Merken

Rollmopsschänke trotzt dem Verfall

Freitals ältestes Gasthaus bekommt eine neue Fassade. Dabei packt Wirt Thomas Hase selbst mit an.

Teilen
Folgen
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Alt, aber urig und gemütlich – auf kaum ein anderes Freitaler Gasthaus treffen diese Worte so zu wie auf die Rollmopsschänke in Hainsberg. Doch alt bedeutet in dem Fall auch marode. Wirt Thomas Hase führt am Wirtshaus entlang und zeigt auf die freigelegten Balken an der Eingangsfront des Fachwerkhauses. Eigentlich sollte zunächst nur der Putz erneuert werden. Hase rechnete mit gut einem Monat Bauzeit. „Doch als der alte Putz runter war, kamen auch die Probleme zum Vorschein“, berichtet der Gastronom.

Eigentlich war zunächst geplant, den Putz zu erneuern. Nachdem er abgeschlagen war, traten Schäden am Fachwerk zutage. Vielleicht auch kein Wunder: Die Rollmopsschänke wurde 1694 erbaut.
Eigentlich war zunächst geplant, den Putz zu erneuern. Nachdem er abgeschlagen war, traten Schäden am Fachwerk zutage. Vielleicht auch kein Wunder: Die Rollmopsschänke wurde 1694 erbaut. © Karl-Ludwig Oberthür
Die Mauern sind ein bunter Mix aus Natursteinen, Ziegeln und einem Stroh-Lehm-Gemisch. Mehrmals wurde das Haus umgebaut. Eine Tafel erinnert ans Jahr 1797.
Die Mauern sind ein bunter Mix aus Natursteinen, Ziegeln und einem Stroh-Lehm-Gemisch. Mehrmals wurde das Haus umgebaut. Eine Tafel erinnert ans Jahr 1797. © Karl-Ludwig Oberthür

Das kleine Fachwerkhäuschen an der Straße nach Rabenau dürfte Freitals älteste Gastwirtschaft und auch eines der ältesten Gebäude der Stadt sein. Soweit bekannt, existierte hier bereits 1492 eine als Freigutschänke bekannte einfache Kneipe. 1694 wurde an ihrer Stelle zunächst ein Brauhaus errichtet und ab 1697 erstmals ausgeschenkt. Damals hieß die heutige Rollmopsschänke noch Gasthof Eckersdorf, benannt nach dem gleichnamigen Gutshof mit Siedlung am Hang des Weißeritztals. Ihren ungewöhnlichen Namen bekam sie wohl um 1919, als ein gewisser Hans Julius Schückel und seine Frau Sophie das Gasthaus führten. Sie setzten das beliebte Fischgericht dauerhaft auf die Speisekarte – die Rollmöpse wurden zum Erfolgsrezept. Natürlich gibt es die eingelegten Fische auch heute noch. Überhaupt setzen Thomas Hase und seine Ehefrau Ramona, die die Rollmopsschänke seit 2002 betreiben, auf bodenständige Küche und saisonale traditionelle Gerichte ohne viel Schnickschnack. „Das würde nicht zu unserem Haus passen“, sagt Thomas Hase.

Das Gebäude kauften sie 2008 und zogen ein. Als nun der alte Putz zu bröckeln begann, entschieden sich die Hases für eine Sanierung. Thomas Hase, gelernter Koch und als Hobby-Handwerker durchaus mit soliden Kenntnissen ausgestattet, stieg selbst aufs Gerüst. Unter dem Putz verbarg sich ein Mix aus Holz, Ziegel- und Natursteinmauerwänden. Einige Bereiche sind auch mit einer Lehm-Stroh-Mischung ausgefacht. Die Balken des Fachwerks, die zum Vorschein kamen, sahen allerdings nicht gut aus. Ein Teil wurde inzwischen von einer Fachfirma gewechselt. Weitere Balken müssen noch ersetzt werden. Hase: „Ich rechne, dass wir noch den ganzen Sommer über zu tun haben.“ Der Gaststättenbetrieb laufe aber normal weiter. Die Verputzarbeiten an der rechten Eingangsfront sollen in Kürze starten. Hier befindet sich auch der Biergarten, der derzeit wegen des Gerüstes nur zur Hälfte aufgebaut ist. Der Gastronom rechnet damit, dass die Arbeiten in diesem Bereich bis Ende Juni erledigt sind. Der obere Fachwerkteil bleibt sichtbar, das Erdgeschoss wird wieder komplett verputzt.

Anschließend kommt die linke Haushälfte dran. Auch dort sind mehrere Fachwerkbalken derart morsch, dass sie getauscht werden müssen. Hase: „Dafür müssen wir dann unser Schlafzimmer räumen.“ Nach der Eingangsfront soll auch der Giebel saniert werden. Er wird komplett verputzt, damit dort auch wieder das bekannte Bild von der Rollmopsschänke seinen Platz findet. Es wurde um 1930 vom Maler Fritz Junghans, einem Meisterschüler Otto Dix’, entworfen und zeigt eine bäuerliche Feierszene. Fachleute haben Schablonen angefertigt. Sobald die Wand, die übrigens einen Ocker-Farbton erhalten wird, fertig ist, wird das Bild wieder aufgemalt. Es gehört zur Rollmopsschänke wie ihr kurioser Name.