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Saugwürmer im Berzdorfer See

Besucher klagen über juckende Hautreaktionen nach dem Baden. Nichts Gefährliches, sagt das Gesundheitsamt.

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© Pawel Sosnowski

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Rote Flecken am Rücken, dazu die Nachricht, dass die Quaddeln extrem jucken. Es sind keine schönen Bilder, die derzeit in den sozialen Netzwerken die Runde machen. Sie zeigen, was das Gesundheitsamt des Landkreises gestern auch bestätigt: Im Berzdorfer See haben sich Zerkarien verbreitet. Das sind Saugwürmer, die die zwar ungefährlichen, jedoch unangenehmen Hautreaktionen hervorrufen. Bei langanhaltenden Schönwetterperioden wie im Moment und Wassertemperaturen von über 20 Grad Celsius kann gelegentlich bei Badenden in Naturbadegewässern eine Badedermatitis auftreten.

In der vergangenen Woche meldete sich ein Betroffener im Gesundheitsamt, erklärte Sprecherin Julia Bjar auf SZ-Nachfrage. In dieser Woche waren es bereits fünf. Aufgrund der Beschreibung der Symptome schließt die Behörde auf das Vorkommen der Zerkarien. Wasserproben werden dagegen nicht genommen und getestet. Daher kann das Landratsamt auch nicht sagen, ob nur bestimmte Strandabschnitte am Berzdorfer See von den Saugwürmern betroffen sind oder das gesamte See-Areal. Ganz ähnliche Vorfälle gab es im vergangenen Jahr schon am Olbersdorfer See. Auch damals meldeten sich Badende mit Hautreaktionen.

Etwas Neues ist das auch für den Berzdorfer See nicht, bestätigt Schönau-Berzdorfs Bürgermeister Christian Hänel (parteilos, zu dessen Gemeinde die Blaue Lagune gehört. Je nach Temperaturentwicklung habe man damit in jedem Jahr unterschiedlich stark zu kämpfen. Vor allem dort, wo Schilf am Ufer wächst, können sich die kleinen Saugwürmer entwickeln. „Dort, wo das Schilf wächst, beginnt das Naturschutzgebiet, da haben Bader ohnehin nichts zu suchen“, unterstreicht Hänel. Denn dort sollen sich ja Lebewesen aller Arten entwickeln dürfen. Zerkarien gibt es vor allem dort, wo genügend Wasserschnecken (Zwischenwirte) und Wasservögel (Endwirte) vorkommen. Aufgrund des komplizierten Entwicklungszyklus’ ist eine Vorhersage oder „Messung“ eines gehäuften Zerkarienbefalls nicht möglich. Da sie aufgrund ihrer geringen Größe nicht mit bloßem Auge zu erkennen sind, fällt ein vermehrtes Auftreten der Zerkarien im Gewässer erst dann auf, wenn bereits Fälle von Badedermatitis auftreten. Nachdem die Zerkarien in der Haut abgestorben sind, kann es zu allergischen Hautreaktionen kommen. Diese äußern sich durch Quaddel- oder Bläschenbildung mit heftigen Juckreiz. Die Anzeichen ähneln durchaus denen bei Mückenstichen.

Die Symptome bleiben drei bis vier Tage bestehen und sollten nach etwa zehn Tagen abgeklungen sein. Ein Verschlucken der Zerkarien führt nicht zu einer Erkrankung, auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt, erklärt das Görlitzer Landratsamt. Die Wasserqualität des Badegewässers ist dadurch nicht beeinträchtigt.

Als vorbeugende Maßnahmen werden empfohlen, den Aufenthalt in Bereichen mit Wasserpflanzenbewuchs – also vor allem betroffene Uferzonen sowie im Flachwasser zu vermeiden und Enten und andere Wasservögel nicht zu füttern. Darüber hinaus sollte die Badebekleidung nach dem Baden abgelegt und der Körper kräftig mit einem Badetuch abgerieben werden, um somit die Zerkarien auf der Haut erheblich zu reduzieren. Treten nach dem Badebesuch in Naturbadegewässern typische mückenstichähnliche Hautreaktionen auf, sollte zur Linderung eine lokale Anwendung mit entzündungs- und juckreizhemmende Mitteln erfolgen. Dazu zählen unter anderem Lotionen und Salben, heißt es. Bei Unsicherheiten bezüglich der Art und Ausprägung des Ausschlages sollte ein Arzt aufgesucht werden, rät das Landratsamt.

In der Blauen Lagune sind die Hinweisschilder des Amtes jedenfalls vorschriftsmäßig am Infopunkt ausgehängt worden, bestätigt auch Bürgermeister Hänel. Damit jeder Badegast vorsorgen kann. (mit SZ/abl)