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Schätzen Sie mal die Ohrenlänge

Der Rassekaninchen-Verein zeigt seine Jungtiere erstmals im Gewerbegebiet Ehrlichtweg, lädt ein zu Sachsengold und Russen.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Weinböhla. Den Kaninchen geht es wie den Menschen. Manche werden schlafend am besten fertig mit der Wärme, andere laufen bei solchen Temperaturen erst zur Höchstform auf. Wie ein Exemplar der Rasse Burgunder. Es knabbert wie wild am Fressnapf, tüchtiges Klappern, das Futter fliegt umher. Dann wird’s wieder ruhiger. Schließlich will sich keiner überanstrengen.

Ob Burgunder, Russen, Deutscher Riese – der kann bis zwölf Kilo wiegen – oder Zwergwidder. Die würde man gern streicheln, wenn sie so kuschlig-flauschig aus ihren Käfigen schauen.

Kerstin Munzig hat ihr Herz an Lohkaninchen schwarz verloren. Nach Mann und Sohn hat auch sie mit dem Züchten angefangen. Bei den schwarz-braunen Hopplern muss alles stimmen. Der Augenring, der Keil im Nacken, Krallen schwarz-braun, Ohren innen und am Rand braun.

Kerstin Munzig betrachtet eines ihrer Tiere mit geübtem Blick, sie kann zufrieden sein. 8/6 lautet die Bewertung; 8/7 ist das Höchste bei den bis acht Monate alten Jungtieren. Der Preisrichter war schon am Vortag da, seit Mittwoch wohnen die Rassekaninchen in der Halle. Nicht nur die der Weinböhlaer Züchter, auch aus der Region sind gepflegte Vierbeiner zu bewundern. Die 15. Jungtierausstellung ist wieder eine offene Schau und der jährliche Höhepunkt im Leben des 1912 gegründeten Vereins mit zehn Mitgliedern, davon fünf Aktive.

Da müssen alle mitziehen. Schließlich sind nicht nur die Langohren zu versorgen. Imbiss, Tombola, Tier- und Futtermittelverkauf sowie Schätzspiel – diesmal geht es um Kaninchenohr-Längen – wollen vorbereitet sein. Hanna Ebert, Ehefrau des vorherigen Vereinschefs, ist auch dabei. Und erinnert sich. Wo haben sie nicht schon überall ausgestellt: Im Zentralgasthof, im Oberen Gasthof, auf dem Sportplatz, in der Tenne auf dem Kirchplatz.

Die wird nun bald umgebaut zur Weinböhlaer Fahrraderlebniswelt, die Züchter brauchten einen neuen Ort für ihre Schau. Hanna Ebert ist damit zufrieden, ebenso mit der Unterstützung durch die Gemeinde. Die hat die Halle angemietet, alles neu streichen lassen. Besonders schön: Hier können mehr Tiere gezeigt werden. Etwa 200 waren es in der Tenne, jetzt sind es 253 von fast allen Rassen, dazu Häsinnen mit Jungen wie die Hellen Großsilber der Vereinschefin Margitta Reich.

Was sich Hanna Ebert wünscht neben einer weiteren Lagermöglichkeit für Vereinszubehör nahe der neuen Halle – jetzt ist noch manches in der Ferne untergebracht? Dass die Sponsoren die Züchter weiter so engagiert unterstützen, dass sich Kinder und Jugendliche finden, die gern im Verein mittun würden. Und im Moment? Vor allem viele Besucher am Wochenende.

Auf 150 bis 200 Interessierte hofft auch Kerstin Munzig. Die Köchin gibt all ihren Kaninchen Namen, wenn sie dem Jungtier-alter entwachsen sind. Und würde schon allein deshalb nie einen ihrer Hasen in den Topf tun. Da kauft sie lieber was dazu.

Gemeinsam mit Sohn Kevin betreut sie in ihrem Garten 40 Tiere. Dass denen die Hitze bisher nicht geschadet hat, freut sie sehr. Dafür haben sie einen Sprenger aufgestellt, damit das Wasser am Baum runter rieselt, das Dach des Kaninchenstalls kühlt, die Umgebung erfrischt. Und ein Sonnensegel angebracht. Kevin Munzig, er ist Vermessungstechniker, rät außerdem, eine Fliese in den Käfig zu legen, als Kühlfläche.

Die Liebe zum Tier, die Freude an den vielfältigen Rassen, das Erhalten vom Aussterben bedrohter Kaninchen – das treibt die Züchter an, sagt Kerstin Munzig. Und das wollen sie den Besuchern am Wochenende vermitteln.

15. erweiterte Ortsjungtierschau, 18./19. August, Ehrlichtweg 3-9, Weinböhla, neben Möbelhaus Hülsbusch.

Sonnabend, 9 bis 18 Uhr, Sonntag, 9 bis 16 Uhr.