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Schafe bestehen Bewährungsprobe

Schloss Wackerbarth schickte erstmals tierische Helfer in seine Weinberge. Das Projekt lief gut – und soll fortgesetzt werden.

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© Lutz Weidler

Von Kevin Schwarzbach

Dießbar-Seußlitz. Die Methode ist Jahrhunderte alt, ihre Wiederentdeckung dagegen noch ganz frisch. Als Schloss Wackerbarth im Frühjahr 14 Schafe des Hobbyschäfers Sebastian Hänsel aus Golk in seinen Weinberg Seußlitzer Heinrichsburg ließ, sorgte das für reichlich Aufsehen. Auch andere sächsische Winzer überlegten schon länger, ob sie Schafe in ihre nachhaltig bewirtschafteten Weinbergen lassen sollten. Doch vielerorts war man sich unsicher, ob die Tiere nicht von den Trauben naschen und so den Ertrag minimieren würden. Bei Schloss Wackerbarth fasste man im Frühjahr den Mut und startete ein Pilotprojekt. Insgesamt neun Schafe und fünf Lämmer beweideten den rund ein Hektar großen Weinberg, auf dem die Rebsorte Müller-Thurgau angebaut wird.

Ein Projekt mit Erfolg, wie das Sächsische Staatsweingut jetzt auf Anfrage der SZ mitteilte. „Wir können ein positives Fazit ziehen. Diese alte, weltweit praktizierte Methode hat sich auch auf der Seußlitzer Heinrichsburg bewährt“, sagt Paula Oschem, Referentin der Wackerbarth-Geschäftsführung, über das Projekt. „Die Schafe haben sich in unseren Weinbergen sehr wohl gefühlt und dort wie gewünscht die Beikräuter zwischen den Rebstöcken gefressen, damit auf natürliche Weise die Begrünung reguliert und zu einer hohen Traubenqualität beigetragen.“ Auch die kursierende Befürchtung, die Schafe könnten die Trauben fressen, kann Oschem entkräften.

Für Weinbergsleiter Till Neumeister war die Idee mit den Schafen im Weinberg von Anfang an kein Hexenwerk. „Ich habe eine ganze Weile in Neuseeland gelebt, da sind Schafe auf allen Flächen“, sagte er im Frühjahr zur Einführung des Pilotprojektes. Ihm sei vielmehr aufgefallen, dass man sich jetzt auch in Europa immer mehr auf die alten Methoden zurückbesinnen würde. Für den Weinbergsleiter hat die Bewirtschaftung durch Schafe durchaus Vorteile im Vergleich zum Traktor: So werde das Gras permanent kurz gehalten, was das Mikroklima im Boden verbessere und für eine bessere Durchlüftung sorge. Zudem werde dabei die Gefahr einer Pilzinfektion verringert und der Boden durch die Hufe insgesamt weniger verdichtet – aber doch genug, um zum Beispiel Mäuselöcher zu verschließen. Außerdem sorgen die Tiere für eine natürliche Düngung.

Folglich wechselten die Schafe nach der Beweidung der Seußlitzer Heinrichsburg auf die mehr als drei Hektar große Nachbarfläche, auf der die Rebsorte Bacchus wächst. Doch nun neigt sich die Weinsaison dem Ende: Die Reben sind leer, das Gras steht tief, die störenden Beikräuter wachsen langsamer nach. Was gibt es für die Ostfriesen-Schwarzköpfe und Suffolks da noch zu tun? „Die Schafe waren zunächst von Anfang Mai bis Anfang August in den Weinbergen. Anfang August wurden die Tiere umgesetzt, da die Weidefläche abgegrast war“, erklärt Paula Oschem. „Die Schafe sind nun wieder im Weinberg und bleiben dort witterungsabhängig auch im Winter.“ Auf diese Weise sollen sie für die perfekten Ausgangsbedingungen im Frühjahr 2019 sorgen.

Denn eines steht schon jetzt fest: Die Schafe haben den Test bestanden und ihren Job zur Zufriedenheit ihrer Auftraggeber erfüllt. Sie dürfen wiederkommen. „Wir planen, die Schafe auch im nächsten Jahr auf der Seußlitzer Heinrichsburg einzusetzen“, sagt Oschem.