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Rattenplage im Gefängnis

Die Nager vermehren sich besonders gut, weil Häftlinge aus Frust Essen aus dem Fenster werfen.

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© Jürgen-Michael Schulter

Von Kay Haufe

Eigentlich stehen Körner, Samen, Insekten und Kleintiere auf ihrem natürlichen Speiseeplan, doch im Hof der Justizvollzugsanstalt Dresden ernähren sich Ratten von ganz anderen Dingen. Gefangene werfen dort gern mal ihre Lebensmittel zu den Gitterfenstern hinaus, um Frust abzulassen. Die Ratten freut’s, der Tisch ist gedeckt. In der Folge ist die Anzahl der Tiere im Knast im letzten halben Jahr deutlich angestiegen, sagt Anstaltsleiter Jörn Goeckenjan.

Die Nager tummeln sich auf den Freiflächen des Gefängnisses, sind aber tagsüber nicht zu sehen, weil sie nachtaktiv sind. „In den Gebäuden haben wir keine Ratten beobachtet“, sagt Goeckenjan. Er weiß, dass die Tiere ein grundsätzliches Problem in Haftanstalten darstellen. Denn bei den JVAs handelt es sich aufgrund der Außensicherung um abgeschlossene Systeme.

„Dieser Umstand hat zur Folge, dass sich Schadnagerpopulationen relativ unbeeinflusst von natürlichen Feinden entwickeln können, so sie sich einmal angesiedelt haben“, sagt der Dresdner Anstaltsleiter. Ein möglicher Zugang für die Tiere könnten die Fahrzeugschleusen gewesen sein, vermutet er.

Damit sich die Ratten am Hammerweg nicht ungebremst weiter vermehren, hat die Anstalt einiges in die Wege geleitet. Gefangene werden belehrt, keine Lebensmittel mehr hinauszuwerfen. Soweit nachweisbar ist, dass einzelne Personen dies dennoch tun, ziehe ihr Verhalten Konsequenzen nach sich, sagt Goeckenjan. Außerdem würden vermehrt Haus- und Hofreiniger eingesetzt, um die Gebäude und Freiflächen der Anstalt zu reinigen, und die interne Müllentsorgung beschleunigt. Und es kommen Fachfirmen zur Schädlingsbekämpfung zum Einsatz. Wenn diese Köder auf den Freistundenhöfen ausgelegt haben, werden die Höfe vorübergehend gesperrt. Die Gefangenen können dann in einem anderen Freigelände an die frische Luft. Verzichten müssen sie wegen der Rattenplage nicht, wohl aber aus Personalmangel. Nach aktuellen Beobachtungen gehe die Zahl der Ratten zurück, sagt der Anstaltsleiter.

Auf tierische Unterstützung muss Goeckenjan verzichten, es gibt keine Katzen in der JVA am Hammerweg. Und die aus der Nachbarschaft schaffen es nicht über die gesicherte Anstaltsmauer. Die Ratten können sich deshalb ganz ungestört entwickeln, die Tragezeit der Weibchen beträgt nur rund drei Wochen. Und der Nachwuchs wird schnell groß.