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Pesterwitzer Winzer stocken auf

Während die 2017er-Ernte in den Fässern lagert, entscheidet sich an einem neuen Hang, ob hier bald Goldriesling gelesen wird.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Pesterwitz. Wer in der kalten Jahreszeit von Wein redet, denkt oft an Glühwein. „Den haben wir nun auch“, sagt Lars Folde und holt aus der Dunkelheit eines Regals zwei Flaschen hervor. Die eine enthält eine Mischung aus Kirsch- und Erdbeerwein – den gibt es im Gut Pesterwitz schon länger. Die andere Flasche enthält richtigen Winzerglühwein, gekeltert aus 2015 geerntetem Dornfelder.

„Das wird von den Kunden immer mehr nachgefragt“, begründet Folde, Chef des Obst- und Weinbaugutes. Da habe man von dem Jahrgang einfach mal ein paar Liter abgezweigt, mit Gewürzen versetzt und reifen lassen. Wein aus Pesterwitz – das ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Die Familie Folde übernahm die zum Ende der DDR wieder aufgerebten Hänge 1998 und entwickelte den Betrieb mit Fleiß, Fingerspitzengefühl und auch ein bisschen Glück weiter. 2015 und 2016 waren gute Weinjahre, noch immer werden die Bestände im hofeigenen Laden verkauft. „Nach zwei guten Jahren hatten wir 2017 schon mit einem Einbruch gerechnet, es kann ja nicht immer so weitergehen“, gesteht Lars Folde. Es ging aber so weiter.

Als der Frühling begann, kamen alle zehn Weinsorten auf den 8,4 Hektar Anbaufläche gut aus der Winterruhe heraus. Dann herrschten Anfang April plötzlich eiskalte Nächte, die viele deutsche Winzer zwangen, ihre Weinberge zu beheizen. Auch die Foldes zündeten Feuer an – allerdings in den benachbarten Süßkirschplantagen, die zu der Zeit schon blühten. Es habe sich auch gelohnt, lässt der Obstbauer durchblicken.

Der Wein wurde vom Frost verschont – die jungen Knospen waren an den höher gelegenen Hängen bei Freital noch nicht so weit wie im Elbtal. Die Kälte konnte den noch geschlossenen Knospen nichts anhaben. Der Rest war dann einfach Glück. Einem guten Sommer folgte zwar ein regnerischer Spätsommer, aber Lars Folde und sein Team pokerten erfolgreich: „Wir ließen den Wein länger hängen, in der Hoffnung, dass er dann noch etwas Sonne abbekommt und Zucker einlagert.“ Es funktionierte. Der Pesterwitzer Wein konnte nochmals ordentlich Wärme und Licht tanken, sodass am Ende ein Zuckergehalt von 84 Grad Oechsle gemessen wurde – das würde als Prädikatswein durchgehen.

Jetzt ruht der 2017er-Jahrgang in Fässern im Weingut Schuh in Sörnewitz sowie im Weingut Prinz zur Lippe. Die Weißweine, unter anderem Bacchus, Goldriesling, Müller-Thurgau und Solaris, werden frühestens im März abgefüllt und ab dem Sommer verkauft. Der Rotwein, wie Dornfelder oder Regent, kommt erst im nächsten Herbst in den Handel.

Bis dahin sollte es auch eine neue Anlage aus den Kinderschuhen herausgeschafft haben. Vor zwei Jahren haben die Foldes an der Kohlsdorfer Straße einen halben Hektar mit Goldriesling bepflanzt.

Doch die jungen Rebstöcke hatten einen schlechten Start, weil der Frühling zu trocken war. „Wir haben dann etliche Rebstöcke ersetzen müssen“, sagt Lars Folde. Derzeit sind die jungen Pflanzen in Kunststoffröhren verschwunden – die schützen vor Wind, Kälte und Wildverbiss. Der Goldriesling ist eine echte sächsische Spezialität, er wird nur hier angebaut. Familie Folde rechnet damit, dass die Pflanzen erstmals im kommenden Sommer Früchte tragen werden – wenn der Winter nicht zu hart ausfällt.