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Rätsel um kaputte Wetterfahne

In Glaubitz wird über die Ursachen des Malheurs spekuliert. Merkwürdig: Es hatte keinen Sturm gegeben.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Glaubitz. Dieser Einsatz war schlimmer als Achterbahn-Fahren, sagt der Leiter der Glaubitzer Gemeindefeuerwehr Martin Reichstädter. Der 31-Jährige und seine Kollegen werden am vergangenen Freitag von Pfarrer Martin Scheiter zu Hilfe gerufen – denn an der Kirche Glaubitz ist die Wetterfahne abgeknickt. Also borgen sich die Feuerwehrleute die Drehleiter von der Gemeindefeuerwehr Nünchritz aus und rücken an, um Kugel und Wetterfahne vom Kirchendach zu holen.

Mit der Drehleiter der Feuerwehr sollte die umgeknickte Wetterfahne vom Kirchturm geholt werden – doch alle Versuche scheiterten.
Mit der Drehleiter der Feuerwehr sollte die umgeknickte Wetterfahne vom Kirchturm geholt werden – doch alle Versuche scheiterten. © Feuerwehr Glaubitz

„Wir hatten schon im Sommer Anleiterproben an verschiedenen Stellen des Dorfes gemacht. Auch an der Kirche“, erzählt Martin Reichstädter. Daher weiß man: von der Straße aus reicht die Drehleiter nicht nah genug an den Kirchturm heran. Deshalb manövrieren die Kameraden den roten Koloss vorsichtig durchs Kirchentor und positionieren ihn an der vermeintlich günstigsten Stelle. „Wir haben es drei Mal probiert und die Drehleiter immer wieder umgesetzt“, so der Wehrleiter. „Wir kamen auch mit den Händen an die goldene Kugel ran.“ Aber die Feuerwehrleute hätten die massive Eisenkugel samt Stab und Wetterfahne über den Köpfen anheben müssen – „da hatten wir Angst, noch mehr Schaden anzurichten“, so Martin Reichstädter.

Kircheneingang ist gesperrt

Zumal der Wind so weit oben ganz schön stark bläst. „Ich habe schon viel gemacht, aber das da oben war schon ordentlich“, sagt der ehrenamtliche Wehrleiter. Der Korb am Ende der Drehleiter wird bis zu einem Meter zur Seite gepustet, beobachten die Kameraden vom Boden aus. „Das war uns dann zu gefährlich. Deshalb haben wir den Einsatz abgeblasen“, sagt Martin Reichstädter, „die Feuerwehr wird hier nicht helfen können.“

Der Haupteingang der Kirche ist deshalb schon seit Freitag großräumig mit Flatterband abgesperrt. Stattdessen müssen die vielen Kinder zum traditionellen Lampionumzug am Martinstag den Nebeneingang nutzen. Die Kirche und auch der Friedhof sind aber weiterhin zugänglich, versichert Pfarrer Martin Scheiter. Doch glücklich ist er mit der Situation ganz und gar nicht. „Das ist ja der Witz schlechthin, dass die Wetterfahne bei Wind abknickt“, so der 35-Jährige. 50 Jahre sollte die schon mal gut und gerne halten, und das Glaubitzer Exemplar sei ja erst mit der letzten Sanierung des Kirchturmes im Jahr 1993 aufgestellt worden.

Nach Sturmtief Herwart Ende Oktober jedenfalls habe die Wetterfahne noch aufrecht auf der Kirche gestanden, erinnert sich der Pfarrer. Und seitdem sei seiner Meinung nach kein größerer Sturm mehr über Glaubitz hinweggezogen. „Das ist mir ein Rätsel. Vielleicht waren es ja die Nachwirkungen des Sturmes – oder es hat sich ein besonders dicker Vogel draufgesetzt“, scherzt Martin Scheiter. Doch egal, was der Grund ist, der Schaden werde auf jeden Fall behoben.

Bergung für nächste Woche geplant

Gespräche hat der Pfarrer dazu auch schon mit einem Dachdecker geführt. Das Problem: Nur ein Spezialkran kommt an die Kirchturmspitze ran – und solche Kräne sind nicht nur gut gebucht, sondern sind auch sehr groß und könnten ein Problem mit dem Kirchentor bekommen. Doch Martin Scheiter ist optimistisch. Er hofft, dass die Wetterfahne schon Ende nächster Woche geborgen werden kann. Dann könnte man auch schauen, wo es eventuell Materialermüdungen an den eisernen Bauteilen geben hat, so der Pfarrer. Und damit könnte vielleicht auch das Rätsel um die abgeknickte Wetterfahne von Glaubitz gelöst werden.