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Rechte Biobauern und ihre Vorbilder

Die Neonazi-Szene breitet sich unter Gärtnern aus. Wie ist das in Sachsen?

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Andreas Weller

Rechte Biobauern gibt es nicht nur im Fernsehen, wie zuletzt im Krimi „Tatort“ vor ein paar Wochen. Der Verein Lebensraum Sachsen sagt ausdrücklich, dass er sich nicht zur rechten Szene zählt. Kritisiert wurde er aber dafür, dass zunächst die Anastasia-Bewegung als Vorbild galt. Diese wird als rechtsnationalistisch eingestuft.

In Sachsen sind bisher noch keine Fälle von organisierten braunen Bauern bekannt. Aber deutschlandweit gibt es immer wieder Berichte politischer Organisationen und von Wissenschaftlern über rechtsextreme Biobauern. Unter dem Naturschutzaspekt und dem gemeinsamen Bewahren von Werten gibt es Wurzeln in der nationalen und völkischen Tradition.

Laut der Heinrich-Böll-Stiftung sehen sich rechte Biobauern als Nachfolger der Artamanen. Das war in den 1920er- und 1930er-Jahren eine rechtsradikale Siedlerbewegung. Dies geht aus der Studie „Braune Ökologen“ von 2012 hervor. Die Artamanen wollten den Osten des Deutschen Reiches bäuerlich besiedeln. Sie standen für eine völkische, agrarromantische Blut-und-Boden-Ideologie. Sie hatte einflussreiche Anhänger, zum Beispiel den SS-Chef Heinrich Himmler und den Ausschwitz-Kommandanten Rudolf Höß.

In Mecklenburg-Vorpommern kauften in den vergangenen Jahren Rechtsextreme gezielt Bauernhöfe und restaurierten sie. Dort haben sich „nationale Dorfgemeinschaften“ gebildet, die laut Medienberichten eigenes Land bewirtschaften und Bioprodukte zum Verkauf anbieten.

In Sachsen gibt es laut Verfassungsschutz diese Versuche, als Biobauern aufzutreten, noch nicht. Eine Anfrage der Grünen im Landtag ergab, dass im vergangenen Jahr über 40 Gebäude im Freistaat von Mitgliedern der Neonazi-Szene genutzt wurden. Der Verfassungsschutz weiß von 23 Objekten, die Neonazis gehören, von ihnen gemietet oder gepachtet sind. Dazu kommen elf Objekte von „besonderer Relevanz“ als Treffpunkte und sieben rechte Versandhandel. Nach Recherchen der Grünen gibt es eine zweistellige Zahl weiterer Gebäude, in denen sich die rechte Szene regelmäßig trifft.

Der Lebensraum-Verein will weder in die rechte noch in die linke Ecke gedrängt werden. Man wolle nichts vorgeben. „Jeder, der mitmachen will, ist bei uns willkommen“, sagt der Vorsitzende. Gärtnern werde politisiert, kritisiert Vereinsmitglied Robert Köhn, der selber mal Reichsbürger war. „Ich bereue meine Vergangenheit nicht, denn ich habe fürs Leben viel gelernt. Aber ich glaube nicht mehr daran, dass wir eine boshafte Elite bekämpfen müssen, von der wir gesteuert werden.“