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Oberschule bekommt Konkurrenz

In der Nachbarstadt Belgern soll es ab 2019 eine neue, freie Schule geben. Das sorgt in Strehla für Unruhe.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Die Oberschule in Strehla könnte ab nächstem Sommer ein Minus bei den Schülerzahlen verzeichnen. Denn im Einzugsbereich der Einrichtung soll eine neue Schule entstehen: In der Nachbarstadt Belgern soll mit Schuljahresbeginn 2019/20 eine neue Oberschule in Betrieb gehen. Entsprechende Pläne nehmen seit Monaten Gestalt an.

Wenn im nächsten Schuljahr die ehemalige Mittelschule Belgern von einem privaten Träger in Betrieb genommen wird, könnte sich das ändern.
Wenn im nächsten Schuljahr die ehemalige Mittelschule Belgern von einem privaten Träger in Betrieb genommen wird, könnte sich das ändern. © Eric Weser

Betreiben will die Schule ein freier Träger: die Evangelische Schulgemeinschaft Niederlausitz, ein Ableger des Diakonischen Werkes Elbe-Elster. Für die Brandenburger ist Belgern nicht das erste Schulprojekt. Insgesamt sieben Schulen, darunter fünf Grundschulen und ein Gymnasium, betreibt das Unternehmen bisher. Hinzu kommen drei Kitas und eine Handvoll Schulhorte. Alle Einrichtungen liegen bisher in Südbrandenburg, in Orten wie Bad Liebenwerda, Lübben oder Finsterwalde.

Dass der Träger jetzt auch nach Sachsen kommt, liege an der Nachfrage, sagt Sprecherin Alice Beck. „Die Belgeraner haben gesagt: Wir haben eine leer stehende Oberschule, und unsere Kinder müssen immer so weit bis in die Schule fahren.“ Daraufhin sei die Evangelische Schulgemeinschaft mit der Stadt Belgern ins Gespräch gekommen. Die Zustimmung sei groß gewesen.

Zwei Klassen mit etwa 40 Schülern

So groß, dass die zunächst einzügig geplante Schule inzwischen bereits zweizügig angelegt sei. Ab dem nächsten Schuljahr sollen in Belgern demnach zwei fünfte Klassen mit insgesamt rund 40 Schülern unterrichtet werden, so Alice Beck. Neben den Schüleranmeldungen habe man auch das dafür nötige Kern-Lehrpersonal von drei Personen bereits beisammen. Einzelne Stunden sollen vorläufig zudem über externe Lehrkräfte abgedeckt werden.

Die Genehmigung für den den Schulbetrieb steht indes noch aus. Laut sächsischem Kultusministerium liegt dem Landesamt für Schule und Bildung als zuständiger Behörde seit Anfang Oktober ein Antrag für die geplante freie Oberschule vor. Beim künftigen Schulträger ist man guter Dinge, dass die Behörde dem Antrag stattgibt und der Schulbetrieb wie geplant im nächsten Sommer beginnen kann. Bis dahin gibt es allerdings auch im Gebäude noch einiges zu tun, sagt Sprecherin Alice Beck. Die 2006 geschlossene frühere Juri-Gagarin-Mittelschule an der B 182 in Belgern ist nach jahrelangem Leerstand renovierungsbedürftig. Der Träger will jetzt zunächst das untere Geschoss wieder herrichten. Wenn in den nächsten Schuljahren weitere Klassenstufen hinzukommen, wolle man dann in die obere Etage weiterwachsen, so Alice Beck.

In Strehla sorgt das Schulprojekt in der Nachbarstadt für eine gewisse Unruhe. Stadtpolitiker erkundigten sich jüngst, was los ist. Dahinter dürfte die Sorge stehen, dass die neue Schule in Belgern dem Schulstandort Strehla ein Stück weit das Wasser abgräbt. Im vorigen Schuljahr kamen laut Angaben der Stadt Strehla von den 333 Strehlaer Oberschülern rund die Hälfte aus (nord-)westlichen Nachbargemeinden: 83 aus der Gemeinde Cavertitz, 30 aus Liebschützberg – und 53 aus Belgern.

Dass die Strehlaer Sorge eine gewisse Berechtigung hat, dafür spricht mehreres. Sowohl das Kultusministerium spricht von einem „Konkurrenzangebot“ im Einzugsbereich der Oberschule Strehla. Und auch die Schulgemeinschaft Niederlausitz ist bewusst, dass die freie Oberschule in Belgern mit Strehla im Wettbewerb um Schüler steht. Was das langfristig für die Strehlaer Oberschule bedeuten könnte, dazu hält sich das Kultusministerium bedeckt. Über Auswirkungen könne man derzeit keine Aussage treffen, heißt es. Für die Genehmigung freier Schulen stellt das Ministerium aber klar, könne es aus rechtlicher Sicht aber keine Rolle spielen, ob Schulen in öffentlicher oder freier Trägerschaft in der Region vorhanden seien.