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Rätze-Mühle wehrt sich gegen Vorwürfe

Nach dem Fischsterben in Nedaschütz gab es in Spittwitz einen großen Feuerwehreinsatz. Das sorgt für Gerüchte.

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© Rocci Klein

Von Katja Schäfer

Feuerwehrleute in dicken Schutzanzügen auf dem Gelände der Rätze-Mühle in Spittwitz – Fotos und Augenzeugenberichte davon sorgen für wilde Spekulationen. Seit am Wochenende in Nedaschütz Tausende Zuchtfische aufgrund einer Verunreinigung des Schwarzwassers verendet sind, wird vor Ort und auf Facebook heftig über die möglichen Verursacher diskutiert. Noch ist nicht bekannt, welche offensichtlich giftige Substanz im Wasser war und wie sie hineingelangt ist. Das Umweltamt des Landkreises rechnet frühestens am Freitag mit Untersuchungsergebnissen der Wasserproben. Unterdessen machen Gerüchte die Runde, dass die Rätze-Mühle, die oberhalb der Forellenzucht am Schwarzwasser liegt, schuld an dem Vorfall sei. Als Bestätigung dafür wird der dortige Feuerwehreinsatz angesehen.

Forellen verendet

Sebastian Unger, einer der drei Geschäftsführer der Spittwitzer Mühle, weist die Vorwürfe zurück. Dass am Sonntagvormittag zahlreiche Feuerwehrleute vor Ort waren, bestätigt er. „Sie haben Gasmessungen in und um die Mühle vorgenommen und Luft- und Wasserproben entnommen“, sagt er. Damit habe die Kriminalpolizei klären wollen, ob Gas aus der Mühle ausgetreten sei und die Fische eventuell dadurch getötet wurden. Denn in der Mühle fand eine Schädlingsbekämpfung statt – planmäßig wie Unger betont. „Dabei werden die Gebäude von innen durch eine Fachfirma aus Dresden begast“, erklärt er. Das Unternehmen dichte die Mühle erst ab und führe dann zugelassene Gase in die Gebäude. „Dadurch sollen Mehlmotten und Getreidekäfer, die in den leeren Maschinen und Lagerbehältern sein könnten, getötet werden“, erklärt Sebastian Unger. Er unterstreicht: „Das ist eine gesetzlich zugelassene gängige Praxis in Mühlen und anderen Lebensmittelbetrieben.“ Bei Rätzes werde das Verfahren schon seit 25 Jahren so angewendet. Dabei sei es bisher noch nie zu Vorfällen oder Problemen gekommen. Die Fachfirma werde jedes Jahr geschult, die Begasung der Mühle vom Unternehmen bei den Behörden angemeldet und stark kontrolliert – wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben. „Bei den Luftmessungen um die Mühle wurde kein Gasaustritt festgestellt“, ist Sebastian Unger erleichtert. „Die Wasserproben sind noch nicht ausgewertet. Nach jetzigem Erkenntnisstand wird die Wasserverunreinigung aber nicht von der Mühle gekommen sein“, sagt er.

Dass Kameraden mehrerer Feuerwehren und Teile von Katastrophenschutz-Einheiten des Landkreises am Sonntag in Spittwitz im Einsatz waren, bestätigt Gernot Schweitzer von der Pressestelle des Landratsamtes. „Der Einsatz erfolgte nicht zur Gefahrenabwehr, sondern auf Anforderung der Polizei zur Unterstützung bei einem Strafermittlungsverfahren“, sagt er. Die Polizei gibt dazu keine näheren Auskünfte und begründet das mit den noch laufenden Ermittlungen. „Wir untersuchen in alle Richtungen“, äußert Torsten Jahn von der Polizeidirektion Görlitz.

Unterdessen zieht das Fischsterben in Nedaschütz weite Kreise. Jetzt beschäftigt es auch den Sächsischen Landtag. Die Oberlausitzer Grünen-Abgeordnete Franziska Schubert hat dazu eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung gestellt. „Mich bewegt es immer sehr, wenn Natur geschädigt wird – und in diesem Fall bedroht diese massive Umweltschädigung die Existenz eines Unternehmens“, sagt sie. Ihr tue es sehr leid für die Fischzüchter. Sie will sich dafür einsetzen, dass der Verursacher in die Pflicht genommen werde, Wiedergutmachung zu leisten habe.

Zunächst will die Landtagsabgeordnete aber genau wissen, was passiert ist. Sie fragt unter anderem: Wie viele Fische und andere Arten wurden getötet? Was ergaben die Untersuchungen der Wasserproben und Fischkadaver? Welche rechtlichen Konsequenzen gibt es? Antworten auf diese Fragen erwarten auch die direkt und indirekt Betroffenen und viele Leute in der Region voller Ungeduld.

Am Freitagabend war in den vom Schwarzwasser gespeisten Becken der Nedaschützer Forellenzucht innerhalb kurzer Zeit nahezu der gesamte Fischbestand gestorben. Die hauptberuflichen Betreiber Kerstin und Frank Wehner sprechen von insgesamt 13 Tonnen. Sie hoffen, dass bald der Verursacher der Gewässerverunreinigung gefunden und zur Konsequenz gezogen werden kann. Denn versichert ist der entstandene Schaden nicht.