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Plötzlich steht da ein Kreuz

In Eigeninitiative ließ ein Unternehmer in Stadt Wehlen ein Wegkreuz aufstellen. Für ihn ein Zeichen deutscher Kultur.

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© Andreas Weihs

Von Nancy Riegel

Stadt Wehlen. Sind wir jetzt in Bayern? Das fragen sich wohl einige Anwohner und Touristen in Stadt Wehlen. Das Bundesland hat seit diesem Monat die sogenannte Kreuzpflicht, das heißt, in allen Dienstgebäuden des Freistaates muss ein Kreuz im Eingangsbereich hängen. Nicht am Eingang, sondern mitten in der Gemeinde Stadt Wehlen steht seit einigen Tagen ein großes, hölzernes Kreuz samt Figur des gekreuzigten Jesus. An der Schönen Aussicht und gut sichtbar von der Straße wurde es dort am 10. Juni geweiht.

Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Wegkreuz. Davon gebe es in der Region zu wenige, findet der in Dorf Wehlen lebende Unternehmer Daniel Heimann. Er plante, bezahlte und installierte die rund zwei Meter hohe Eichenkonstruktion. „Eigentlich sollte es drei Meter hoch werden, aber das genehmigte der Stadtrat nicht“, sagt er. Für die jetzige Variante liegt der Stadtratsbeschluss vor. Mehrere Tausend Euro habe sich Heimann das Flurkreuz kosten lassen. „In Polen, Italien, Österreich und anderen Ländern bin ich immer wieder auf Wegkreuze gestoßen. Immer in einem guten Zustand und mit Blumen und Kränzen geschmückt“, sagt der Katholik. Er wolle mit dem Kreuz ein „Zeugnis unserer Kultur und unseres Glaubens kennzeichnen.“ Der Ort soll zum Innehalten, zum Gebet und zum Dialog aufrufen.

Flurkreuze findet man besonders häufig in katholischen Landstrichen. Die Kirche in Stadt Wehlen gehört allerdings zur Evangelisch-Lutherischen Philippus-Kirchgemeinde Lohmen. Daniel Heimann betont, dass das Kreuz nicht auf eine Konfession festgelegt sei.

Man sollte in diesem Zusammenhang erwähnen, dass der Unternehmer Pro Patria Pirna angehört, einer christlich-fundamentalistischen Organisation, die Partner der sogenannten Ein-Prozent-Bewegung ist, derzeit die bekannteste Kampagne der rechten Identitären Bewegung. Im vergangenen Jahr trat er in Sabine Michels Dokumentation „Montags in Dresden“ – bekannt als „Pegida-Doku“ – auf. Er erklärte sich darin als bekennender Kapitalist, Christ und Pegida-Anhänger, sprach von der Verweichlichung und Überwältigung des christlichen Abendlandes. Zudem trat er als Vertrauter des bekannten neurechten Intellektuellen Götz Kubitschek auf. „Das Wegekreuz hat nichts mit Pro Patria zu tun, es handelt sich um eine rein private Initiative“, sagt Heimann. Er könne nicht verstehen, warum sich jemand an einem solchen Kreuz stören könne.