausverkauft. „Und zwar seit Weihnachten, das hatten wir noch nie“ erklärt Verena Schröder, die zum Leitungsteam gehört. Vielleicht liegt die große Nachfrage auch in der spritzigen, aber dennoch tiefgründigen Handlung das Stückes begründet.

Erzählt wird die Geschichte von der Stahlarbeiterin Alex, die ihren großen Traum vom Tanzen verwirklichen will. Auch ihre Freundinnen wollen tanzen und arbeiten nach der anstrengenden Schicht noch in einer Bar. Während sie vom Leben als Star träumen, möchte Alex einfach nur ihre Tanzleidenschaft leben. Sie lernt Nick Hurley, den reichen Erben der Stahlwerke, kennen. Die beiden verlieben sich ineinander – der Beginn eines Weges voller Missverständnisse und Probleme …

Das Leitungsteam, bestehend aus Georgia Hartmann, Philipp Schoof, Anke Bauer, Verena Schröder und Lisa Eismann, wählte das Stück mit Bedacht aus. „Nach dem sehr ernsten Musical Spring Awakening vor zwei Jahren wollten wir diesmal ein mitreißendes Stück anbieten, bei dem der Schwerpunkt auf dem Tanz liegt“, erklärt Anke Bauer. Die Geschichte ist nahe an den Jugendlichen dran, denn das Motiv, den eigenen Lebentraum zu leben, zieht sich durch das gesamte Musical. „Auch wir als Lehrer versuchen, den Schülern diese Maxime für ihr eigenes Leben zu vermitteln“, sagt Anke Bauer.

Fast einhundert Schüler wirken mit

Geprobt wird seit einem Jahr. Knapp hundert Schüler der Klassenstufen neun bis zwölf wirken mit. Von den Mädchen und Jungen wird einiges abverlangt: Trotz der Proben an drei Wochentagen läuft der ganz normale Unterricht mit Klausuren, Tests und Referaten weiter. „Es ist eine enorme Herausforderung, aber die Schüler sind voll dabei, arbeiten selbstständig und wachsen über sich hinaus “, lobt Anke Bauer. Verdientes Lob, das die Darsteller gerne hören. Gesine Flick spielt die Hauptrolle Alex. Mit dem Charakter konnte sie sich sofort anfreunden. „Ich mag ihre Menschlichkeit, sie ist zerbrechlich, aber steht stark für ihre Freunde ein“, sagt die 15-Jährige und überlegt einen Augenblick. „Ich würde gerne mehr Zeit mit ihr verbringen“, meint sie dann lächelnd. Dem stimmt ihre Mitschülerin Nellie Gestring zu. Sie ist die Zweitbesetzung für Alex, die meisten Rollen sind doppelt besetzt.

Auch Nellie kann Alex gut leiden. „Sie ist ziemlich wild, hat einen großen Traum, nämlich eine Ballettschule zu besuchen, den sie trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt. Am Ende wird ihr Traum Realität. So etwas macht Mut“, sagt die 16-Jährige.

Schule und Proben, wie funktioniert das? „Man muss sich schon gut organisieren, aber es bringt Spaß und dann klappt es auch“, sagt Nellie. Gesine nickt. Sie gibt offen zu, dass sie Lampenfieber vor der Premiere hat. „Am Anfang der Proben war meine Peinlichkeitsgrenze sehr niedrig, jetzt bin ich schon selbstbewusster geworden und kann an dem Charakter feilen.“

Tolles Aushängeschild für die Schule

Es ist das bereits zehnte Musical, das von den Herderanern einstudiert wird. Die Tatsache, dass sämtliche Aufführungen in der Woche vom 10. bis zum 17. März ausverkauft sind, führen Anke Bauer und das Leitungsteam auch auf die ausgeklügelte PR-Kampagne im Vorfeld zurück. Im September fand ein Musicallauf auf dem Pirnaer Markt statt (SZ berichtete). Es kamen über 5 000 Euro zusammen.

Geld, das dringend gebraucht wird, denn die Inszenierung des Musicals Flashdance kostet eine fünfstellige Summe. Konkrete Zahlen will Anke Bauer allerdings nicht nennen. Finanzielle Unterstützung kommt zusätzlich vom Förderverein des Herdergymnasiums, von Spendern und von ehemaligen Schülern.

Es ist mittlerweile eine gute Tradition: Alle zwei Jahre bringt das Herdergymnasium ein neues Musical auf die Bühne. „Wir hoffen, dass wir 2020 wieder mit einem Stück auftreten. Das Musical ist schließlich Aushängeschild für das Herdergymnasium“, sagt Verena Schröder.