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Preiswerter und persönlicher

Radebeuls Gastgeber sind nicht nur die großen Hotels. Viele Privatleute vermieten Ferienwohnungen und -häuser. Einige sammeln sogar Sterne.

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© Arvid Müller

Von Beate Erler

Radebeul. Eine alte Villa im italienischen Landhausstil, davor eine blühende Buche, ringsherum ein großer Garten. Hier würden sicher viele gern einmal Urlaub machen und wer genauer hinsieht, liest auf einem schlichten gläsernen Schild, dass dies auch möglich ist: „Ferienwohnung im Musikerviertel bei Familie Rudolph“.

Die Gastgeberin ist gerade im Garten in Begleitung ihres Hundes Cappi, ein King Charles, der sich in dem noblen Anwesen wohl fühlt. Erst vor drei Tagen sind die letzten Gäste abgereist. Eine fünfköpfige Familie, die schon zum dritten Mal die Ferienwohnung auf der Mozartstraße gebucht hat. In das Gästebuch haben sie geschrieben, dass sie auch diesmal bestimmt nicht zum letzten Mal hier gewesen sind. In zwei Tagen haben sich schon die nächsten Gäste angekündigt. Ein Pärchen, das in Dresden zu einer Familienfeier eingeladen ist.

Ab März bis Dezember geben sich die Urlauber hier die Türklinke in die Hand. Vier bis fünf Feriengäste hat Ursula Rudolph dann im Schnitt pro Monat. Das reicht aber auch, schließlich muss die 110 Quadratmeter große Wohnung auch geputzt werden. Noch dazu ist die Friseurmeisterin sehr ordentlich und pingelig, alles muss perfekt sein: „Die Gäste sollen reinkommen und sich sofort wohlfühlen.“

Die Touristinformation Radebeul hat auch private Vermieter in ihr Gastgeberverzeichnis aufgenommen: Derzeit sind 53 Ferienhäuser und -wohnungen verzeichnet. Ob das alle sind, weiß Heike Thiele, Sachgebietsleiterin Tourismus nicht, denn die privaten Vermieter sind nicht verpflichtet, sich anzumelden. Auch die Anzahl der Gäste, die pro Jahr in diesen Unterkünften übernachten, wird statistisch nicht erfasst, sagt sie.

Ursula Rudolph sieht einen Trend weg von der klassischen Hotelbuchung hin zur Ferienwohnung. Zu ihr kommen vor allem Familien oder Pärchen, die etwas Luxus wollen, sagt sie. „Die Hotelzimmer in Dresden sind oft teurer; in einer eigenen Wohnung sind die Gäste unabhängiger und es ist persönlicher“, sagt sie.

Das beginnt mit der obligatorischen Begrüßung in der Küche der Ferienwohnung: Ein Teller mit frischem Obst und Schokolade. Daneben eine Vase mit einer roten Rose aus ihrem Garten. Ursula Rudolph ist Frühaufsteherin und wenn sie am Morgen mit Hund Cappi Gassi geht, bringt sie für ihre Gäste frische Brötchen mit: „Die hänge ich dann für sie an die Türklinke“, sagt sie. Meist am dritten Abend fragen die Gäste dann, ob sie ein Glas Wein mit ihnen trinken will.

Danach muss sie nur wenige Stufen nach oben und ist in ihrer eigenen Wohnung. Die Rudolphs haben das Haus 1993 gekauft. Über 20 Jahre hatten die Euro-Schulen im unteren Teil des Hauses ihr Büro. Ursula Rudolphs Mann war der Geschäftsführer. Als er 2012 starb und das Büro leer stand, entschied sie sich, eine Ferienwohnung einzurichten. „Ich brauchte eine Ablenkung und eine Aufgabe“, sagt sie. Risikofreudig war sie schon immer und sie war sich sicher, eine Ferienwohnung in Radebeul, das wird schon gut gehen.

Seit vier Jahren steht die Wohnung nun für Urlauber offen. Sie kommen vor allem aus Westdeutschland: Hamburger, Berliner, Wiesbadener und Kölner. Internationale Besucher hat Ursula Rudolph bisher nur aus Ungarn, aber dafür jedes Jahr. Das Interesse an günstigeren Übernachtungsmöglichkeiten ist da, sagt sie.

Erst Anfang April hatte ein Hotelportal die Durchschnittspreise für Hotelzimmer der Drei- und Fünfsterne-Kategorien in deutschen Großstädten verglichen. In Sachsen übernachtet man demnach am günstigsten. Dennoch kostet eine Nacht im Dreisternehotel durchschnittlich 70 Euro. Um die privaten Vermieter zu unterstützen, vergibt die Touristinformation Radebeul seit 2006 auch Sterne an Privatzimmer, -wohnungen und -häuser. Bisher haben sich nur 32 Vermieter nach den Kriterien des Deutschen Tourismusverbandes klassifizieren lassen.

Dabei sind die Sterne für viele ein entscheidendes Kriterium bei der Buchung. Sie sind ein bundeseinheitliches Symbol und kennzeichnen den Standard auf einen Blick, so die Touristinformation. Wer sich bewerten lassen möchte, kann sich dort melden. Allerdings wird eine Vorauswahl getroffen: Zum Beispiel muss ein separater Eingang vorhanden sein. Die Klassifizierung wird mit dem Vermieter nach Terminvereinbarung gemeinsam vorgenommen. Nach der Bewertung erhält der Vermieter eine Urkunde und auf Wunsch ein Schild vom Deutschen Tourismusverband.

Ursula Rudolph hat sich 2014 zum ersten Mal fünf Sterne geholt. Nach drei Jahren wurde wieder geprüft. Auch im letzten Jahr konnte sie das Prädikat „Exklusiv“ verteidigen.